Cover des Buches Sehet die Sünder (ISBN: 9783423249409)
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Rezension zu Sehet die Sünder von Liv Winterberg

Rezension zu "Sehet die Sünder" von Liv Winterberg

von kubine vor 11 Jahren

Rezension

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kubinevor 11 Jahren
Im Winter 1440 geschehen in der Nähe des kleinen bretonischen Dorfes Saint Mourelles grauenhafte Dinge: Kinder, aber auch Erwachsene, verschwinden plötzlich spurlos und werden kurze Zeit später tot aufgefunden. Keiner hat eine Erklärung dafür, eine Verbindung zwischen den Opfern besteht nicht. Mathis Maury, ein junger Bauer, der seit einem Überfall marodierender Söldner immer noch mit seinen Verletzungen zu kämpfen hat, geht dem ganzen auf den Grund. Ihm zur Seite steht seine Verlobte Catheline. Lange tappen sie im Dunklen, doch die Hinweise verdichten sich – und führen zum nahegelegenen Schloss. Dort allerdings verlieren sie sich wieder. Als der Bischof von Nantes sich aus nicht ganz uneigennützigen Gründen in die Untersuchung einmischt, zieht sich das Netz um den Täter immer enger – und die Dorfbewohner schweben in noch größerer Gefahr... Der neue Roman von Liv Winterberg basiert auf wahren Begebenheiten. Aber nicht die Geschichte an sich reizte die Autorin, sondern die Rolle der Kirche bei der ganzen Sache und das Leben des einfachen Volkes in der damaligen Zeit. Beides verpackte sie sehr gut in diesem historischen Roman. Die Abhängigkeiten des einfachen Volkes von ihrem Lehnsherren werden dabei genau so aufgezeigt wie die Intrigen des Klerus. Durch einen flüssigen Schreibstil schafft es die Autorin auch, diesen gut recherchierten Roman spannend zu gestalten. Es gibt zwar hin und wieder kleinere Längen, trotzdem möchte man wissen, wer und was hinter den Morden steckt und wie es mit den Protagonisten weitergeht. Die Charakterisierung der einzelnen Personen ist auch recht gut gelungen. Manche sind etwas undurchsichtig, wodurch der Leser auf manche falsche Fährte geführt wird, andere schließt man sofort ins Herz. Einzig Catheline war mir oft zu zickig, stur und rechthaberisch, auch wenn sie nicht immer falsch lag. Allerdings ging sie mir damit manches Mal gehörig auf die Nerven.Sie ist durch die Trennung von Mathis, der die Verlobung löste, da er der Meinung war, aufgrund seiner Verletzung nicht mehr für sich selbst, geschweige den für eine Familie sorgen zu können, verletzt, aber trotzdem wirkt ihr Verhalten an mancher Stelle sehr überzogen. Das war etwas unglaubwürdig. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist für mich die Einbettung der Geschichte in den historischen Kontext. Während das Leben der einfachen Bevölkerung, einschließlich der Abhängigkeit von der Obrigkeit, sehr gut beschrieben wird, bleibt die Zeit, in der die Geschichte spielt, für den Leser, der etwas mehr über den Hintergrund wissen möchte, weitestgehend im Dunklen. Zwar wird ein Krieg mit den Engländern erwähnt, genau wie die Jungfrau von Orleans, aber wer mehr wissen möchte, ist auf das Internet angewiesen. Das finde ich ein bisschen schade, den wenn ich ein Buch lese, möchte ich nicht gleichzeitig im Internet recherchieren müssen. Auch wenn es nicht das Hauptaugenmerk der Autorin war (und man muss das ganze ja nicht wissenschaftlich ausarten lassen), hätten mir ein, zwei erklärende Sätze an passender Stelle besser gefallen, als hin und wieder eingestreute Anmerkungen, mit der der in der Historie nicht so bewanderte Leser nicht so viel anfangen kann. Trotz allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, und wer gerne spannende historische Romane liest, bei dem man auch miträtseln kann, ist hier genau richtig.
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