Rezension zu "Stressless" von Louis Lewitan
Mit Humor und gezielt im Stress bestehen
Stress ist.
So einfach kann man das letztlich sagen. Nicht immer und bei jedem im gleichen Maß, dennoch ist die moderne Welt für jeden, der daran teilnimmt, privat oder beruflich, mit Druck Situationen, Stress verbunden.
Was, wie erwiesen ist, ja auch seine „gesunden“ Anteile hat. Gefordert werden, Aufgaben begegnen, daran wachsen, aktiv sein, all das sind positive Folgen von „Stress“.
Mithin aber auch, wenn der Stress einen quasi „überrollt“ mit negativen Folgen wie Ermattung, Zweifeln, teilweise regelrecht mit Angst bis hin zum Burnout verbunden.
Was nun, wie die Autoren nachvollziehbar und durchaus überzeugend darlegen, bei Weitem nicht immer der Situation an sich geschuldet ist, sondern einen Großteil dessen, wie der Stress individuell wirkt, an der Haltung festgemacht werden kann, mit der man Druck und Stress innerlich begegnet.
Genauer ausgedrückt, in welchem Maße man in der Lage ist, auch in stressigen Momenten eine gewisse Distanz zu sich und der Situation je zu gewinnen, ohne der Situation dabei zugleich zu entfliehen.
Wenn Lewitan und Böhler dabei den Humor als ein aussagekräftiges Beispiel in den Raum setzten, ist ja genau das gemeint. In konkreten Situationen doch noch über diese oder über sich selbst oder beides Lachen zu können, das Ganze mit einem gewissen Humor anzugehen, das spricht ja für die Qualität einer gewissen inneren Distanz.
Dazu, und das ist eines der anregenden Kapitel in diesem durchweg gut zu lesenden Buch, gilt es, eine ziemlich weit verbreitetes „emotionales Analphabetentum“ in sich zu bearbeiten und zu überwinden.
Denn nur wer sich emotional spürt, einschätzen und zuordnen kann, der kann dann mit bestimmten Techniken (die im Buch durchaus auch mit Humor vermittelt werden), das tiefe Durch-Atmen lernen, das für eine solche Resilienz durch genau das richtige Maß an Distanz zur Situation sorgt.
Gelassenheit, ein gesunder Egoismus, ein weitgehend hinter sich lassen von ständigem (innerem) Aktionismus und Hektik, gerade wenn es im Außen unruhig und unruhiger wird, das Bewusst-Machen der eigenen, „blinden Flecken“, konkret und treffend benennen die Autoren im Buch hochgeladene Stressmomente, falsches Verhalten und scheuen auch vor den harten Momenten des Lebens „You are fired!“) in keiner Weise zurück.
Sei es Suchtverhalten, den „Killer“ Stress, was das restliche, doch „eigentliche“ Leben angeht, die „Stresskosten“ oder die sogenannten (und nicht seltenen) „Urlaubskrankheiten“, man spürt dem Buch ab, dass die Autoren aus ihrer Lebenspraxis wissen, wovon sie reden.
Und dass Vertrauen und Selbstvertrauen, Distanz und Humor, Nein-Sagen Lernen und die damit verbundene zunächst innere, dann aber auch äußerlich durchzuhaltende Abgrenzung nicht nur dahergeredete Schlagworte im Buch sind, sondern bis hin zu ganz praktischen Hilfen und trainierbaren Haltungen hier dem Stress in all seinen Formen nachgegangen und, so nötig, konstruktiv begegnet wird.
Ein wirklich sinnvoller Ratgeber, der dem Leser handfest und praktisch ein differenziertes Verständnis von Stress und Hilfen zur Bewältigung desselben zur Hand gibt.
So kann es gelingen, durch die vielfachen und im Layout abgesetzten Anleitungen mehr und mehr in den Zielzustand, den die Autoren benennen, zu gelangen: In den „Flow“.