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Dieser Artikel wurde mir als Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt.
FSK 16/18
++ Triggerwarnung: Blut, Gewalt, Tod, Sadismus, Mindfuck und Gewalt gegen Kinder ++
Ich - Perspektive
Geschrieben in der Vergangenheitsform.
𝔓𝔯𝔬
Großes Geplänkel bevor es so richtig zur Sache geht? - Nicht mit Autorin Loni Littgenstein. Dies ist nicht mein erstes Buch von dir wirklich talentierten Schriftstellerin. Allerdings ist es das erste Buch von ihr, welches ich aus der SP Veröffentlichung lese. Bekannterweise hat sie sonst immer über den Redrum Verlag veröffentlicht, umso überraschter war ich, als ich sah, das sie nun in eigener Regie unterwegs ist. Auf jeden Fall ein cooler Schritt in eine neue Richtung !
Doch worauf wollte ich eigentlich hinaus?
Exakt ! - wer auf eine entspannte und humane Einleitung in das Geschehen hofft, der ist hier an der falschen Adresse. Wir werden mit einem sadistischen, okkulten Ritual begrüßt und in diesem geht es gleich richtig zur Sache. Ich warne hiermit bewusst vorab, da es sich spezifisch auch um Gewalt an Säuglingen handelt und diese Thematik bewusst an die Psyche gehen kann. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Was für ein geiler Auftakt und welch gelungene Atmosphäre ! Ein starker Sprung ins kalte Wasser den ich mal wieder sehr genossen habe, nachdem ich meine Nase längere Zeit nicht mehr in ein Buch dieses Genres gesteckt habe. Wobei man vermerken muss, Scharade wird als Psychothriller angepriesen, erweckt für mich jedoch zu Beginn auch den Hauch eines blutigen Horrorbuches.
Wir bekommen heftige und detailreiche Situationen geboten und die Gänsehaut ist hiermit vorprogrammiert. Loni kennt keine Grenze - das ist mein Statement dazu. Einfach nur spitze !
Doch worum geht es im groben überhaupt ?
Nachdem wir in dieses grausige Szenario geschmissen wurden, erleben wir mit unserer Protagonistin einen Zeitsprung von 7 Monaten.
Sie ist Journalistin und lebt mit ihrem Partner Tom zusammen.
Seit dem sadistischen Vorfall ist ihr Leben nicht mehr das Gleiche und insbesondere im Job läuft es alles andere als gut. Es folgen keine erfolgreichen Storys mehr und die Wagemutigkeit der jungen Frau schwindet davon. Halluzinationen und bösartig schlimme Wahnvorstellungen verfolgen sie und drängen sie immer weiter in die Ecke des Abseits. Ein authentischer Charakterverlauf der durch seine Bodenständigkeit punktet.
Doch plötzlich erhält unsere Protagonistin eine völlig unerwartete Mail. Eine Einladung in eine der örtlichen psychologischen Einrichtungen. Das Versprechen einer atemberaubenden Story für ihre Karriere. Ein Maulwurf meldet sich bei ihr und erweckt ihr Interesse. Somit beschließt sie diesen Weg einzuschlagen. Meldet sich unter falschen Vorwänden dort an und erlebt einen grausigen Alptraum aus Fiktion und Verwirrung.
Die eigentliche Thematik entwickelt sich zu einem knackigen Psycholospiel. Wir als Leser werden aktiv dazu eingeladen uns mit der Situation auseinanderzusetzen. Welch gelungene Idee, denn ich hatte einen riesen Spaß dabei und war sofort vertieft. Als wäre ich ein Teil dieser Sitzung und würde allen Insassen gegenüber sitzen. Wir werden bewusst hinter das Licht und auf die falsche Fährte geführt und auch wenn dies etwas vorhersehbar ist, macht es unglaublich Laune.
Hierbei muss man noch einmal deutlich anmerken, wie viel Mühe die Autorin sich bei der Darstellung der einzelnen Persönlichkeiten gegeben hat. Jede Person hat seine ganz individuelle und schaurige Geschichte. Morbide, abgebrüht, verrückt und gnadenlos.
Mit jedem weiteren Gespräch und jeder weiteren Vorstellung, werden wir immer weiter mit in den Sumpf der Unermesslichkeit gezogen.
Es gab vorab bereits eine kleine Theorie die ich für mich gehegt hatte, die sich jedoch Gott sei Dank so in dieser Form nicht bewahrheitet hat. Dies erleichterte mich etwas, denn es wäre etwas einfallslos gewesen. Doch die Autorin enttäuscht auch nicht in diesem Punkt.
Inhaltlich geht die Geschichte gut und zügig voran, denn mit gerade mal 160 Seiten gibt es wie bereits erwähnt, keine Lange Anlaufzeit für Geplänkel.
𝔎𝔬𝔫𝔱𝔯𝔞
Gibt es überhaupt wirkliche negative Punkte für mich?
Hierbei kann ich nur sagen, das einzige was mich etwas gestört hat, war die etwas einfallslose Umgebung. Natürlich gehört es zum Plot und zu dem Verlauf der Geschichte dazu, jedoch wurden Psychiatrien bereits soooo oft verwendet, das der Ort an sich für keinen eigenständigen Gruselfaktor mehr sorgt. Auch einige Geschehnisse innerhalb der Psychiatrie wurden aus anderen Story Verläufen entnommen. Sie sorgen vielleicht nicht unbedingt für eine gewisse Eigenständigkeit, sind aber trotzdem soweit in Ordnung und unterhaltsam.
Außerdem war ich etwas traurig, das es keinen unerwarteten und schockierenden Twist gab. Die Geschichte nimmt zwar ein cooles und unterhaltsames Ende, welches es auch wirklich lesenswert macht, jedoch habe ich Tief im Inneren ein wenig auf etwas anderes, vielversprechenderes gehofft.
Was mir am aller wenigsten gefallen hat ist die Gestaltung des Covers. Obwohl der Inhalt sehr wohl von sich überzeugen konnte und ich das Können der Autorin bereits kenne, wäre es kein Buch welches ich kaufen würde, würde ich es in dieser Gestaltungsform im Laden sehen. Die Darstellung wirkt fast ein wenig einfallslos und wenig aussagekräftig. Einzelne Abschnitte wirken sogar etwas unscharf in ihrer Auflösung und rein inhaltlich hätte man mehr aus dem Design machen können.
Wie ihr bereits erlesen könnt, ist Scharade ein Buch welches ihr unbedingt gelesen haben solltet. Wieder einmal ein grandioser, neuer Auftakt der talentierten Autorin Loni Littgenstein.
Von mir bekommt dieses Werk: 8,5/10 Fledermäuse.🏥