Ich bin nicht gerade der Harmoniemensch, sondern eher das Gegenteil. Dass dies auch etwas Gutes sein kann, war mir vor dem Lesen des Sachbuches „Die Harmoniefalle – Nur Dissonanz bringt uns weiter“ von Louis Schützenhöfler nicht bewusst. Daher ist die Lektüre dieses Buches aus dem mir vorher unbekannten Orac-Verlages auch ziemlich interessant gewesen.
Zum Inhalt: Im Prinzip ist dieses Buch ein Plädoyer für ganz viel Eigeninitiative, die nicht den anderen folgt und es sich auch nicht bequem macht. Ein wacher Geist gehört dazu, damit man nicht nur das glaubt, was andere glauben, das macht, was andere machen. Nur, wenn man seinen Weg geht, und zwar nicht den bequemen, sondern den steinigen, dann kann man das Beste für sein eigenes Leben erreichen.
Schützenhöfler zeigt, dass zuviel Harmonie oft der Veränderung im Wege steht. Er erklärt auch, warum wir so harmoniebedürftig sind und wie wir uns davon loslösen können. Mit den Inhalten des Buches im Hinterkopf kann man sich wirklich klar machen oder für sich überlegen, ob nicht mal wieder eine Veränderung ansteht, man aber zu tief drin ist in seiner Harmonie.
Dissonanz, die mir ja ganz gut liegt, habe ich bisher nicht in einem solch positiven Licht gesehen. Mich bestärkt damit das Buch, meinen Weg weiter so zu gehen. Sicher müssten wohl eher die sehr harmoniebedürftigen Leser zu diesem Buch greifen, aber auch ich habe mich angesprochen gefühlt. Es wäre gut, wenn „Die Harmoniefalle“ dem einen oder anderen hilft, seine ausgetretenen Pfade einmal zu verlassen und den Mut zur Individualität zu haben.
Louis Schützenhöfer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Louis Schützenhöfer
Die Harmoniefalle
Vom Charme des Scheiterns
Die Kunst des Verdrängens
Glauben Sie, was Sie wollen
In aller Liebe
PsychoGolf
Neue Rezensionen zu Louis Schützenhöfer
„Die Natur hat dafür gesorgt, dass so verschiedenartige Menschen das Licht der Welt erblicken, dass sich mit großer Wahrscheinlichkeit solche Exemplare darunter befinden, die für zukünftige Aufgaben gerüstet sind. Wir sind also auf Individualität angelegt. Doch es scheint, als hätte die Natur Angst vor der eigenen Courage bekommen und in die Menschen Programme eingebaut, die vor zu viel Anderssein schützen und angepasste, geradlinige und berechenbare Wesen erzeugen.“ S.175
Die meisten Menschen werden von klein auf darauf getrimmt, möglichst keinen Anstoß zu erregen, gehorsam zu sein, nicht aus der Reihe zu tanzen. Wer „nein“ sagt und bockig ist, wird so lange zurechtgestutzt, bis er wieder funktioniert. Oder andernfalls aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Was liegt also näher, als sich anzupassen. Der Autor zeigt in seinem Buch viele Situationen des Alltags auf, in welchen wir uns unbewusst an die Gemeinschaft angleichen. Um nicht anzuecken, um im Berufsleben schneller voranzukommen, einen Partner zu finden, oder schlicht und einfach um nicht aufzufallen. Wir orientieren uns nicht nur an anderen Personen, sondern generell an Dingen, die uns Sicherheit versprechen. Wir wollen wissen, was uns erwartet, und das möglichst in jeder Lebenslage. Schützenhöfer macht uns sensibel für derlei Situationen, viele unserer Handlungen sind automatisiert und uns gar nicht bewusst. Das ist vielleicht bequem, aber bringt es uns weiter in unserer persönlichen Entwicklung? Eher nicht. Denn, so schreibt der Autor, in einem Zustand der Harmonie gibt es keine Änderungsimpulse, Harmonie lädt zum Verweilen ein, während es die Zustände der Dissonanz sind, die zum Handeln und zur Veränderung einer Situation motivieren. Das bringt es auf den Punkt und sollte uns zum (eigenständigen) Denken anregen.
Louis Schützenhöfer hat hier ein leicht zu lesendes und informatives Sachbuch geschrieben, das schnell verständlich macht, warum uns Harmonie auf Dauer nicht weiterbringt. Er gibt allgemeinen Einblick in viele verschiedene Bereiche des Lebens von der Politik über Zivilcourage bis hin zur Angst vor dem Fremden und beleuchtet diese im Hinblick auf den Gleichklang mit anderen Personen. Was mir aber letzten Endes dann doch gefehlt hat, waren Hinweise und Tipps die mich angesprochen und weiter gebracht hätten. Ich konnte für mich persönlich leider nicht wirklich etwas aus diesem Buch herausholen, sonst hätte ich hier gerne fünf Sterne vergeben.
Das Cover des gelungenen Ratgebers von Louis Schützenhofer ist gelb. Es zeigt eine Angel mit Köder und 7 darauf zu schwimmende Fische und einem der sich abwendet, den Köder verschmäht und die Gegenrichtung wählt. An den aufsteigenden Blasen kann ich erkennen, dass er sich lebendig fühlt.
Da sind wir auch schon mitten im Thema, nicht im Strom mit zu
schwimmen, denn die Dissonanz soll uns weiterbringen.Wir streben alle Harmonie an, aber man muss sie auch kritisch betrachten.
Der Autor beschreibt in einfachen und eingängigen Worten, was die Begriffe: Dissonanz, Konsistenz, Reaktanz etc. bedeuten und zeigt anhand von interessanten Beispielen, was es damit aufsich hat. Für neue Begriffe gibt er am Seitenrand Kästchen für Definitionen. In welche Falle man tappen kann, steht immer am Ende eines Themenabschnitts.
Ganz besonders veranschaulichend und nachhaltig einprägend ist für mich folgender Dialog:
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Ein Mann glaubte eine Maus zu sein. Nach acht Sitzungen hatte der Therapeut es geschafft.
Der Mann bekundete seine Überzeugung, keine Maus mehr zu sein und verließ „geheilt“ die Praxis. Doch schon Augenblicke später stürzte er wieder herein und mit Entsetzen in den Augen stieß er hervor: „Helfen Sie mir, da draußen ist eine Katze!“ „Aber Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie nun wüssten, dass Sie keine Maus mehr sind,“ sagte der Therapeut. Darauf der Klient: „Ich schon, aber weiß das auch die Katze?“
So wichtig ist uns, was andere in uns sehen und von uns erwarten, dass selbst wenn wir uns verändert haben, wir immer noch Sorge tragen, ob das wirklich richtig ankommt. Oder wir lernen, dass es uns egal ist.
Dieses Buch gibt Aufschluss, wie oft wir Harmoniefallen begegnen, öffnet Augen, macht sensibel und hilft die Dissonanz als Hilfe und Chance zu sehen.
Es ist spannend zu lernen, wie Vorurteile entstehen, warum sie so schlecht zu zerstreuen sind, was Zivilcourage ist, wie der Herdentrieb in Gruppen entsteht etc. Sehr hilfreich, o.g. Dialog hat sich bei mir so eingeprägt, dass ich ihn schon während der Restlektüre sehr oft angewandt habe. Herrlich!
Ich glaube, es gibt kaum einen Ratgeber der zur Zeit wichtiger ist, als einer der wieder Mut zu mehr Individualität macht, weg vom Mainstream, Mut zur eigenen Ansicht. Wenn ich beobachte wie Menschenmengen Demagogen hinterherrennen und mit grölen und das jede Woche und mit einem Feindbild im Kopf, wird mir ganz anders. So kann ich wenigstens etwas nachvollziehen, wie so etwas in einem aufgeschlossenen, modernen Deutschland 2016 passiert, auch wenn das keine Entschuldigung ist. Auf jeden Fall ist dieses Buch ein Augenöffner und ich werde es bestimmt noch einige Male zu Rate ziehen. Es waren wichtige Denkanstöße für mich darin, die mich auf Dauer bestimmt weiterbringen und verhindern, dass ich weniger in die Harmoniefalle tappe.
Vielen Dank Louis Schützenhöfer. Ich vergebe 4 Lesesterne und eine klare Leseempfehlung.
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Worum geht's?

In klarer, einfacher Sprache zeigt Louis Schützenhöfer die vielen Fallen auf, in die wir in unserem Harmoniestreben immer wieder tappen: Wer nur tut, was andere tun, wird nie aus der Masse hervorstechen. Wer nur glaubt, was andere glauben, wird vielen Vorurteilen zum Opfer fallen. Wer seine Talente nicht an Widerständen erprobt, wird nie zum Könner werden.
Mit vielen praktischen Ratschlägen, wie man den Harmoniefallen im täglichen Leben entgehen kann, ist dieses Buch ein hilfreicher Wegweiser zu mehr Erfolg und Lebensglück.
Louis Schützenhöfer

geboren in Graz, Studium der Psychologie an der Karl-Franzens-Universität in Graz, Tätigkeiten als Werbepsychologe, Marktforscher, Personalberater und Verkehrspsychologe. Zahlreiche Buchveröffentlichungen (u.a. „In aller Liebe. Wie wir unsere Mutter überleben“, „Die Kunst des Verdrängens. Glücklich ist, wer vergisst“).
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