Ich freue mich immer wieder, wenn ich auf richtig gut geschriebene lesbische Coming-Out-Romane stoße. Brombeerherzen gehört zu diesen Büchern.
Rafaela spaziert nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Sie lebt bei ihrem Vater, der viel zu wenig Zeit für sie hat. Zu ihrer Mutter hat sie kaum Kontakt. In der Schule wird sie von einigen Mitschülerinnen gemobbt. Sie hat keine Freundinnen, außer ihr Pony Bert und die ältere Agnes, mit der sie regelmäßig ausreitet.
Rafaela ist verunsichert, aufbrausend, schnell verletzt. Nur auf dem Rücken von Bert fühlt sie sich sicher und selbstbewusst.
Als Leserin fällt es einem nicht immer leicht, Sympathie für Rafaela zu empfinden.
Doch Rafaelas Leben beginnt sich langsam zu ändern, als sie Miriam kennen lernt, die Tochter von Agnes. Diese ist Im Gegensatz zu Rafaela voller Lebensfreude, sie lacht viel, isst gerne und hat drei beste Freundinnen, mit denen sie sogar in Urlaub fährt. Die beiden Mädchen freunden sich an, doch Rafaela verspürt plötzlich viel mehr, als nur Freundschaft zu Mirjam.
Schritt für Schritt kommen sich die beiden Mädchen näher. Hier punkte die Autorin besonders. Sie beschreibt nicht, sondern sie entführt die Leser*innen tief in die Geschichte. Man fühlt, spürt, leidet, lacht mit Rafaela mit. Auch die ersten körperlichen Annäherungen sind sensibel und wunderschön geschrieben.
Was mir an der Geschichte auch sehr gut gefällt: Beide Protagonistinnen sind eben nicht perfekt: Die eine dünn, lang, nörgelig - die andere etwas mehr auf den Hüften, unsportlich. Der Vater wird ebenfalls sehr positiv dargestellt, obwohl er zu wenig Zeit für seine Tochter hat. Er respektiert, dass seine Tochter lesbisch ist.
Was hat mich gestört?
Zunächst musste ich mich an die Gegenwarts-Zeitform gewöhnen. Nicht unbedingt meine bevorzugte Zeitform in Büchern. Aber nach einigen Seiten hatte ich mich daran gewöhnt.
Die Figur Agnes, Miriams Mutter, ist mir etwas zwiespältig. Auf der einen Seite super sympathisch, auf der anderen doch sehr naiv, was ihre Tochter angeht.
Aber trotzdem gebe ich gerne fünf Sterne, weil diese kritischen Anmerkungen nicht ausreichen, um einen Stern Abzug zu geben.
Für mich ist das Jugendbuch „Brombeerherzen“ ein wichtiges und richtig gutes Coming-Out-Buch.
Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Wertvoller und wichtiger Coming-Out-Roman