Rezension zu "Istrien Reiseführer Michael Müller Verlag" von Lore Marr-Bieger
Davon kann man sich schon in der Planungsphase für einen Urlaub auf dieser grossen 'Halb-Insel' überzeugen. Halb-Insel steht hier in Gänsebeinen, weil Istrien wirklich sehr gross ist. Poreč, Rovinj, Pula oder Medulin kennen viele. Aber das Hinterland, sei es zum Wandern, sei es zum Radfahren, das ist eher was für Kenner.
Auch wenn zur Zeit (Ostern 2020) Urlaubsplanungen mit sehr grossen Fragezeichen zu versehen sind, lohnt sich dieser komplett überarbeitete und aktualisierte Reiseführer. Immerhin schon die Auflage Nummer 6.
Die allgemeinen Informationen zu Anreise per Auto (inkl. aktueller Autobahngebühren), Zug, Bus oder Flugzeug, über Fauna, Flora und Geschichte sind bei den Michael-Müller-Reiseführern jetzt an's Ende des jeweiligen Buches gewandert. Der Reiseteil selbst ist in fünf Kapitel gegliedert: Westküste, Landesinnere, Südküste, Ostküste und auch die kleine slowenische Riviera hat ihr Kapitel abbekommen.
Gespickt ist das Ganze mit zahlreichen Tipps zu Unterkunft, Camping und Essen. Samt Rufnummern und gegebenenfalls Internetadressen. Oftmals findet sich auch eine knappe Beschreibung einer Mountainbike-Tour in der beschriebenen Region. Was ich besonders gelungen finde ist die Tatsache, dass nicht nur der Schreibstil leicht und unterhaltsam zu lesen und mit zahlreichen Farbfotos aufgelockert ist. Sondern dass in den Kapiteln zu den meisten größeren Städten und Städtchen deren Geschichte erläutert wird. Die Verständigung auf Kroatisch wird bestimmt nicht perfekt ausfallen, aber ein paar Seiten mit Begriffen und Redewendungen sind im Anhang auch zu finden. Wobei die Aussprache bei denjenigen besser ausfallen könnte, die in der Lage sind, einen Knoten in die Zunge zu machen... So habe ich es zumindest empfunden.
Zahlreichen Ausschnitte aus Stadt- und Umgebungskarten runden das Ganze ab. Die Wandervorschläge, auf die in den Kapiteln lediglich hingewiesen wird, sind in einem separaten Teil am Ende des Buches zusammen gefasst und werden dort ausführlich beschrieben. Einschliesslich des rund 153 km lange Parenzana-(Rad-)Wanderweg. Dieser führt teilweise über stillgelegte Eisenbahnstrecken samt Tunnels und Viadukte. Die 153 Kilometer werden in drei Etappen unterteilt beschrieben. Die GPS-Daten der Radtour und der zwölf Wanderungen stellt der Verlag auf seiner Internetseite zur Verfügung.
Fazit: auch für diejenigen, die keine komplette Istrien-Rundreise ins Auge gefasst habe, sondern ‚nur‘ nach Poreč, Rovinj, Pula, Opatija oder einen anderen typischen istrischen Urlaubsort wollen, ideal.
Apropos Poreč: das als absolut empfehlenswert angegebene Grand Hotel Palazzo ist wahrhaft empfehlenswert. Der Pool ist zwar relativ klein, dafür sucht das Frühstücksbuffet seinesgleichen. Der Traum schlechthin. Der Kaffee, Espresso, Cappuccino oder Tee wird von ausserordentlich freundlichen Mitarbeitern an den Tisch gebracht. Zwei Dinge gibt es jedoch auf jeden Fall zu beachten: erstens einen wenn auch teuren aber dafür bewachten Parkplatz direkt vor dem Haus mit zu buchen. So man mit dem eigenen Fahrzeug anreist. Und, nicht minder wichtig: um ein Zimmer zur offenen Meer-Seite, also Richtung Westen, zu bitten! Die Zimmer zur Promenade sind zwar ebenso schön. Aber in der Hochsaison wird man vor zwei oder drei Uhr in der früh kaum ein Auge zubekommen. Die Promenade ist die Party-Meile von Poreč. Samt Discos, in denen sich teilweise nur knapp bekleidete, dafür umso hübschere Mädels auf Podesten räkeln.
Dass Rovinj ebenso wie Poreč in der Hochsaison von Touris gestürmt wird, bedarf keiner Frage. Ist bei der Schönheit der Städtchen auch kein Wunder. Macht aber nichts, denn auf so glatt polierten Pflastersteinen kann man meines Wissens nur dort bummeln gehen.
Auch und gerade für diejenigen, die das Landesinnere der großen Halbinsel als Ziel in’s Auge gefasst haben, ist der Reiseführer eine ideale Lektüre. Und Begleitung.