Rezension zu "Todeshafen" von Lotte Hammer
Todeshafen (Lotte und Soren Hammer)
Die Kollision eines Ausflugsbootes und eine Fähre beendet jäh den idyllischen Sommertag in Kopenhagen. Konrad Simonsen, der mit den Ermittlungen beauftragt wurde, ist sich allerdings schnell sicher, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen Anschlag handelt, da die Obduktion einiger Leichen ergeben hat, dass diese keineswegs ertrunken sind, sondern zuvor erstochen wurden. Unter ihnen auch seine junge Kollegin Paulina Berg…
Es ist bereits der fünfte Fall, den das Geschwisterpaar Lotte und Soren Hammer seinem Ermittler Konrad Simonsen auf den Leib geschrieben hat. Die Hauptfiguren sind also schon bekannt, ihnen wird erneut der Raum gegeben, um sich weiterzuentwickeln. Dabei gefällt mir gut, dass dabei nicht immer nur Konrad selbst im Fokus steht, sondern auch sein Team mehr in den Mittelpunkt gerückt wird. Doch dies ist nur ein Nebeneffekt in dem Fall, der zwar Spaß macht (insbesondere natürlich wenn man die vorigen Teile bereits kennt), der aber auch ohne Vorkenntnisse gut funktioniert. Denn der Fall, der konstruiert wurde, ist äußerst geschickt aufgebaut und verbindet fiktive Elemente mit realen Ereignissen. Denn über den scheinbaren Bootsunfall wird schnell auf den jugoslawischen Bürgerkrieg umgeschwenkt, der in vielen schrecklichen Facetten und mit reichlichem geschichtlichen Hintergrundwissen eingebaut ist. Das Verbrechen, welches darin eingebettet wurde, ist vielschichtig und komplex, der Weg dorthin ist es auch. Da benötigt man schon eine große Aufmerksamkeitsspanne, um all die feinen Details aufzunehmen und sinnvoll miteinander zu verknüpfen – aber es lohnt sich, denn es steckt eine heftige Wahrheit und viel Spannung darin.
Der Schreibstil des Autorenduos ist atmosphärisch und anspruchsvoll, aber manchmal auch genau deswegen etwas umständlich. In manchen Szenen macht er einen eher trockenen Eindruck, zumal das Tempo nicht immer sonderlich hoch ist und sich an Nebensächlichkeiten lange aufgehalten wird. Doch dann gibt es eben auch Passagen, die einfach so dahinfliegen und sehr spannend und packend geraten sind. Ich mag es, wie abwechslungsreich die Szenerie zwischen Dänemark und dem ehemaligen Jugoslawien wechselt, ebenso wie auch die unterschiedlichen Zeitebenen für Dynamik sorgen.
„Todeshafen“ ist nicht immer einfach zu lesen und recht komplex aufgebaut, beschreibt aber auch eine sehr spannende Szenerie und verbindet dabei geschickt Vergangenheit und Gegenwart, ebenso Fiktion und historische Ereignisse. Das ist packend und mitreißend, auch wenn die Spannungskurve an einigen Stellen eben doch abflacht.