Die Kurzgeschichten und Erzählungen in diesem Buch handeln vor allem von Frauen mit unerfüllten Wünschen, Frauen mit Hoffnungen und Frauen die Tag für Tag den Alltag leben. In ihnen spiegeln sich viele Aspekte aus Lucia Berlins eigenem Leben wieder, die mit 32 Jahren bereits unzählige Male umgezogen, drei Mal geschieden und Mutter von vier Söhnen war. Viele Elemente wie z.B. Namen, Orte oder Berufe wiederholen sich in dem Buch was die autobiographische Seite dieses Buches untermalt.
Die Geschichten sind in der Regel um die 20 Seiten lang, einige aber auch deutlich kürzer. Mit den 1-Seitigen Erzählungen konnte ich persönlich nicht viel Anfangen, und auch die ersten Erzählungen im Buch konnten mich nicht ganz mitreißen. Doch nachdem ich mich ein bisschen mehr auf die Erzählungen einlassen konnte, habe ich durchaus gefallen daran gefunden. Insbesondere die Geschichten "Lead Street, Albuquerque", "Das Lehmhaus mit Blechdach" und "Zeit der Kirschblüten" haben mir sehr gut gefallen.
Sprachlich schön, aber auch einfach gehalten, war die Stimmung in Berlins Erzählungen oft trocken, deprimierend. Damit diese Alltags-Langeweile, die Hoffnungslosigkeit und Sehnsucht nach einem anderen Leben deutlicher wird. Doch es gab natürlich auch Szenen die mich zum Lachen und Schmunzeln gebracht haben. Ich bin auf jeden Fall aufmerksam auf Lucia Berlin geworden und werde in Zukunft gerne auf dieses Buch zurückschauen und an all diese Frauen und ihre Ehemänner denken.
Fazit: Lucia Berlins 22 autobiografisch angehauchten Erzählungen konnten mich zwar nicht alle überzeugen, doch der Großteil der Stories lies sich mit einer Leichtigkeit lesen und genießen. Wer gerne kurze Erzählungen liest und auch das Thema der Alltags-Frau, die Sehnsucht nach einem anderen Leben hat, nicht zu träge findet, macht mit diesem Buch sicherlich nichts falsch!
Lucia Berlin
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Lucia Berlin
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten/Storys, die autobiografisch angelehnt sind und einschneidene Erlebnisse in dem Leben der Autorin beschreiben.
Kurzgeschichten sind für mich die Königsdisziplin der Literatur. Eine Geschichte so zu komprimieren, ohne dass vom Gehalt etwas verloren geht, ist super schwer – und Lucia Berlin ist eine Meisterin darin.
Ich liebe ihren Stil – leider ohne beschreiben zu können, warum er so besonders ist – aber er ist lebendig, einnehmend und mitreißend.
Man steckt sofort in der Geschichte, sie wirken (wie gesagt) sehr lebendig und bildet die perfekte Momentaufnahme ab.
So plötzlich wie man drin ist, so plötzlich endet es auch wieder. Und nicht selten wollte ich mehr lesen – was ein Kompliment ist.
Es sei aber auch gesagt, dass ihr Stil nicht immer der einfachste ist. Manchmal hat man das Gefühl das etwas fehlt, dass man etwas übersehen hat. Dabei ist „nur“ der Satz dann recht reduziert, auf die wichtigsten Infos runter geschraubt in einem Halbsatz.
Man muss also aufpassen und selten ist auch dann noch eigen.
Andere Stellen sind dann aber mit vielen Details geschmückt, die Atmosphäre erzeugen. Gefühl ist wichtig bei ihren Geschichten, denn diese haben einen Geruch oder Geschmack, wenn ihr versteht…?
Es wirkt sicherlich auch deshalb so lebendig, weil die Autorin viel aus ihrem eigenen Leben aufzeigt, aber nicht zu verbissen an der Wahrheit bleibt, sondern eine gut erzählte Geschichte im Vordergrund steht.
Bei manchen Geschichten wurden Namen verändert – aber wenn man sich etwas mit ihrer Biografie auskennt, sieht man die deutlichen Parallelen – sie schreibt von dem was sie kennt und selbst erlebt hat.
Lucia Berlin ist eine Frau, die am Leben immer wieder gescheitert ist, aber nie gebrochen wurde – sich nie hat unter kriegen lassen oder gar aufgeben hätte.
Das macht ihr Leben so interessant und damit auch ihre Werke/Geschichten.
Dieses Buch ist im Prinzip zum großen Teil eine Autobiographie – allerdings nicht mit dem Blick auf ihr Leben allgemein, sondern mit Fokus auf die Orte, die Lucia Berlin ihr „zu Hause“ genannt hat.
Das Ganze ist mit Fotos bebildert und hinten finden sich ausgewählte Briefe, die abgedruckt sind.
Die Autorin hat einen wunderbaren Stil – und mein riesiges Problem ist, dass ich nicht benennen kann, was ihn so außergewöhnlich und wunderbar macht.
Aber das hier ist einer der einnehmbarsten autobiographischen Texte, die ich lesen durfte. Sie hat die Fähigkeit einen sofort mitzunehmen und hat sowohl das Potential einen das Gefühl von Unbehagen, wie das von Kaminfeuer zu geben.
Obwohl sie vermeintlich „nur“ über Orte spricht und kurze Aufnahmen aus dieser Zeit, hatten diese Texte etwas intimes.
Das hier ist keine nüchterne, trockene Biographie, sondern es hat oft einen Romancharakter (im Zeitraffer).
Wie gesagt ist es jedoch thematische Rahmen relativ eng gesetzt. Ich hatte häufig den Gedanken, dass ich jetzt auch gerne eine „richtige“ (Auto-)Biographie lesen würde, die sich vertiefter gestalten würde – diesbezüglich blieb dieses Buch relativ oberflächlich, ich hätte gerne mehr gehabt, mehr erfahren.
Insbesondere, wenn man die Liste liest, auf der alle Orte aufgezählt sind, die sie ihr „zu Hause“ nannte, wird deutlich wie Lückenhaft die Erzählungen gewesen sind, wie viele Katastrophen ausgespart wurden.
Wie man sich bereits beim Lesen gedacht hat und das durch die Briefe noch einmal bestätigt wurden, wurde sich in ihren Texten bewusst auf das Positive fokussiert. Man liest die Katastrophen trotzdem heraus, die zwischen den Zeilen mitschwingen.
Das mochte ich wirklich sehr und zeigt auch, dass dieses Buch mit dem Texten und den Briefen, gut zusammen gestellt wurde.