Rezension zu "Das Berlin der Kinder vom Bahnhof Zoo. Eine Audio-Dokumentation" von Clemens Marschall
Zu Christiane´s Geschichte möchte ich hier nichts schreiben, da ich annehme, dass diese fast jeder kennt.
Vor vielen Jahren habe ich den Film gesehen, etwas später das Buch dazu gelesen und die Informationen mit diesem Hörbuch abgerundet.
Das Hörbuch beinhaltet einige (wenige) kurze Ausschnitte aus dem Originalinterview, das die Journalisten Horst Rieck und Kai Herrmann mit der damals 15-jährigen geführt haben. Auf Grund des Alters der Aufnahmen sind diese oft schwer verständlich.
Das Hörbuch ist in mehrere Teile, die hier Stationen genannt werden, gegliedert, weshalb man einen Teil der Geschichte gelegentlich öfter hört. Den Aufbau fand ich aber gut gemacht. Erzählt wird anhand von Christiane´s Geschichte, sie dient als konkretes Beispiel, es geht aber nicht ausschließlich um sie. Wie der Titel schon verrät, geht es um die damalige Zeit in dieser Umgebung.
Zu Beginn klang die Erzählung sehr lehrmeisterhaft und ich war kurz davor abzubrechen. Die Erklärungen werden detaillierter und gehen auf viele Faktoren der damaligen Zeit ein. Berichtet wird sehr objektiv und ohne große Emotionen – das finde ich hier aber sehr passend.
Das Hörbuch fand ich sehr interessant, es zeigt wie komplex das Thema Sucht ist. Es gibt keinen entscheidenden Faktor, der eine Sucht, egal welche, begründet, es sind viele kleine Dinge und vor allem individuelle Entscheidungen, die dazu führen. Auf die Themen Sucht, Drogen, Prostitution und den Zeitgeist wird genau eingegangen.
Ich vergebe vier Sterne, weil ich das Hörbuch als sehr interessant empfunden habe, durch das ich einige Erkenntnisse ziehen konnte und es den Zeitgeist, sowie die damaligen Umstände von Christiane F. gut dargestellt hat, auf eine sachliche Art und Weise. Gestört hat mich der Beginn, es klang für mich wie aus einem Schulbuch, das hat sich aber wieder gelegt. Verwirrend war für mich, dass bei jedem neuen Kapitel Teile der Geschichte noch einmal erzählt wurden. Wenn man am Ende einer Station bereits einige Zeit weiter ist, als zu Beginn einer Neuen, wirkt das wie ein Abbruch mitten in der Geschichte, nur um Ähnliches noch einmal zu erzählen.
Das Hörbuch hat eine (für mich) interessante Thematik. Die Hauptfigur ist Christiane F., die in unserer Umgebung ja sehr bekannt ist. Es dreht sich aber nicht ausschließlich um sie. Vielmehr wird durch ihre Person ein Einblick geworfen in die Welt aus Drogen und Prostitution und durch ihre Erfahrungen ergänzt.