Louise Kennedy

 4,4 Sterne bei 49 Bewertungen
Autor*in von Übertretung und Trespasses.

Lebenslauf

Louise Kennedy wuchs in der Nähe von Belfast auf. Bevor sie mit dem Schreiben begann, arbeitete sie fast dreißig Jahre lang als Köchin in Irland und Beirut. 2021 erschien von ihr ein Band mit Short Stories The End of the World is a Cul de Sac, das von der Presse enthusiastisch aufgenommen wurde (u.a. war es Sunday Times Book of the Year) und die Autorin mit einem Schlag in der englischsprachigen Welt bekannt machte. Übertretung (»Trespasses«) ist ihr erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Louise Kennedy

Cover des Buches Übertretung (ISBN: 9783969992593)

Übertretung

 (44)
Erschienen am 10.08.2023
Cover des Buches Trespasses (ISBN: 9781526623324)

Trespasses

 (5)
Erschienen am 14.04.2022

Neue Rezensionen zu Louise Kennedy

Cover des Buches Übertretung (ISBN: 9783969992593)
Lesezauber_Zeilenreises avatar

Rezension zu "Übertretung" von Louise Kennedy

Leben im Nordirlandkonflikt: Bittersüß und unter die Haut gehend
Lesezauber_Zeilenreisevor einem Monat

Meine Inhaltsangabe:
Cushla Lavery, Katholikin, Mitte zwanzig, arbeitet als Lehrerin, kümmert sich um ihre alkoholranke Mutter, bei der sie noch wohnt und hilft immer wieder auch im Familienpub aus, um ihren Bruder zu entlasten. Eines Tages lernt sie den viel älteren Michael Agnew kennen. Der ist ein bekannter Prozessanwalt und Protestant und zudem verheiratet. Die beiden müssen ihre Liebschaft geheim halten, da derartige Verbindungen einen schnell auf die Todesliste bringen. Jeden Tag gibt es weitere Todes- und Gewaltbotschaften, jeder muss aufpassen, was er sagt oder macht, was Cushla schnell erfahren muss, als sie sich für ihren Schüler Davy einsetzt, dessen Vater fast totgeprügelt wurde und dessen Familie einen sehr schweren Stand in dem Vorort hat. Gegen alle Vernunft geht sie diesen Weg weiter. 

Mein Eindruck:
Keine leichte Kost, das kann ich euch sagen. Eigentlich ist es eine Geschichte über eine junge Frau, die einfach nur ihr Leben leben möchte ohne vor lauter Angst vor Verrat, Folter, Mord immer mit eingezogenem Kopf durch eben jenes Leben zu gehen. Frei sein in seinen Taten, Handlungen und Gedanken ist ihr Wunsch, der sich jedoch nicht erfüllen lässt. 

 

»Hier geht es nicht darum, was man tut«, sagte er. »Es geht darum, was man ist.« (Seite 7o)

 

Also macht sie das Beste draus oder das, was sie für das Beste hält. Die Beziehung zwischen ihr und Michael ist einerseits zuckersüß, andererseits vergiftet und zum Scheitern verurteilt. Er ruft, sie springt. Liebe macht blind und manchmal auch dumm oder doch zumindest leichtsinnig. Zu Herzen geht der Strang, in dem es um den kleinen Davey und dessen Familie geht. Ach was, eigentlich geht das ganze Buch zu Herzen. Kennedys Schreibstil lässt mich diese düstere, drückende Stimmung, die zwischen Angst, Hoffnung und Verzweiflung schwankt, förmlich spüren und es fällt schwer, sich davon freizumachen und einfach wieder zum Tagesgeschehen überzugehen. Manche der Figuren lösen in mir eine sofortige Verachtung, ja, fast schon Hass aus, andere möchte ich gern in den Arm nehmen und beschützen und wieder andere hinterlassen mich einfach nur zweigespalten. Dabei schreibt sie total ruhig, fast schon zurückgenommen leise und poetisch. Vielleicht ist es genau das, weswegen die Geschichte irgendwie die Seele berührt. Ein Buch, das nachwirkt und wohl erst nach einigen Tagen sacken lassen seine volle Wirkung entfaltet. Bewegende 5/5 Sterne.

Cover des Buches Übertretung (ISBN: 9783969992593)
Elenchen_hs avatar

Rezension zu "Übertretung" von Louise Kennedy

Übertretung
Elenchen_hvor 6 Monaten

Belfast, 1975: Die 24-jährige Cushla lebt als Katholikin in einem überwiegend von Protestant*innen bewohnten Vorort. Jedes Wort, das sie sagt, jede Geste, selbst ihre Kleidung kann sie in Schwierigkeiten bringen, denn der Bürgerkrieg steht kurz vor der Eskalation. Trotzdem schreckt Cushla nicht vor der größten aller Übertretungen zurück: An einem Abend, an dem sie eine Schicht in der Bar ihrer Familie übernimmt, lernt sie den deutlich älteren, verheirateten und protestantischen Prozessanwalt Michael Agnew kennen - und verliebt sich in ihn. Neben dieser heimlichen Affäre fällt Cushla auch in ihrem Hauptberuf als Lehrerin an einer katholischen Grundschule auf als sie sich Davy annimmt, der aus ärmlichen Verhältnissen kommt.


Louise Kennedy erzählt in ihrem Debütroman "Übertretung", übersetzt durch Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser, von einer Protagonistin, die in einem bis heute nicht verwundenen Konflikt aufwächst und versucht, zwischen Regeln und Unterdrückungen ihren eigenen Weg zu gehen. Hinter jeder Ecke lauert in diesem Roman Gefahr, jedes Kapitel beginnt mit der - teils sehr explizit beschriebenen - Gewalt, die in den Nachrichten wiedergegeben wird und die Cushla immer näher kommt, bis sie schließlich unausweichlich für sie wird. Cushla lebt in einem Spannungsfeld zwischen einer alkoholkranken Mutter, um die sie sich kümmert, einem Bruder, der sie stets bevormundet, einer verbotenen und (vermeintlich) geheimen Liebesaffäre und einem kleinen, in Armut lebenden Jungen, dem sie unbedingt helfen möchte. Dieser Drahtseilakt lässt sich nicht immer gut lesen und kommt auch nicht ganz ohne Wiederholungen in der Mitte des Buches aus. Die Lesenden erfahren viel über den Konflikt zwischen Katholik*innen und Protestant*innen in Nordirland, das Buch regt ständig zum selbst recherchieren an und bietet so einen Einblick in ein Stück Zeitgeschichte, mit dem ich mich persönlich bislang wenig beschäftigt habe. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Cover des Buches Übertretung (ISBN: 9783969992593)
eulenmatzs avatar

Rezension zu "Übertretung" von Louise Kennedy

Blick in die nordirische Geschichte
eulenmatzvor 7 Monaten

MEINUNG:

Ich habe Übertretung in den Verlagsvorschauen entdeckt. Es hat mich auf Grund des Geschichtskontext angesprochen und generell lese ich gerne Literatur aus der irischen und britischen Kultur.

Wir befinden uns 1975 in Belfast, Nordirland. Der Bürgerkrieg in Nordirland ist ausgebrochen. Hat man die falsche Konfession, dann hat man ein Problem. Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Bürgerkrieg noch nicht so wirklich beschäftigt habe. Ich denke, es schadet nicht, wenn man hier Vorwissen hat, aber ich kam trotzdem gut zurecht. Ich war nur einfach absolut erschüttert, was zur damaligen Zeit dort los war und genau das bekommt auch Cushla Lavery zu spüren.

Cushla kümmert sich um ihre alkoholkranke Mutter, was ich wirklich grenzwertig fand, aber scheinbar ist es zu dieser Zeit auch einfach so gewesen und Familie ist eben Familie. Der Familienzusammenhalt ist in dieser Zeit überlebenswichtig. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass wenn eine Person nicht nach den Regeln der Zeit handelt, dann haben alle ein Problem. Cushlas Bruder betreibt einen Pub. Die Laverys sind katholisch, aber es kommen auch viele Protestanten in den Pub. Dort lernt den protestantischen Anwalt Michael Agnew kennen und verliebt sich in ihn. Obwohl Michael verheiratet ist, beginnen sie eine Affäre. Vermutlich ist Cushla sehr verliebt gewesen, denn anders kann ich mir ihre Hörigkeit gegenüber Michael nicht so richtig erklären. Eigentlich passiert alles zu seinen Regeln. Er nimmt sie auch mit zu Freunden, wo man sie auf Grund ihrer einfachen Herkunft erniedrigt. Alles lässt sie über sich ergehen. 

Mich hat erschüttert in was für Zeiten die Leute dort gelebt haben. Die Autorin gibt einen guten Einblick in das damalige Leben und wie es sich angefühlt haben muss. Man lebt ständig in Angst. Die Schüler in den Schulen mussten jeden Morgen Tote und Verletzte aufzählen. Es waren sehr unruhigen Zeiten, in denen die Kinder groß werden müssen. Mittendrin ist Cushla, die hilfsbereit und liebenswert ist. Ich hatte oft den Eindruck, dass sie einfach ein normales Leben führen möchte. Das Ende des Romanes ist tragisch, wenn vermutlich auch realistisch.

FAZIT:

Übertretung gibt einen sehr guten Einblick in den damaligen Bürgerkrieg in Nordirland. Die Autorin schildert sehr gut das Leben der Leute und wie es für alle Altersstufen war dort zu leben. Ich bin wirklich nachhaltig erschüttert, würde das Buch aber definitiv für Interessierte an dieser Zeit empfehlen!

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