Das Jugendbuch „Die schwarzen Flügel“ der norwegischen Autorin Lise Knudsen wurde 2008 durch den Baumhaus Verlag veröffentlicht. Erzählt wird die Geschichte der 19-Jährige Dea, die in einer Woche an einem wichtigen Konzert teilnimmt. Sie ist eine talentierte Pianistin und wünscht sich nichts sehnlicher als erfolgreich zu sein. Wären nicht die Zweifel, ob es wirklich das Richtige ist und die Frustration über das Unverständnis ihrer Eltern. Wird sie diszipliniert und selbstbewusst ihren Weg gehen? Oder unter dem Druck scheitern?
Mir ist das schmale Büchlein durch Zufall bei einem großen Bücherverkauf in die Hände gefallen. Die Zartheit des Covers und der sinnbildliche schwarze Flügel eines Vogels im Vordergrund fiel ins Auge. Ich fragte mich, welcher Tiefgang sich wohl hinter der geringen Anzahl von 128 Seiten verbergen könnte.
Von Anfang an liest sich das Buch wie eine Mischung aus Kurzgeschichte und Novelle. In personaler Erzählperspektive werde ich Zeuge verschiedener Momentaufnahmen innerhalb einer Woche, die die Protagonistin bis zu ihrem Konzert erlebt.
Passend dazu sind die Kapitel nach Tagen angelegt, so dass die zeitliche Orientierung nicht verloren geht. Allerdings ist das auch die einzige Struktur, die ich erkennen kann. Denn innerhalb dieser Zeit werde ich von einer Situation in die nächste geworfen. Es wirkt „abgehakt“ oder gar „sprunghaft“. Es gibt kaum einen ordentlichen Ausgang, sondern die Szene endet mittendrin. Ich fühlte mich absolut nicht abgeholt. Beispielsweise ist sie nach einem Streit mit ihrer besten Freundin sehr durcheinander und im nächsten Absatz sitzt sie spielend an ihrem Klavier und denkt gar nicht mehr darüber nach.
Schade, denn die 19-Jährige Hauptdarstellerin Dea ist eine Mischung aus Disziplin und Selbstzweifel, Ordnung und Chaos. Sie ist eine talentierte Pianistin und steht unter dem gigantischen Druck, es allen anderen und sich selbst zu beweisen. Normalerweise wäre die Ich-Perspektive für so einen emotionalen Plot die bessere Variante gewesen. Auch um die Problematik, dass Stress krank machen kann, besser zur Geltung zu bringen. So war ich nun oft verwirrt über Deas merkwürdige Gedankengänge, die ihrer Fantasie entsprangen um sich von Frustration, Schwindel und dem selbst ernannten „anders sein“ abzulenken. Die Beschreibung, dass „zwischen der Felswand und der Waldluft keine Membran vorhanden ist, verstehe ich immer noch nicht wirklich. Als wollte sie in eine andere Welt abtauchen um zu vergessen“, dass sie völlig überfordert ist. Zumindest ist das meine Interpretation dessen, was ich zwischen den Zeilen lesen kann. Das passt nicht gerade zu einer 19-Jährigen. Würde man dann nicht etwas mehr Reife erwarten? Ich ertappte mich oft dabei, an ein junges Mädchen von maximal 14 oder 16 Jahren zu denken. Wenigstens lief Deas Klavierspiel sehr lebendig und mitreißend vor meinem inneren Auge ab – pure Glückseligkeit. Von einer Musikerin, die die Autorin nun einmal ist, erwarte ich das aber auch. Alles in allem hat mich das Buch nicht überzeugt. Ich brauche einfach mehr Informationen zur Umgebung, den Nebendarstellern, selbst zur Protagonistin um mich darin zu vertiefen. Man hätte so viel aus der Grundidee machen können und es locker zu einem 300 oder mehr Seiten Roman bringen können. Diese Art der Erzälung ist hier einfach der falsche Weg und mit einem typisch offenen Ende nicht zufriedenstellend.
Fazit: Kompakte Jugendgeschichte mit wenig nachvollziehbaren Gedankengängen, jedoch schön beschriebener Musikalität. Empfehlenswert für offene Kurzgeschichtenleser.
Lise Knudsen
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Die schwarzen Flügel
Neue Rezensionen zu Lise Knudsen
'Die schwarzen Flügel' von Lise Knudsen ist ein interessanter Roman, der aus dem Rahmen der üblichen Jugendbücher fällt. In kurzen Kapiteln schildert die Autorin ein paar Tage aus dem Leben der 19-jährigen Dea, die unbedingt Pianistin werden will.
Den Höhepunkt, auf den auch Dea ständig hindenkt, ist ein großes Konzert mit für alle überraschendem Ausgang.
Zu Anfang eines Kapitels findet sich immer der Anfang des Stückes, das auf den nächsten Seiten eine Rolle spielen wird - eine sehr schöne Idee, wie ich finde.
Der Klappentext verspricht einen Konflikt zwischen Dea, die Musikerin werden will, und ihrer Mutter, die ein Medizinstudium für ihre Tochter plant. Dieser hat jedoch - wie eigentlich alle zwischenmenschlichen Konflikte - kaum Bedeutung, viel mehr geht es um Deas Innenleben, ihren zwanghaften Perfektionismus und den Druck, den sie auf sich selbst ausübt. Mit poetischer, bildhafter Sprache stellt Lise Knudsen die Probleme ihrer Hauptperson da, bringt Poesie allerdings bis zu dem Punkt, wo sie etwas übertrieben und verwirrend wirkt. So findet man sich urplötzlich aus heiterem Himmel in Deas Traumbildern wieder, obwohl sie gerade noch auf einer Party war. Teilweise ist die Geschichte etwas unlogisch, zerstrittene Menschen sind plötzlich wieder versöhnt, riesige Probleme verpuffen im Nichts, tauchen dann plötzlich wieder auf. Das ganze ist eine Art Achterbahnfahrt ins Zeitlupe, ein ständiges Auf und Ab der Gefühle wie vielleicht auch das ein oder andere Klavierstück. Trotzdem wird es vielleicht gerade weniger musikinteressierte Leser oft mit einem stummen "Hä?" auf den Lippen zurücklassen. Auch die Beweggründe der Hauptperson Dea werden kaum geschildert. Sie ist anders, ok, aber warum? Warum liebt sie Musik so, obwohl sie nicht damit aufgewachsen ist, warum grenzt sie sich - anders als früher - plötzlich so entschieden ab zu ihren Altersgenossen?
Alles in allem wirklich interessantes Buch, dessen neue Ansatzpunkte allerdings des Öfteren in unnötiger Poesie und Unlogik verloren gehen. Ich würde 3,5 Sterne gebem, runde aber mal auf auf 4.
ich schließe mich an - gutes Thema, aber das Buch zieht einen nicht in seinen Bann... Man bleibt immer irgendwie außen vor.
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