Story:
Die Berlinerin Alexandra Roth ist eine Stadtpflanze durch und durch. Dennoch nimmt sie an einer 180km langen Wandertour durch Lappland teil, um ein Versprechen einzulösen, dass sie ihrer todkranken Frau Maike kurz vor deren Tod gab. Nur mühsam bewältigt Alex die ersten Kilometer und bekommt unerwartet Unterstützung von der jungen Fotografin Emma Holmqvist, die ihr nicht nur bei den mühevollen Tagesmärschen hilft, sondern ihr auch ein offenen Ohr leiht. So erzählt Alex in der abgeschiedenen Idylle Lapplands von ihrer Frau und ihrer Entscheidung, ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, als es gegen den Krebs keine Chance mehr gibt …
Eigene Meinung:
Mit „Ein letztes Mal wir“ erschien 2016 das Debüt der Autorin Lovis Cassaris im Querverlag. Auf knapp 200 Seiten entführt die Autorin zum einen nach in das raue, wilde Lappland, zum anderen in die Schweiz, wo Alexandra und Maike leben.
Inhaltlich erwartet den Leser die Geschichte einer jungen Frau, die mit dem Verlust ihrer Ehefrau Maike zu kämpfen hat und sich ihr zu Ehren zu einer Wandertour durch Lappland anmeldet. Vor der rauen Natur und der eigenwilligen Schönheit des Landes, kommt Alexandra nicht nur zur Ruhe, sie lässt ihr Leben und ihre Liebe zu ihrer Partnerin noch einmal Revue passieren, um auf diesem Weg damit abzuschließen. Auf ihrem Weg lernt sie die offenherzige Emma kennen, die sich Alexandra nicht nur anschließt und sie die vielen Kilometer bis zum Ziel motiviert, sondern sich auch Alex‘ Erzählung anhört. Dementsprechend springen die Kapitel zwischen der Gegenwart – der Wanderung – und der Vergangenheit – Alex und Maikes Kennenlernen und gemeinsames Leben – hin und her. Erst nach und nach erfährt man, was geschehen ist und mit welchen Problemen Alex und Maike zu kämpfen hatten.
Lovis Cassaris schafft ein sehr emotionales, direktes Werk, das einen schnell in den Bann zieht und nicht mehr loslässt. Man fühlt sich Alex verbunden, wenngleich es zu Beginn schwer fällt sich auf sie einzulassen. Doch je weiter die junge Frau auftaut, desto näher ist man an der Geschichte und erlebt, was Alexandra erlebt. Aus diesem Grund trifft es einen, als es um Maikes Krankheit geht und ihren Wunsch ihrem Leben auf würdevolle Art und Weise ein Ende zu setzen. In diesem Punkt lädt die Autorin zum Nachdenken und Diskutieren ein, denn aktive Sterbehilfe ist ein Thema, bei dem die Meinungen auseinander gehen.
Die Charaktere sind sehr authentisch und einfühlsam beschrieben. Wie bereits erwähnt braucht der Leser eine Weile, um mit Alexandra warm zu werden, da diese am Anfang sehr spröde und unnahbar daherkommt. Erst im Laufe der Zeit taut sie auf und man versteht, warum die junge Frau so verbittert ist. Emma wirkt leider ein wenig blass, was daran liegt, dass man kaum etwas über sie erfährt, außer der Tatsache, dass sie gerne wandert und fotografiert. Das ist ein bisschen schade, aber da es in „Ein letztes Mal wir“ vorwiegend um Alexandra und ihre Frau Maike geht, kann man damit leben. Maike selbst ist ebenfalls gut charakterisiert, da man sie in den Rücklenden kennenlernt und sie dank ihrer liebenswerten Art schnell ins Herz schließt.
Stilistisch legt Lovis Cassaris ein beeindruckendes, intensives Debüt vor, dass durch eine klare Sprache, sehr schöne Beschreibungen (gerade die landschaftlichen Details von Lappland sind sehr bildlich umgesetzt) und gut ausgearbeitete Charaktere besticht. Die Autorin weiß, wie man mit Worten umgeht und welche Szenen sie vertiefen muss, um passende Bilder und Emotionen zu vermitteln. Auch erotische Szenen wirken sehr sensibel in Szene gesetzt, ohne plump zu wirken. Man darf gespannt sein, welche Bücher als nächstes erscheinen, denn „Ein letztes Mal wir“ macht definitiv Lust auf mehr.
Fazit:
Lovis Cassaris‘ Dabür „Ein letztes Mal wir“ ist ein wundervolles, stilles und emotionales Buch, das sowohl durch eine gute, tiefgründige Geschichte, als auch authentische Charaktere besticht. Auch stilistisch kann der Roman überzeugen und bietet neben wundervollen Landschaftsbeschreibungen, sehr intensive Dialoge und Gespräche. Wer realistische, lesbische Literatur mag und wen das ernste Thema und der Umgang mit Krankheit und Tod nicht stören, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Es lohnt sich.
Lovis Cassaris
Lebenslauf
Alle Bücher von Lovis Cassaris
Ein letztes Mal wir
Neue Rezensionen zu Lovis Cassaris
Ein schwieriges Thema, ein trauriges Thema, ein Thema, das allerdings zur Zeit auch im Trend liegt: Immer mehr Krebsromane erscheinen, nachdem "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" so durchschlagende Erfolge verbuchen konnte!
Das soll meine Begeisterung für "Ein letztes Mal wir" aber in keiner Weise schmälern, denn die Autorin schafft es mit viel Feingefühl, Witz und sprachlichem Geschick eine unglaublich anrührende Geschichte zu schreiben. Das Thema "Sterben" und "Sterbehilfe" bekommt eine Leichtigkeit, die verblüffend ist.
Die beiden grundverschiedenen Protagonistinnen führen bis zum Ende eine beneidenswert schöne Ehe. Ihre Liebe und ihr Leid kann der Leser körperlich mitfühlen. Ein Roman, den man nicht so schnell vergessen wird!
Alexandra kurz Alex und Meike sind zwei unterschiedliche Frauen die sich durch einen Zwischenfall kennen und lieben lernen. Obwohl beide Frauen grundverschiedene Typen sind führen sie bis zu Meikes Tod eine harmonische Ehe.
Um den Tod ihrer Ehefrau zu verarbeiten macht Alex eine Extrem-Trekkingtour durch Lappland und lernt dabei Emma kennen und erzählt ihr ihre Geschichte.
Fazit, Cassaris erzählt hier die einfache Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen mit all ihren Hoch und Tiefs.
Diese Geschichte hat bei mir die Frage aufgeworfen. Ist die Sterbehilfe wirklich nicht human? Jedes Tier darf bei starken Qualen und Schmerzen eingeschläfert werden. Aber wir Menschen müssen uns bis zum bitteren Ende quälen und dürfen nicht selbstgewählt human einschlafen – ist das wirklich menschliche Würde oder nur äußere egoistische Angst vor dem Tod und/oder vor dem Alleinsein der Angehörigen?
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Worum geht es in meinem Buch?
Für manche wäre eine 180-km-Wanderung durch Lappland nur eine sportliche Herausforderung. Für Alexandra Roth ist das 5-tägige Extrem-Trekking durch den Kebnekaise-Nationalpark jedoch das Einlösen eines Versprechens und das Aufarbeiten des Verlusts ihrer großen Liebe. Eine gute Zuhörerin findet die Berlinerin Alex in der attraktiven schwedischen Fotografin Emma Holmqvist. Während der Etappen der Wanderung, im Tempo ihrer Schritte über Stege, Steine und Pfade, über Bergmassive und Bäche, erzählt sie die Geschichte ihrer Zürcher Ehefrau Meike Janowsky, die nach schwerer Krankheit selbstbestimmt ihrem Leben ein Ende setzen will.Eines sei vorweggenommen: Du wirst weinen, aber auch lachen. Und manchmal beides gleichzeitig!
Zusätzliche Informationen
Lovis Cassaris wurde am 17. Juli 1983 in Gagliano del Capo (Italien) geboren.
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