Cover des Buches Mr Christmas is not in Love: Ein weihnachtlicher Liebesroman (ISBN: B07KV47CP8)
alice14072013s avatar
Rezension zu Mr Christmas is not in Love: Ein weihnachtlicher Liebesroman von Liv Maxx

Wunder geschehen, wenn wir unsere Angst loslassen und lernen uns zu lieben

von alice14072013 vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Eine charmante Geschichte, die durch feinfühligen Humor und tiefe Emotionen besticht. Sie lässt uns an das Wunder der Weihnacht glauben.

Rezension

alice14072013s avatar
alice14072013vor 5 Jahren


Mr. Christmas is not in love.... Aber ich, und es war Liebe auf den ersten Blick.

"Ist Weihnachten schon vorbei?« Mein Schädel dröhnte wie die Hölle. Gleißendes Licht schmerzte in meinen Augen, mit einem Aufstöhnen schloss ich sie wieder. Warum fror ich so? Wo war ich überhaupt? Oh Gott, bitte. Lass Weihnachten vorbei sein.." ( Zitat aus dem Buch )

Eine Vorstellung, die niemand teilen möchte: Weihnachten so sehr zu hassen, dass man versucht es in Alkohol, Einsamkeit und Ignoranz zu ertränken. Was treibt einen Menschen dazu, sich selber so viel Schmerz an diesen wundervollen Festtagen der Liebe zuzufügen, bis jegliche Wahrnehmung in einem dichten Nebel versinkt, der keinerlei Gefühle mehr zulässt?

"»Eine Erinnerung, die ich bisher erfolgreich verdrängt hatte.« Caspar verzog keine Miene. Und das, obwohl ich nackt und blutend vor ihm lag. Auf dem Perserteppich in meinem Arbeitszimmer, wie ich unschwer an der hölzernen Deckenverkleidung erkennen konnte. Warum blutete ich überhaupt? Ach ja, ich war in der Nacht mit dem gläsernen Briefbeschwerer in der Hand gestürzt. Warum war ich nackt? Hatte ich gerade vergessen." ( Zitat aus dem Buch)

Wie würden wir handeln, wenn das Schicksal gerade am Heiligen Abend unerbittlich zuschlagen würde und danach unsere Welt zerbricht und alles zerstört, das uns einst ausgemacht hat?

"»Schnee. Wir sollten uns auf weiße Weihnachten einstellen. Merry Christmas.« Seine Stimme ließ es eher wie Herzliches Beileid klingen. Und damit lag er richtig. Mir wurde schlecht. Der Schnee machte alles noch schlimmer, auch wenn ich nicht wusste, warum. Am besten sollte ich weiter trinken. Ich griff nach meinem Glas wie nach einem Rettungsanker, dann sah ich die leere Karaffe auf dem Schreibtisch. »Warum ist der Whisky alle? Wozu verdiene ich all diese Millionen, wenn ich mir nicht einmal einen Whisky kaufen kann?« Ich nölte wie ein kleines Kind." ( Zitat aus dem Buch )

Ich habe keine Ahnung und ich möchte es mir auch gar nicht vorstellen müssen. Die ersten Zeilen klangen irgendwie hoffnungslos und bedrückend. Ich wollte unbedingt hinter den alles überschattenden Schmerz von Mr. Christmas blicken, der ironischerweise auch noch eine Firma leitet, die sich auf Weihnachtsdekorationen spezialisiert hat. Was für eine Farce!
Doch wer jetzt glaubt, dieses Buch versetze uns in eine gedrückte Weihnachtsstimmung, der hat sich getäuscht. Bereits in John Christmas ersten Gedanken und Worten schwingt so viel Ironie und Sarkasmus mit, dass man ungewollt schmunzeln muss. Ich hätte mir nie träumen lassen, mit wie vielen Tränen der Rührung und wie vielen Lachtränen ich seinen klägli chen Versuch, das Fest der Liebe und der Wunder zu verdrängen, beobachten und scheitern sehen würde. Es war ein Genuss!

Diese Geschichte lebt von ihren sehr konträren Emotionen, die uns unweigerlich mit auf eine Reise zu uns selbst nehmen. Und am Ende bleiben wir gerührt zurück, mit der Erkenntnis, dass es sich manchmal lohnt, über den eigenen Schatten zu springen und vor allem wieder an Wunder zu glauben.

Inhalt:

Der Winter duftet nach Liebe ...
John Christmas, vermögender Erbe einer Christbaumkugel-Firma, hasst Weihnachten aus tiefstem Herzen. Darum zieht er sich mit seinen engsten Vertrauten Caspar, Mel und Bailey auf sein Anwesen in den englischen Cotswolds zurück und wartet darauf, dass Weihnachten vorübergeht. Oder dass ein Wunder geschieht?
Da schneit Marian Star mit ihrem Söhnchen Gabriel in seine Abgeschiedenheit – noch dazu hochschwanger! Was haben die drei sich nur dabei gedacht, ausgerechnet sie als Küchenhilfe zu engagieren? Doch wie magisch fühlt sich John zu Marian hingezogen und sie kommen sich schnell näher.
Wäre da nicht sein dunkles Geheimnis, das alles überschattet und in die Tiefe zu reißen droht. Auch Marian hat einiges zu verbergen …

Meinung:

"Obwohl das Geschehene so lange her war, konnte man es spüren. Die Stille, die alles dämpfte. Der Schatten, der alles verdunkelte. Als würde sich der Schrecken dieses Tages wie ein grauer Schleier über alles Schöne legen, ihm seine Strahlkraft rauben und es mit sich in die Tiefe zerren." ( Zitat aus dem Buch )

Ich erlebe es ganz selten, dass ich mich sofort mit dem Inhalt eines Buches und seinen Charakteren verbunden fühle. Bereits als ich den Klappentext gelesen habe, spürte ich im Inneren, dass diese Geschichte genau das ist, was ich zum jetzigen Zeitpunkt brauchte, weil sie ganz viel von meinen eigenen Gefühlen widerspiegelt. Ich wusste, ich musste sie lesen. Denn auch ich empfinde manchmal um die Weihnachtszeit eine gewisse gedrückte Stimmung und eine leichte Einsamkeit, die mich unruhig machen. Mein Kopf ist dann oft leer. Ich kann mich weder auf das Lesen, noch auf die weihnachtliche Vorfreude, die jeden ergreift, konzentrieren. Habe ich gedacht.... Bis ich anfing zu lesen. Volltreffer! Ich habe das Buch innerhalb einer Nacht und einem halben Tag verschlungen, wofür ich sonst mehr als eine Woche brauche. Ich habe meine Umwelt nicht mehr wahrgenommen, so sehr war ich in dem Geschehen versunken. Ich habe mitgefühlt, Tränen gelacht, war gerührt und habe gezittert bis zum Schluss. Und erst danach bin ich wieder in meine eigene Welt zurückgekehrt, mit einer großen Erkenntnis reicher, die mich selber betrifft ....

Diese Geschichte ist einfach entzückend und wahnsinnig charmant. Sie hat mich unerwartet getroffen, mir auf sehr humorvolle und leichte Art den Zauber der Weihnacht nahegebracht und ganz viel mit auf den Weg gegeben.

Die Idee alleine liest sich auf den ersten Blick gar nicht so spektakulär. John Christmas, Erbe einer Firma die ausgerechnet Weihnachtsdekoration herstellt hasst Weihnachten so sehr, dass er sich Jahr für Jahr auf den Familiensitz in den englischen Cotswolds zurückzieht, um abgeschieden von der Außenwelt das Fest zu vergessen, das einst sein Leben zerstörte. Dabei zieht er seine drei Angestellten, den Butler Caspar, den Chauffeur Bailey und die Köchin Mel tief in seinen Sumpf der Einsamkeit und des Selbsthasses hinein. So tief, dass den Dreien nur noch ein Ausweg einfällt. Sie müssen ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren und durch einen Schockzustand wieder ins Leben holen. Hier kommt Marian Star ins Spiel, die sie als neue Küchenhilfe einstellen. Denn Marian hat etwas, was John unweigerlich aus der Reserve locken wird. Doch niemand konnte damit rechnen, dass die junge Frau mit Kind und Babybauch anreisen würde. Was folgt, ist eine Geschichte, die so turbulent beginnt, dass mich bereits die erste Begegnung zwischen Marian und John vor Lachen fast von meinem Sofa geworfen hätte. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann auch vorbei mit der Vorstellung eine unspektakuläre Geschichte vor sich zu haben. Die Handlung gleicht einem Feuerwerk an Situationskomik, Missverständnissen und Vertuschungsversuchen. Es war grandios. Ich hatte noch nie so viele Lachtränen in den Augen und ich werde immer gewisse Bilder im Kopf behalten, wenn ich an Morgenmäntel, Maronensuppe, "Schleiertänze" und Handtücher um Männerhüften denke, oder Risotto... Aber dazu werde ich nicht spoilern. Der Humor, der dieser Geschichte zugrunde liegt ist überragend, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Und es passt. Nichts ist weit hergeholt, sondern dient auf wundervolle Weise der Entwicklung innerhalb des Geschehens.

"»Die Entlassung ist somit endgültig vom Tisch. Eine gute Entscheidung. Geradezu weise.« Auch Caspar verließ den Raum. Wie bitte? Ich hatte überhaupt nichts entschieden. Vor allem nicht endgültig. Das war über meinen Kopf hinweg entschieden worden. Wie auch immer die vier das angestellt hatten." ( Zitat aus dem Buch )

Die Geschichte lebt aber nicht nur von ihrem Humor, sondern auch von ganz vielen berührenden Momenten, die uns tief ins Herz gehen.

"Das passte zu ihr. Sie interpretierte in etwas so Hässliches etwas Schönes hinein und gab ihm damit eine andere Wendung. Sie drehte es zum Guten. Allein die Möglichkeit, dass jemand auf mich aufgepasst und über mich gewacht hatte … Die schlimmsten Stunden meines Lebens wurden dadurch abgemildert. Eine höhere Macht hatte mich vielleicht beschützt? Auch wenn ich das nicht glaubte, allein Marians Versuch war rührend und bewegte mich mehr, als ich im ersten Impuls zugeben wollte. Mein Schutzengel wachte über mich. Eine schöne Vorstellung" ( Zitat aus dem Buch )

Es sind die Momente, die uns tief in den Schmerz eines Menschen blicken lassen, seine Verzweiflung, seine immer wiederkehrende Angst greifbar machen. Und uns damit einen Blick in seine verletzte Seele geben. Man kann gar nicht anders als mit ihm zu leiden, weil wir verstehen und seine Gefühle nachvollziehen können. Ein Erleben, das jeden in die Knie zwingen würde.

Dann wiederum sind es die Momente, die uns zeigen, was wir erfahren können, wenn wir einfach nur unseren Blickwinkel ändern. Es sind die Augenblicke, in denen wir uns ein wenig öffnen und über unseren eigenen Schatten springen. Momente, in denen wir plötzlich Zuneigung, Geborgenheit und Liebe erfahren, die wir vielleicht nicht mehr missen möchten und die uns unsere Einstellung hinterfragen lassen. Denn genau das passiert hier mit unseren Protagonisten. Inmitten all der Turbulenzen und Stolpersteine, treten sie eine Reise zu ihrem eigentlichen Selbst an. Sie finden einen Weg aus der Dunkelheit, auch wenn er manchmal mit sehr viel Unglauben und Staunen verbunden ist, und sich ihnen nur schrittweise erschließt. Diese Entwicklung ist rührend, irgendwie mitten aus dem Leben gegriffen, weil sie auch aus Fehlern und manchmal aus Spontanität und Bauchgefühl entsteht und immer wieder mit Rückschritten verbunden ist, weil man nicht immer aus seinen Mustern ausbrechen kann. Das macht sie absolut glaubhaft und der Leser stellt sich zwangsläufig dem gleichen inneren Kampf, fiebert mit und beginnt auch über sich selber und sein eigenes Handeln und Empfinden nachzudenken. Nicht ohne Grund habe ich sofort eine Verbundenheit zu diesem Buch und seinen Charakteren empfunden. Viele Muster, Ängste und Hoffnungen habe ich auch bei mir festgestellt. Somit ist diese Geschichte nie nur eine triviale Geschichte, sondern auch eine Reise zu uns selbst, die mit ganz viel Ironie und einer Leichtigkeit verpackt ist, dass wir es manchmal gar nicht so bewusst bemerken, bis es uns an einem gewissen Punkt mit voller Wucht trifft. Man spürt, dass die Autorin sehr viel Herz in ihre Geschichte hat fließen lassen. Aber auch, dass sie mit Sicherheit auf einen hohen Erfahrungswert und sehr viel Empathie zurückgreifen kann.

"Ach, alles kein Problem. Würde ich mich halt wieder in meinen Eispalast zurückziehen. Siebzigster Stock, ganz oben. Weit weg von allem Gefühl. Weit weg von unserer Liebe. Ihrer Zärtlichkeit und Leidenschaft. Ihren wunderbaren Küssen und ihrem süßen Lächeln. Doch es trug mich nicht mehr, dieses dürre Gerippe aus lächerlichen Eisstäbchen. Ich krachte durch die Decke und durchschlug alle siebzig Böden nacheinander. Im freien Fall.." ( Zitat aus dem Buch )

Die Empathie der Autorin und die Fähigkeit in die Seele eines Menschen zu blicken, spürt man auch mit jeder Zeile in ihren Charakteren. Sie sind wundervoll, echt, liebenswert und lassen uns tief in ihr Innerstes blicken. Ich habe mich in alle verliebt, ohne Ausnahme. Ich habe ihnen alles abgekauft, was sie mir erzählten und ich wollte jeden einzelnen permanent in meine Arme schließen. Immer wieder. Ich habe so manchen Wutausbruch mit ihnen erlebt, wollte sie wachrütteln und in die richtige Richtung schubsen. Ich habe die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen, habe Tränen mit ihnen gelacht, war verliebt und gerührt und bin mit ihnen zerbrochen. Es war so großartig.

Marian mit ihrer schusseligen Art und ihrem Hang in jedes Fettnäpfchen zu treten. Dabei war sie so empfindsam und großherzig. Ich musste sie einfach lieben.

Caspar mit seiner Ironie, seinem aufgesetzten Butlergehabe, das keinen anderen Grund hatte, als John Christmas ständig den Spiegel vorzuhalten und auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, war köstlich.

Der kleine Gabriel, der sich mit seiner Unschuld und seinen kindlichen Streichen sofort in mein Herz geschlichen hat.

Und nicht zuletzt John Christmas, der so viele Facetten von sich gezeigt hat, dass er unweigerlich zu meinem absoluten Liebling wurde. Jeder würde sich einen John Christmas wünschen, der zwar offenkundig in seinem Selbsthass ertrinkt, aber plötzlich darüber staunt, wie viel Liebe er doch zu geben hat und wie sehr er eigentlich auf sein ganz persönliches Wunder hofft. Ein Mann, der einen Kampf gegen sich selber führt, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, weil sein Herz einfach zu groß ist und weil in dem verbitterten Mann ein kleiner Junge steckt, der für jeden Spaß zu haben ist. Er ist nur in einem Alptraum und in seiner Angst gefangen, die seinen Schrei nach Liebe und Geborgenheit überdeckt. Es war wundervoll ihn dabei zu begleiten, wie er mit einer riesigen Portion Selbstironie sein eigenes Ich Stück für Stück freilegt.

"Vielleicht packte sie die Koffer? Diese Bemerkung ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und in meinem Inneren trudelte etwas zu Boden. Keine Ahnung, was das war. Mein Herz?" Zitat aus dem Buch )

Das Schönste an dem Buch aber ist seine Aussage und die sollten wir alle im Auge behalten, weil wir zu ähnlichen Mustern wie John Christmas neigen. Das Gute im Leben kommt nicht zu dir, wenn du in deiner Verzweiflung ertrinkst und zu verdrängen versuchst. Du musst das Schlechte und die Angst loslassen, dich wieder dem Leben und der Liebe ( vor allem zu dir selbst ) öffnen. Nur dann kann manchmal ein Wunder geschehen.

Fazit:

"Mr. Christmas is not in love" ist eine absolut zauberhafte Geschichte, die wunderbar in die Weihnachtszeit passt. Sie besticht mit einem feinfühligen, köstlichen Humor und ganz viel Selbstironie, aber auch mit zerbrechlichen Gefühlen und einer Liebe, für die es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen. Vor allem aber zeigt sie uns, dass doch manchmal Wunder noch geschehen können, wenn wir schon nicht mehr zu hoffen wagen. Wunder, die mit Arbeit an uns selbst verbunden sind, aber dafür um so heller strahlen, wenn wir diesen Schritt gegangen sind. Dies ist ein Buch, das ganz viel zu geben hat. Wenn wir uns darauf einlassen, berührt es uns tief in unserem Herzen. Mein Weihnachten hat es um einiges heller gemacht und dafür liebe ich es.

» Schau mal, die Sterne. In der Weihnachtsnacht passieren die wunderbarsten Dinge.« Sie lächelte... »Vielleicht auch die schrecklichsten?«, murmelte ich.... »Das Wunderbare ist stärker. Immer. Geradezu unbesiegbar.« ( Zitat aus dem Buch )

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks