Ich weiß noch ganz genau wo ich an diesem 7. Oktober war, als mich die ersten Nachrichten aus Israel erreichten. Es hatte mich zutiefst erschüttert und glich einem lebendig gewordenen Alptraum.
Lizzie erzählt davon wie es ihr und ihrer Familie und Freunden erging. Ich stehe sprachlos davor wie „Alltag“ nach diesem entsetzlichen Tag ausschaut.
„Und jetzt, Monate später, da ich dies schreibe, weiß ich, Worte können diese quälende Zeit nicht erfassen, die so unendlich langsam verstrich, die Atemzüge nicht, die aussetzten, die apokalyptischen Gedanken, und auch den Schweiß nicht, in den ich ausbrach und der wieder trocknete und von Neuem ausbrach, nicht die Luftalarme und das Sirren der Raketen, die Einschläge und die Abschüsse ringsum.“ (S. 11 meiner eBook-Ausgabe)
Lizzie Doron versucht eine Auszeit von den Nachrichten und engagiert sich ehrenamtlich durch die Vermittlung einer Freundin an ein Erinnerungsprojekt, das den Opfern des Massakers gewidmet ist und Nachrufe verfasst. Man rechnet mit über 1.300 Namen die eingehen werden. Alleine schon diese Stelle lässt einem still zurück. So viele Menschen, so viele Tote, so viel Leid.
Das Gespräch mit einem palästinensischen Freund stockt. Wie will man Worte finden? Wann kann man überhaupt noch miteinander reden und sich verstehen?
Und immer wieder erzählt Lizzie Doron von Situationen, die manchmal wirklich absurd klingen, beispielsweise im Schutzraum während eines Luftangriffes. Oder von Demonstrationen, an denen man sich immer noch beteiligt.
Lizzie Doron schreibt in ihrem Nachwort zu diesem Buch:
„Alle diese Geschichten habe ich so erlebt, sie sind wahr. Ich wollte, dass unsere Realität erzählt wird. Dass man die Dringlichkeit spürt, die Wut, die Frustration, die Verzweiflung – und die Sehnsucht nach Normalität, das tiefe Bedürfnis nach Hoffnung und danach, endlich wieder Mitleid zu empfinden, endlich wieder lieben zu können. Und ich wollte, dass man sieht, wohin grausamer Hass führt, Siegesträume, wahnhafte Politiker und messianische Fantasten.“
Fazit:
Ich kann die Lektüre dieses Buches mit seinen 160 Seiten nur sehr empfehlen. Mir konnte es ein Verständnis dafür geben wie zerrissen und zutiefst verletzt das Leben und Denken der israelischen Bevölkerung seit diesem Tag ist.
Die Übersetzung aus dem Hebräischen ist von Markus Lemke.