Der Autor Ken Robinson ist ein international renommierter Bildungsexperte und emeritierter Hochschulprofessor für Erziehungswissenschaften an der University of Warwick. Ich durfte bereits einige Bücher von ihm lesen und bin von seinen Ansätze und Grundgedanken mehr als begeistert. Die Schule muss zum Kind passen und nicht umgekehrt – das Kind soll sich an die Schule anpassen, wie so oft die landläufige Meinung lautet.
Mit seinem neuesten Buch „Dein Kind, die Schule und DU“ versucht er uns ein Navi für den Bildungsweg in die Hand zu geben. In 10 Kapiteln erläutert er Eltern deren Rolle, eruiert die Rolle der Schule, versucht den Fokus auf das Wesentliche zu lenken und weist darauf hin, dass Bildungsarbeit auch Beziehungsarbeit ist. Nicht passives Ertragen und Durchtauchen sind die Devise, sondern Problemlösen und Mitgestalten.
Viele Punkte, die Ken Robinson anspricht, sollten zum Hausverstand jedes Elternteils gehören – doch jeder, der sich intensiver mit Schule und Bildung bereits auseinandergesetzt hat, wird genau daran zweifeln: Nicht die Begeisterungsfähigkeit der Kinder schüren, sondern den Wünschen der Eltern entsprechen, steht leider oft an der Tagesordnung. Auch die sogenannten Helikoptereltern bringen nicht nur Lehrer zum Verzweifeln, sondern schaden der Entwicklung ihrer Kinder enorm.
Als Navi durch den Bildungsweg würde ich das Buch nun nicht bezeichnen. Hierfür steht zu sehr der amerikanische Weg im Vordergrund. Zum Glück gibt es noch Unterschiede!
Robinson zeigt viele Parameter auf, die den Stärken der Kinder nicht (immer) gerecht werden. Nur vereinzelt sträuben sich Schulleiter, den Fokus nur mehr auf MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu lenken. Wo haben all die musisch Begabten oder Kreativen ihren Platz? Man darf nur hoffen, dass es hier noch einmal zu einem Umdenken kommt. Eine Gesellschaft braucht sie alle … die Professoren, die Maschinenbauer, die Forscher, die Computerspezialisten – aber auch die Philosophen, die Designer, die Schriftsteller, die Schauspieler, die Bildhauer.
Für Kenner von Ken Robinsons Büchern liest man vermutlich wenig Neues, für alle anderen ist das Buch ein Denkanstoß, um mal über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken – und die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder eigenständig zu betrachten. Gerne gebe ich dem Buch 4 Sterne.