Lothar Quinkenstein

 4,2 Sterne bei 30 Bewertungen

Lebenslauf

Lothar Quinkenstein, 1967 geboren, Übersetzer polnischer Literatur und Schriftsteller. Übersetzte u. a. Werke von Henryk Grynberg, Kazimierz Wyka, Bogdan Wojdowski und Olga Tokarczuk. 2024 wurde er mit dem Karl Dedecius-Preis ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Der Magier (ISBN: 9783950574401)

Der Magier

Erscheint am 01.03.2025 als Taschenbuch bei Polente Verlag.

Alle Bücher von Lothar Quinkenstein

Cover des Buches Einige Momente Karls - Literatur-Quickie (ISBN: 9783955201715)

Einige Momente Karls - Literatur-Quickie

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Erschienen am 14.02.2013
Cover des Buches Am Tag zuvor, am Tag danach (ISBN: 9783949262463)

Am Tag zuvor, am Tag danach

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Erschienen am 26.08.2024
Cover des Buches Schnaps (ISBN: 9783937737577)

Schnaps

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Erschienen am 26.03.2006
Cover des Buches Wiesenzeit (ISBN: 9783962270124)

Wiesenzeit

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Erschienen am 05.03.2020

Neue Rezensionen zu Lothar Quinkenstein

Cover des Buches E.E. (ISBN: 9783311101390)
Missmaries avatar

Rezension zu "E.E." von Olga Tokarczuk

Missmarie
Begabung oder Krankheit?

"Erna war mein Werk, der Beweis gegen alle Ungläubigen, gegen all die Schamanen mit ihren Laboratorien."


E.E. - Erna Eltzner - sieht beim Mittagessen plötzlich einen Geist und sinkt daraufhin in tiefe Ohnmacht. Der Mutter ist schnell klar, dass Erna die Gabe eines Mediums hat. Schließlich sind ähnliche Fähigkeiten schon öfter in der Familie aufgetaucht. So wird nicht nur der Doktor der Familie herbeigerufen, sondern auch ein über die Grenzen Breslaus hinaus bekannter Spiritist. Schnell ist man sich einig, dass das junge Mädchen ihre Fähigkeiten bei einer Seance unter Beweis stellen soll. So kommt auch der junge Arthur dazu, der in Erna ein Objekt für seine psychologischen Studien für die Dissertation sieht. Ernas Geschwister sind die Fähigkeiten des Mädchens entweder unheimlich oder aber sie versuchen sie wie im Falle der Zwillinge mit Magie in andere Bahnen zu lenken. Nur Erna selbst kommt dabei kaum zu Wort. Wie sie sich mit der Hellsicht fühlt, weiß der Leser allein. 


Der Literaturnobelpreisträgerin Tokarczuk gelingt es mit ihrem neuen Roman, die Zeit um 1900 einzufangen, zu der Okkultismus und Wissenschaft sich überlagerte und die Psyche gleichsam Gegenstand beider Disziplinen gewesen ist. In "E.E." finden sich daher unzählige Erklärungsansätze für Ernas Fähigkeiten. Mal gehen sie auf die eine, mal die andere Grundlage zurück: Hysterie, Vererbung, Astralkörper. Der Leser selbst kann sich am Ende selbst entscheiden, was er von Ernas Geschichte halten mag, oder ob er alles als faulen Zauber abtut. Dass Tokarczuk diese Spannung nicht auflöst, kommt dem Roman zugute. Gelingt es ihr auf diese Weise, die Stimmung der Zeit dem Leser erfahrbar zu machen. 


Mehr aber noch ist Tokarczuk in gewisser Weise auch ein feministisches Buch. Sie zeigt auf, wie schnell Frauen zum Forschungs- und Sensationsobjekt degradiert werden. Wie ihre Ängste, Bedürfnisse und Sorgen nur dann interessieren, wenn sie der Wissenschaft oder den Studien der Okkultisten dienen. Wirklich interessiert an Erna ist niemand. So dürfte es auch vielen real existierenden Persönlichkeiten dieser Zeit ergangen sein. Darauf lässt auch die Figur Therese Frommers, die Schwester des Spiritisten, schließen. Sie verschweigt, dass sie möglicherweise alte Fähigkeiten wiedererhält. Ihre Trauer, die bis hin zur Depression und zum Todeswunsch führt, wird von niemandem ernst genommen. Ebenso wenig wie Episoden aus ihrer Jugend. 


"E.E:" ist also nicht nur ein Zeitportrait des frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch eine spannende Gesellschaftsstudie der gehobenen Familien im Breslau zehn Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. 

Cover des Buches Empusion (ISBN: 9783311100447)
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Rezension zu "Empusion" von Olga Tokarczuk

Maseli
Das Mystische habe ich leider nicht verstanden

Es ist September 1913, am Vorabend des Ersten Weltkrieges, als der junge, polnische Student Mieczysławs der Kanalisationsbautechnik aus Lemberg im Lungensanatorium Görbersdorf in Niederschlesien ankommt. 

Fast hatte er es sich schon bewusst gemacht – dass die Krankheit ihm zu einem überaus passenden Zeitpunkt in seinem kurzen Leben geradezu gelegen kam, indem sie ihm die Chance gab, sich selbst neu zu formulieren, und dass er sich eigentlich glücklich schätzen konnte, hier zu sein, in diesem an den Wassern eines unterirdischen Sees erbauten kleinen schlesischen Kurort. 

Kranke aus ganz Europa versammeln sich dort, und diskutieren und philosophieren unermüdlich miteinander – mit Vorliebe bei einem Gläschen Likör mit dem klingenden Namen »Schwärmerei«, und die »Frauenfrage« steht ziemlich oft im Mittelpunkt der Diskussion. 

Zudem bietet die kleine Welt von Görbersdorf reichlich Gesprächsstoff: Am Tag nach Mieczysławs Ankunft hat die Frau des Pensionswirts Selbstmord begangen. Überhaupt komme es häufig zu mysteriösen Todesfällen in den Bergen ringsum, heißt es. Was Mieczysław nicht weiß: Dunkle Mächte haben es auch auf ihn abgesehen.

Meine persönlichen Leseeindrücke 

Gleich vorweg: ich habe den mystischen Teil nicht ganz verstanden, genauso wenig wie den Vergleich mit Thomas Manns „Zauberberg“, abgesehen von der augenscheinlichen Übereinstimmung der groben Rahmenbedingungen.

Mieczysław Wojnicz, unser Hauptakteur in dieser mir sich nicht ganz erschlossenen Geschichte, ist ein interessanter Mensch. Seine Muttersprache ist Polnisch, doch aufgewachsen ist er ohne Mutter mit seinem Vater und dem Onkel in der feschen Husarenuniform in Lemberg. Sein Aufenthalt im Luftkurort Görbersdorf, im preußischen Schlesien gelegen, entwickelt sich zu einer wahrlich ungewöhnlichen Erzählung. 

… an diesem Ort, wo kranke Menschen ihre armen Lungen mit der Wunder wirkenden Bergluft reinigen, welche mit ihrer geheimnisvollen Zusammensetzung jene winzigen Wesen tötete, denen gegenüber die Menschen sich schließlich nichts hatten zuschulden kommen lassen und deren verbissene Feinseligkeit sie daher gar nicht verstanden – die Koch’schen Bazillen.

Dieser junge Ingenieurstudent, der kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs aufgrund seines körperlichen Gebrechens einen Kuraufenthalt für Lungenkranke in den Bergen verbringt, durchläuft eine besondere Entwicklung. Zwischen Anwendungen und Spaziergängen, Gesprächen mit anderen Kurgästen und den sonderbaren Vorfällen, die sich ereignen, überdenkt er seine Erziehung und Kindheit, erinnert sich an die unzähligen Arztbesuche, bis er, als diesjährige Opfergabe ausgewählt, aufgrund seiner Besonderheit sein Leben retten kann.

Es ist doch ganz einfach, dachte Mieczys Wojnicz, während er seine Tränen herunterschluckte, die sich in seinem zarten kindlichen Körper mit dem Tierblut mischte: Ein Mann zu sein heiß, zu lernen, alles zu ignorieren, was Probleme bereitete. Das ist das ganze Geheimnis.

Der Roman war insgesamt angenehm zu lesen und jederzeit anregend, sodass ich mit Interesse der Handlung gefolgt bin. Interessant und gut eingebaut fand ich die politischen Veränderungen, die die Kurgäste aus ihrem Kurort verfolgen. Auch die misogyne Denkweise der Männer, die Olga Tokarczuk so spöttisch präsentiert und damit die männlichen Erdbewohner auf faszinierende Weise in ihrer Dummheit bloßstellt, hat mich sehr erheitert.

Dennoch ist der Funke nicht übergesprungen, das Mystische hat mich nicht erreichen können.

Fazit

„Empusion“ von Olga Tokarczuk ist ein literarisch interessantes Verwirrspiel, mit einem gehörigen Schuss Mystik, von geheimnisvollen Andeutungen und alten Traditionen der Geschlechterrollen.

Cover des Buches Empusion (ISBN: 9783311100447)
R

Rezension zu "Empusion" von Olga Tokarczuk

Renate1964
Reifung

Miecyslaw kommt im September 1913 in die berühmte Kuranstalt Dr. Bremer, um seine  Tuberkulose auszukuriere. Aus finanziellen Gründen wird er im Gästehaus des Herrn Opitz untergebracht. Die  Mitbewohner haben ihre Marotten und sind fast durchwegs frauenfeindlich. 

Interessant ist der Reifungsprozeß, die Abnabelung vom Vater. Immer wieder spielen magische Elemente und die Beziehung zur Natur eine große Rolle. Es hat mich beeindruckt und ich bin neugierig auf weitere Romane der Autorin 

Gespräche aus der Community

Spontane Leserunde mit eigenen Exemplaren

383 Beiträge
FrancieNolans avatar
Letzter Beitrag von  FrancieNolanvor 2 Jahren

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