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Neue Rezensionen zu Louise Otto

Frauenleben im deutschen Reich zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Louise Otto-Peters, eine der Vorreiterinnen der deutschen Frauenbewegung, schreibt in diesem schmalen Büchlein über ihre Erinnerungen an das Alltagsleben ihrer Kindheit, also etwa 1820 - denn etliche Dinge waren schon zu ihren Lebzeiten so ins Vergessen geraten, dass es ihr sinnvoll erschien, davon zu berichten. Aus heutiger Sicht ist dieser Einblick natürlich noch interessanter, man erfährt Dinge über den Alltag normaler Leute, die eher selten in Geschichtsbücher Eingang finden. Zum Beispiel das "Licht machen":

"In jeder Küche stand damals meist auf einem Sims über dem Herd ein länglich viereckiges Kästchen von weißem Blech, dasselbe enthielt vier Gegenstände, die man haben mußte, um Licht zu machen: einen Stahl, ein Stück Feuerstein, Schwefelfaden und in einer nach unten mit Blech geschlossenen Abtheilung, eine braunschwarze trockne Masse, die man »Zunder« hieß. Dieselbe ward hergestellt meist aus – alten Strumpfsocken, welche man deshalb in jeder Haushaltung sorgfältig aufhob und die von der Hausfrau oder Köchin am Licht so weit gesengt oder gebrannt wurden, daß sie schwarzbraun aussahen und leicht auseinanderfielen. Da aber dieser Stoff den Funken nicht auffing »nicht fing«, wie man kurzweg sagte, wenn der Verbrennungsprozeß zu weit oder auch zu wenig vorgeschritten war, so gehörte schon eben so viel Geschick als Erfahrung dazu, das richtige Maß zu halten. Wollte man also Licht haben, so schlug man mit Stahl und Feuerstein zusammen über dies Zunderkästchen bis einer der heraussprühenden Funken da hineinfiel und als glühendes Pünktchen sich darin so lange verhielt, bis es gelang mit Hilfe des Athmens den daran gehaltenen Schwefelfaden ein blaues Flämmchen zu entlocken und damit das bereitstehende Licht zu entzünden – pustend und hustend, denn der Schwefeldampf kam meist in die Kehle – und so geschah es manchmal, daß ein unfreiwilliges Husten und Nießen das Licht wieder auslöschte und die Arbeit von Neuem beginnen mußte."

Und im Kapitel "Moden" erfährt man, wie die Befreiung der Frau ihren Anfang nahm:

"Die Faltentaillen, die wir hier erwähnten, begannen sich mehr und mehr vorn zu lockern, die Rücken sich zu glätten und endlich war es erlaubt, sie vorn zu schließen – und das war der Hauptschritt zu weiblichor Selbstständigkeit! Anfänglich mußte das unsichtbar bleiben, man heftelte oder schnürte vorn das Futter des Kleides zusammen und legte dies in Falten darüber – im Rücken behielt man noch den Schein bei, als sei die Taille da zugeschnürt oder geheftelt, aber man kam nun doch wirklich in die glückliche Lage, sich selbst ohne fremde Hilfe an- und ausziehen zu können. Es war dies wirklich der wichtigste Schritt zur Emancipation!"

Klingt banal, aber eine Frau, die sich nicht selbst ankleiden kann, kann auch kein eigenständiges Leben führen, was für unverheiratete Frauen oder Witwen tatsächlich ein großes Problem darstellte.

Wer sich also für die kleinen Dinge des Alltags im Leben früherer Generationen interessiert, ist hier bestens aufgehoben.

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