Rezension zu "Der Tod lebt im Rheingau" von Lothar Schöne
Wolfgang Hillenberger wollte eigentlich einen gemütlichen Nachmittag mit seinem Caféhausbruder Konrad verbringen, doch dieser glänzt durch Abwesenheit. Also begibt sich Hillenberger zum Haus seines Freundes und was er dort entdeckt, verschlägt ihm die Sprache. Er informiert seine Tochter Julia, die kurze Zeit später mit Assistent Vlassi auf der Matte steht. Beide müssen verdauen, was sie sehen und beginnen mit den äußert schleierhaften Ermittlungen...
Mit dem 5. Fall für Julia Hillenberger und ihrem recht philosophisch angehauchten Assistenten Vlassi bindet Autor Lothar Schöne die aktuelle Diskussion um den Vorgang der Kyrostase schön in die Ermittlungen mit ein. Der Weg zum ewigen Leben scheint für manche die einzige Hoffnung zu sein, ihrer momentan noch unheilbaren Krankheit zu entfliehen und all ihre Erwartungen auf die Ergebnisse der medizinischen Forschungen der nächsten Jahrzehnte/Jahrhunderte zu setzen. Ob das ethisch korrekt ist, bleibt hier außer Frage.
Der Fall an und für sich ist gut durchdacht, kann sich einige Seitenhiebe auf die Wiesbadener Stadtpolitik nicht verkneifen und sorgt so für den einen oder anderen Schmunzler. Wer aber nicht unbedingt mit den Regionalnachrichten vertraut ist, wird diese Anspielungen nicht verstehen.
Auch sind hier ganz viele Spitzfindigkeiten und Sticheleien an der Tagesordnung, die wohl dem eigentlich Fall die Schärfe nehmen sollen, aber nicht jeder kann mit Satire und Zweideutigkeiten umgehen, sodass manch spitze Zunge für genervtes Augenrollen sorgt.
Julia und Vlassi sind ein schräges Team, sie schenken sich nichts ,wenn es um schlagfertige Dialoge mit frech-spritzigem Inhalt geht, aber Vlassi mit seiner doch sehr theatralischen Art streift bei mir manchmal hart an die Grenze des Ertragbaren. Das geht definitiv zu Lasten der Spannung, denn man neigt dazu, die Seiten rasch zu überfliegen.
Bis zur Auflösung des Falles ein netter Mix aus lokalpolitischen Ereignissen, halbwegs spannenden Ermittlungen und einer abwechslungsreichen Szenerie.
Der Roman wird sicherlich seine Liebhaber finden - bei mir reicht es leider nur für gute drei Sternchen.