Begley ist ein Meister des Erzählens und mit Ehrensachen hat er dies ein weiteres mal bewießen. In den 50er Jahren kommen drei junge Männer nach Harvard und sie werden schon bald Freunde. Henrey ist Jude aus einer reichen Familie und für ihn ist es eine Ehrensache, dies auch zu sagen. Die Leute wollen es immer wissen und obwohl er sich nicht sehr jüdisch fühlt teilt er ihnen doch immer mit, dass er Jude ist. Er ist verwirrt wie wichtig es den Leuten immer noch ist und wieviel Ablehnung er dadurch oft erfährt. Seine Freunde stören sich wenig daran und verbringen mit ihm einige Jahre in Harvard und auch später verlieren sich die drei nie aus den Augen. Wunderbar einfühlsam und dicht erzählt. Ein großer Stoff und liebenswerte Charaktere.
Louis Begley
Lebenslauf
Alle Bücher von Louis Begley
Lügen in Zeiten des Krieges
Ehrensachen
Schmidt
Erinnerungen an eine Ehe
Mistlers Abschied
Schmidts Bewährung
Wie Max es sah
Schmidts Einsicht
Neue Rezensionen zu Louis Begley
Rezension zu "Lügen in Zeiten des Krieges" von Louis Begley
«Lügen in Zeiten des Krieges» ist ein Roman über Einsamkeit und den Verlust der Identität. Die Handlung des Romans wird durch die Augen von Maciek wahrgenommen. Zum Kriegsende war er zwölf Jahre alt. Er muss ständig lernen, sein Verhalten zu ändern, eine Rolle zu spielen, um nicht entdeckt und verhaftet zu werden. In Gesellschaft anderer Leute wird dies zu einer heiklen Aufgabe: «Man hatte da zu erzählen, über Bücher konnte man nicht immer reden, und manchmal musste man bereit sein, über sich selbst zu sprechen. Aber über welches Selbst? Erfindungsgabe und Gedächtnis haben Grenzen, das war das Problem – denn die Lügen mussten konsistent sein – konsistenter als die Wahrheit.» (Kapitel IV)
Am Ende trauert der zum Mann gewordene Junge um den Verlust der Kindheit: «Und wo ist Maciek jetzt? Er wurde allmählich lästig und ist langsam gestorben. An seine Stelle ist nun ein Mann getreten, der einen der Namen trägt, die Maciek gebraucht hat. Ist noch etwas von Maciek in dem Mann? Nein, nichts: Maciek war ein Kind, und unser Mann hat eine Kindheit, die zu erinnern er nicht ertragen kann; er hatte sich eine Kindheit erfinden müssen.» (Schluss Kapitel VIII)
Der Roman ist stark, solange der Junge in schlichter, unpathetischer Sprache spricht. Die Bezüge des erwachsenen Erzählers zur «Aeneis» und der «Divina Commedia» stehen dazu in einem starken Kontrast und wirken arg bildungsbürgerlich.
Der neue Roman von Louis Begley führt uns wieder einmal an die Ostküste Amerikas, vornehmlich nach New York und zu den Hamptons. Letztere bieten Erholung und reizvolle Landschaften und Ortschaften, in denen man ein komfortables Leben in den Ferien oder im Alter führen kann. Louis Begley selbst gehört zu den Ostküstenbewohnern, die gebildet und wohlhabend sind. Das war nicht immer so, wie man in seinem ersten Roman“ Lügen in Zeiten des Krieges“ nachlesen kann, in dem er autobiographisch seine Flucht als Jude vor den Nazis beschreibt.
Worum geht es hier?
Ein alternder ehemaliger Zeitungskorrespondent und Chefredakteur, der Titelheld Hugo Gardner, erfährt auf wirklich ungewöhnliche Weise von den Scheidungsabsichten seiner Frau. Deren Anwalt wünscht auf Geheiß seiner Mandantin Valerie Gardner Kontakt zu Hugos Anwalt. Hugo ist vollkommen ahnungslos über diese plötzliche Wendung in seiner Ehe. Nach seinem Eindruck führten er und seine Frau seit vierzig Jahren eine gute Ehe. Er ist allerdings zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, schon 84 und seine Frau 61 Jahre alt.
Recht lakonisch und genügsam willigt Hugo in die Scheidung ein.
Louis Begley hat die ungewöhnliche Gabe, seinen Figuren Leben einzuhauchen, ohne sie in ihrem Tun und Lassen etwa dramatisierend darzustellen. So lässt sich Hugo auf alles ein und versucht auf seine Weise, sein Leben neu zu formen. Dabei tauchen Freunde und Kollegen auf, er erhält Einladungen, denen er mehr oder weniger gerne Folge leistet. Das Gesellschaftsleben der Ostküstenbewohner mit ihren Allüren wird anschaulich vermittelt. Die Beschreibung der Mentalität seiner Freunde ist leicht ironisch bis mokant. Seine eigenen Kinder sieht er mit großer Distanz und stiller Ironie. Sie kommen immer nur, wenn sie Geld brauchen, das er ihnen großzügig gewährt. Von ihnen erbittet er Auskunft über die Gründe für den Scheidungswunsch seiner Frau, denn er kann ihn sich lange nicht erklären. Seine Tochter ist ruppig und sehr direkt. Sie spiegelt ein abscheuliches Bild seiner selbst: er sei alt, hässlich und langweilig.
Während Hugo erfolgreich und einflussreich war und noch ist, bleibt sein Sohn als Anwalt beruflich im Mittelmaß stecken.
Die Geschichte ist wie so oft bei Louis Begley voller Ironie und Melancholie. Ein alternder Beau begibt sich auf Spuren in die Vergangenheit. Er begegnet Alters- und Studiengenossen, Weggefährten und vor allem längst vergangenen Liebesaffären. Als ehemaliger Chefredakteur und Korrespondent einer angesehenen New Yorker Zeitung pflegt er vorzügliche Verbindungen in alle Welt. Paris, Wien oder die Schweiz waren seine bevorzugten Wirkungsstätten.
Hugo kennt sich aus im guten Leben: er liebt Essen, ausgewählte Weine und harte Drinks, vornehme Wohnsitze und ja, auch in seinem Aller noch, ausgedehnten Sex.
Begleys Held beschäftigt sich auf der Reise in die Vergangenheit u.a. mit den letzten Dingen; sie klingen nüchtern, realistisch und bei allem genussvollen Dasein ein wenig traurig. Einsamkeit ist der Schlüssel für dieses Alterswerk des großen Erzählers.
Man liest den Roman schnell, interessiert und neugierig. Einmal mehr erfahren wir, wie Leben verläuft: Aufbruch, Erfüllung in Beruf und Familie, Zweifel am großen Glück, Frustrationen und zuletzt Hinnahme dessen, was nicht zu ändern ist.
Der eindrückliche Roman unterhält bestens, und ich kann ihn sehr empfehlen.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Louis Begley wurde am 06. Oktober 1933 in Polen geboren.
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