Cover des Buches Friesische Macht (ISBN: 9783864120817)
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Rezension zu Friesische Macht von Lothar Englert

Geschichte wird lebendig

von wampy vor 8 Jahren

Rezension

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wampyvor 8 Jahren

Buchmeinung zu Lothar Englert – Friesische Macht


„Friesische Macht“ erschien 2015 als Originalausgabe im Leda Verlag. Es ist die Fortsetzung des Romans „Friesische Freiheit“.


Klappentext:

Ostfriesland im frühen 15. Jahrhundert. Das System der frei gewählten Richter ist gestürzt, an seine Stelle sind machtbesessene Häuptlinge getreten, und nun vollzieht sich eben das, wovor die Harlinger immer gewarnt haben: Diese Männer bekämpfen sich bis aufs Blut, nahezu jeder schlägt sich mit jedem, denn am Ende wollen sie alle nur eines,- in Ostfriesland herrschen. Also führen sie ihre Kriege, die tom Brook und die Ukena, die Allena und die Wiemken. Doch damit nicht genug, sie holen auch noch Freibeuter ins Land, gewähren ihnen Schutz und Unterschlupf, in den sie sich nach ihren Raubzügen zurückziehen. Und es ist wie stets; die internen Streitereien lockt auswärtige Herren an wie das Aas die Geier. Das Land scheint durch den Bürgerkrieg geschwächt, es liegt ungeschützt wie auf dem Präsentierteller, gleich einer reifen Frucht, die nur noch darauf wartet, dass man nach ihr greift. Natürlich nehmen sie Witterung auf, der Oldenburger Graf, die Bremer und sogar die Hamburger, denn die Gelegenheit war wohl lange nicht so günstig, sich dieses Ostfriesland endlich unter den Nagel zu reißen. Zudem: Gründe für militärische Interventionen gibt es massenhaft, sie werden geliefert durch dieses Raubgesindel auf See, die Störtebekers und Michels, die den Hansestädten das Leben schwermachen und durch die Ostfriesen beschützt werden, selbst Kirchen darf das Gesocks nutzen, sie werden ihnen von den Häuptlingen als Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Die Harlinger Familie des Magnus tom Diek führt derweil das gediegene Leben ehrbarer Kaufleute und Pferdezüchter. Großvater Magnus hat noch vergeblich gegen den Niedergang der alten Rechtsordnung gekämpft, dessen Sohn Enno gar nahezu allen Besitz an die Hylmerisna verloren. Nur mühsam und mit Hilfe treuer Freunde wie den Holländer Adriaan und den Mönch William ist es gelungen, diese schweren Verluste schließlich nicht nur wettzumachen, sondern in beträchtlichen Reichtum zu wandeln. So leben die tom Diek auf eigener Scholle, mit der Politik haben sie nichts zu schaffen, sie wollen nur in Ruhe ihre Geschäfte machen. Aber man lässt ihnen keine Ruhe. Die tom Brook geben die Versuche nicht auf, den Harlinger und seine Sippe auf ihre Seite zu ziehen, sie locken mit Geld und Einfluss, und sie drohen mit Repressalien bis hin zur offenen Gewalt. Magnus tom Diek, der Enkel des großen Harlingers, widersteht lange und mit Erfolg. Seine Reputation als geachteter Handelsherr und ein Geflecht aus weitreichenden Verbindungen schützen ihn. Es wäre sogar möglich, das alles auszusitzen und die Dinge abzuwarten, wären da nicht zwei Stachel in seinem Fleisch, die ihn nach langen Jahren des Friedens mit der Vergangenheit wieder zu quälen beginnen. Der eine Stachel, das sind die Morde von Ochtersum, die vier Menschen das Leben kosten, verursacht durch die Gier und den Ehrgeiz der Brokmannen. Der zweite ist der Tod seines Vaters Enno tom Diek, der als gezwungener Vasall Ocko tom Brooks in der Auricher Burg auf immer noch ungeklärte Weise gewaltsam ums Leben kam. Und mit diesen schwärenden Wunden erwacht auch wieder der Hass. Magnus tom Diek will die Sippe der tom Brook endlich untergehen sehen. Bei der Schlacht auf den wilden Äckern vollzieht sich das Schicksal des Hauses Hylmerisna auf blutige Weise…


Meine Meinung:

Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Historie und einer erzählten Geschichte. Ein gelungener Kniff des Autors sind die Gespräche zwischen dem Mönch und dem Westfriesen. In ihnen werden die Auswirkungen des jeweiligen Fakts besprochen und erläutert. So erhält man einen vorzüglichen Einblick in die jeweilige Situation. Von Kapitel zu Kapitel werden Zeitsprünge von einigen Tagen bis zu einigen Jahren vollzogen. Die Erzählung ist von humorvollen Einschüben geprägt und, wenn nötig, werden auch kriegerische Episoden erzählt. Insgesamt erhält man einen faszinierenden Überblick über mehr als 30 Jahre friesischer Geschichte. Man spürt den Freiheitswillen der Friesen an jeder Stelle des Buches, auch wenn die einzelne Protagonisten doch recht unterschiedliche Vorstellungen von seiner Umsetzung haben. Ein Glossar, ein Personenverzeichnis und eine Übersicht über historische und über erfundene Elemente rundet diesen absolut lesenswerten Roman ab.

Fazit:

Ein rundherum gelungener historischer Roman über 30 Jahre friesischer Geschichte. Die Mischung zwischen Fiktion und Historie stimmt einfach. So gibt es fünf Sterne (90 / 100) und eine klare Leseempfehlung von mir.

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