Rezension zu "Der Himmel über Cornwall" von Liz Fenwick
Damals:
Die unkonventionelle Lady Alice will keinesfalls den Weg beschreiten, den ihre Mutter und ihr Onkel für sie vorgesehen haben. Eine Ehe mit einem langweiligen, viel älteren Mann möchte sie vermeiden. Selbst wenn dieser als gute Partie gilt. Zudem hat sie sich der Suffragettenbewegung angeschlossen und plant bei einem Ball, bei dem auch das Königspaar anwesend ist, eine gewagte Aktion.
Diese bringt ihr am Ende Verbannung ein. Sie muss, bis sich die Aufregung in ton gelegt hat, zum Landhaus ihrer Familie in Cornwall reisen und dort abgeschieden leben. Alice langweilt sich zunächst fürchterlich, obschon ihre Cousine mit von der Partie ist. Doch dann lernt sie einen attraktiven Mann kennen, der für ihre Familie arbeitet…
Gegenwart:
Die frisch geschiedene Theodore, hat ein Händchen für das Gestalten von Gärten und Häusern. Als sie eines Tages entdeckt, dass ein baufälliges kleines Cottage in Cornwall zum Verkauf steht, hält sie nichts mehr in der Stadt zudem sie dringend Ablenkung benötigt. Ihr Exmann der seine aktuelle Freundin geschwängert hat, will nämlich schon bald erneut heiraten.
Obwohl ihre egozentrische Mutter, die ihr die Schuld am Scheitern der Ehe gibt, abrät von diesem Schritt, lässt sich Theo nicht aufhalten. Mit Cornwall verbindet sie nämlich wunderbare Erinnerungen an ihre kürzlich verstorbene, geliebte Großmutter, mit der sie die Region zusammen bereiste.
Obwohl viel Arbeit auf Theo wartet, lässt sie sich nicht beirren und schon bald fühlt sie sich wohl in ihrem neuen Zuhause- mehr noch, sie lernt neue Menschen kennen und schätzen. Als Theo alte Briefe in einem Schrank des Cottages findet, wird sie neugierig, denn es scheint so zu sein, dass der Absender unglücklich verliebt war in eine Frau mit aristokratischen Wurzeln. Interessiert beginnt sie mit den Nachforschungen…
Da ich Romane, in denen Familiengeheimnisse ergründet werden müssen, im Stile einer Katherine Webb beispielsweise, sehr mag, konnte mich der Klappentext von Liz Fenwicks aktuellen Roman sogleich neugierig machen. „Der Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, erzählt die Geschichten zweier Frauen. Größtenteils, auch wenn in dem Vergangenheitsstrang eine Liebesgeschichte involviert ist, ist es ein Selbstfindungsroman.
Wunderbar fand ich es, dass die Romanheldin mal nicht um die dreißig Lenze zählt, sondern schon die Fünfzig überschritten hat. Die Autorin kann Theos Unsicherheit und ihre letztendliche Abnablung von ihrem alten Verhaltensmuster plausibel vermitteln. Nichtsdestotrotz blieb sie mir als Romanfigur leider etwas fremd.
Anders Alice, die zwar durchaus etwas naiv und speziell gestrickt ist, aber ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt.
Ihre Liebesgeschichte lässt sich süß und romantisch an, flacht jedoch schnell ab; da kommen wir schon zu meinem ersten Kritikpunkt. Ich fand einfach, dass der Love Story der nötige Tiefgang fehlte und die Dialoge des Paares teilweise zu blumig und beliebig ausgedrückt wirkten. Zudem wird sie dermaßen nebensächlich weitergeführt, dass man als Leser schnell das Interesse daran verliert. Und auch die Hintergrundstory, also dass Alices große Liebe in den Krieg ziehen muss und was er dort erlebt, erfährt man lediglich durch wenige Romanpassagen, mehr aus dem „Off“, was ich schade fand.
Für reichlich Verwirrung sorgte dann auch die konzipierte Ausgangssituation bezüglich familiärer Bindungen und Verwandtschaftsgrade. Mir war sie zu konstruiert dargeboten und leider nicht glaubwürdig.
Der 557 Seiten umfassende Roman weist dazu einige Längen auf, so dass ich leider einige Zeit benötigte, bis ich letztendlich ans Ende gelangt war, weil er mich nicht richtig packen konnte, so wie ich es mir erhofft hatte.
Liz Fenwicks Schreibstil ist zwar eingängig, aber der historische Hintergrund wurde mir zu dürftig erzählt.
Weder ist dieser überzeugend, noch die Selbstfindungsstory zweier Frauen und so kann ich leider nicht mehr als 3.5 von 5 Punkten für diesen Roman vergeben.