Cover des Buches Jeden Tag ein bisschen mehr (ISBN: 9783841422293)
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Rezension zu Jeden Tag ein bisschen mehr von Louisa Reid

Ich bin dreimal gestorben, bevor ich fünf Jahre alt war...

von Tya vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Verstörend und mitreißend. Unbedingte Leseempfehlung für alle, die gern außergewöhnliche und realistische Geschichten lesen

Rezension

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Tyavor 9 Jahren


Inhalt

Audrey wünscht sich nichts weiter, als endlich ganz normal leben zu können. Um ihr das zu ermöglichen startet ihre Mutter mit ihr und ihrem kleinen Bruder Peter einen Neuanfang in einem abgelegenen Haus am anderen des Landes. Doch Audrey ist nicht wie andere Mädchen. Nicht ganz so hübsch, nicht ganz so klug, irgendwie verrückt und nichtmal ihr Körper funktioniert richtig, auch wenn dessen Krankheit nie ganz greifbar ist. Nicht einmal einen Vater hat sie, anscheinend wollte er keine so kaputte Tochter.
Zum Glück hat Audrey immerhin ihre Mutter, die sich aufopferungsvoll um das arme Mädchen kümmert und jeder neuen Krankheit leidgeprüft ins Auge sieht.
Als der Nachbarsjunge Leo plötzlich aufrichtiges Interesse an Audrey zu haben scheint, beginnt das Mädchen die Dogmen der mütterlichen Selbstaufgabe, die ihr Leben bis dahin bestimmten, zu hinterfragen.

Meine Meinung

Das Cover gefällt mir nicht ganz so gut, die Blume, die erst auf den zweiten Blick mit einer Art Verband umwickelt ist und dessen Nadeln sie zudem verletzten, ist als Metapher zwar hervorragend gewählt, ich finde aber dieses rosa- grüne Layout ein bisschen kitschig und zudem erinnerte mich der Titel an den Rewe- Werbeslogan. Den englischen Titel „lies like love“ finde ich da um einiges besser, er trifft die Thematik auf den Punkt genau.

Audreys Geschichte ist hervorragend recherchiert, soweit ich das beurteilen kann, denn mit der Thematik kenne ich mich nicht besonders gut aus. Ich finde jedoch nichts schlimmer, als Bücher über psychische Krankheiten und Störungsbilder, die nur die höchstpersönliche Vorstellung einer Krankheit des nicht im mindesten betroffenen Autoren wiedergeben. Das ist bei „jeden Tag ein bisschen mehr“ nicht der Fall.

Die Charaktere sind sehr gelungen, vor allem Audreys Mutter ist beängstigend realistisch ausgearbeitet.

Audrey selbst war mir sehr sympathisch, ich habe sie vor allem für ihre Stärke, ihren Mut und ihre Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, bewundert, aber auch ihre Gefühle, ihre Ängste, ihre Loyalität gegenüber der Familie konnte ich gut nachvollziehen. Ich habe vor dem Lesen befürchtet, Audrey könne zu naiv geraten, wie es wenig begabten Autoren bei solch einer Thematik oft passiert. Louisa Reid ist das nicht passiert, weshalb ich sie eindeutig zu der begabteren Sorte zähle.

Abgesehen von der Fähigkeit realistische Charaktere zu entwerfen, verfügt Lousia Reid auch über einen schönen, fließenden, nicht zu bildhaften Schreibstil und die Fähigkeit absolut reale Gefühle beim Leser auszulösen: Angst, Hass, Wut, Dankbarkeit, Erleichterung. Das Einzige, was ich sehr schade fand, war das Ende. Nachdem die Dramatik bis ins Unaushaltbare gestiegen war, war das Ende ein bisschen abrupt und leider auch ein bisschen zu kurz. Einige offene Fragen blieben unbeantwortet. Allerdings hätte das Buch 547- Seiten dicke Buch dann wahrscheinlich nochmal genauso viele. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Autorin vielleicht über eine Fortsetzung nachdenkt. Genug Stoff gibt es da mit Sicherheit.

Aufgrund des Endes nur vier von fünf Sternen, dennoch ein ganz klare Leseempfehlung!

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