Eines gebe ich zu: An diesem Buch hat mich das Nachwort noch mehr fasziniert als die eigentliche Geschichte.
Die Geschichte, die Jan Guillou erzählt, ist gut mit noch größerem Potenzial (aber dies ist ja auch erst der erste Teil), der Schreibstil erschien mir teilweise etwas trocken:
Im Schweden des Jahres 1150 wird Arn Magnusson als Sohn des Folkungers Magnus und seiner Frau Sigrid geboren. Der Junge wächst zunächst auf Burg Arnäis, später - nach dem Tod seiner Mutter - in einem Mönchskloster auf. Als er als junger Erwachsener ungewollt eine Blutschande begeht, wird er verbannt und man erlegt ihm eine Buße auf: Er muss ins Heilige Land - als Kreuzritter!
Leider endet das Buch hier auch schon - was ich schade finde: Ich hätte gern schon in Band 1 den Helden in die nahöstliche Welt begleitet, das hat sich Herr Guillou aber wohl für die Folgebände aufgespart. Der erste Teil bleibt in Schweden - oder besser: West-Götaland, denn den Staat Schweden gab es jener Zeit noch nicht - stehen, was mich als Schauplatz leider nicht sooo sehr fasziniert: naja, ich war noch nie der große Skandinavien-Typ.
Sehr interessant fand ich das Nachwort des Autors, in dem er seine Intention erklärt, warum er diesen Roman (bzw. die Romanreihe) geschrieben hat: So sagt er, die Epoche der Kreuzzüge absichtlich deshalb zu thematisieren, um damit auf die grundsätzliche Falschheit der seit dem 11. 09. 2001 sehr populär gewordenen Dämonisierung des Islams hinzuweisen - dieser Bezug seiner mittelalterlichen Handlung zum Hier und Jetzt ist ihm sehr wichtig.
Das finde ich eine interessante und zum Nachdenken anregende Aussage: Ja - ich selbst habe mich schon immer aktiv von Sachen wie Ausländerfeindlichkeit und Rassismus im Alltag distanziert. Doch von dem Gesichtspunkt habe ich das Ganze tatsächlich nie betrachtet.
Damit ist Guillous Roman auch gerade jetzt brandaktuell: Die Ereignisse seit dem Beginn des Nahost-Konfliktes zwischen Israel und den Hamas sind uns in den Medien wohl allgegenwärtig. Und die oft getroffenen Aussagen (auch von unseren eigenen Politikern), wie: "Wir haben mit den muslimischen Migranten Antisemitismus importiert." oder Ähnliches - ist das nun nur Solidarisierung mit Israel, oder ist genau dies das von Guillou kritisierte "erneute Ausrufen eines Heiligen Krieges" gegen den Islam ... ?
Das Nachwort jedenfalls hat einen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, wie ich ihn tatsächlich von der reinen Geschichte her, die Jan Guillou erzählt, nicht bekommen hätte. Ich werde auf jeden Fall die Folgebände auch lesen, denn ich will wissen, wie Guillou die Szenen im Heiligen Land unter diesen Gesichtspunkten darstellen wird (er ließ im Nachwort ja schon anklingen, dass er für Saladin eine kleine Schwäche zu haben scheint).
Und nein: Ich werde mir die Verfilmung der Romane nicht anschauen, bevor ich die Bände alle gelesen habe - zuerst die Literatur, dann der Film!
Ich gebe dem Auftakt 3,5 Sterne, weil ich gern auch in Teil 1schon ein bisschen vom Heiligen Land "gesehen" hätte und mir die Kindheit des Protagonisten auch ein wenig lang gezogen erschien. Der Autor allerdings hat meine Faszination für seine Werke voll geweckt: Ich liebe historische Stoffe mit Bezug zu aktuellen Themen!