Lucia Jay von Seldeneck

Inhalt:

"Komm tanzen" erzählt die Geschehnisse einer Party-Nacht am Wannsee. Es ist nicht alles auf den ersten Blick so locker-leicht wie es scheint und im Laufe des Abends tun sich immer mehr Abgründe auf..  

Meine Meinung:

Der Autorin ist hier auf wenigen Seiten meisterhaft gelungen die besondere Stimmung des Wannsees im Sommer einzufangen und sorgt durch die Sprache für jede Menge Melancholie #summertimesadness

Mich hat diese Erzählung sehr abgeholt und auch wenn ich gerne sehr viel mehr über die Protagonist:innen erfahren hatte, lag doch gerade in diesem Ausschnitt, dieser Kürze der besondere Reiz. 

Fazit:

Ein Buch für alle, das sich auch prima zum Verschenken eignet. Für Wannsee-Lover und Party-People :) 

Ein großartiges Fest am Wannsee! Die Pandemie liegt hinter uns und die Figuren der Geschichte genießen mit großer Freude und viel Tanz einen lauen Maiabend am See. Alle sind zusammengekommen: Cora und ihr Freund Robbie haben eingeladen, Coras Schwester ist dabei, die ihren Freund mit dem gemeinsamen Kind Paul zu Hause gelassen hat, alte WG-Mitbewohner und noch ältere Freunde und Claire, die ihren Sohn Jona mit bei Paul gelassen hat. Die Stimmung ist mehr als ausgelassen, es werden Alkohol und andere Drogen konsumiert, bis jemand in den frühen Morgenstunden auf die Idee kommt mir dem Segelboot auf den Wannsee rauszufahren.

Und dann ist da Jona. Ein Kind, das so ganz anders ist als andere Kinder. Ein Kind, das sehr sensibel auf seine Umwelt reagiert. Ein Kind, das den Klimawandel direkt spürt und meint zu verdursten. Und dieses Kind ist mit Paul und Lottes Freund allein zu Hause.

Neben der wirklich toll beschriebenen Party- und Abendstimmung am Wannsee bildet die Figur Jona einen erschreckenden Gegensatz. Die Party hat etwas Befreites, Sorg- und Sorgenloses, scheint ein ewiges Spiel zu sein, in dem es nur um Freude und Tanz geht. Jona hingegen leidet permanent. Er trägt stets eine Wasserflasche mit sich herum, es muss eine Ersatzflasche geben. Er stellt die Grenzen der Freiheit dar, die Grenzen der Sorglosigkeit.

Ich mochte den Schreibstil gern, bin aber an den Figuren gescheitert. Sie waren mir nicht greifbar genug. Die Katastrophe, die schon im Klappentext mitschwingt, stellt sich ganz anders dar, als vermutet oder erwartet. Ich hätte gerne so viel mehr über die Menschen gewusst, um sie einschätzen zu können, vor allem Jona. Was passiert mit ihm? Wird ihm geholfen? Falls ja, wie? Das Leben kann nicht ewig so weitergehen, keine ewige Party sein, auch wenn der Mensch es sich vielleicht erhofft. Durch die Pandemie wurde der Menschheit eine Grenze aufgezeigt, wie schnell alles kippen kann, symbolisiert durch die Nachtfahrt mit dem Boot.

Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es zu viele Figuren auf zu wenigen Seiten gab und das offene Ende verstärkt für mich diesen Eindruck noch. Schade.

Es ist eine laue Sommernacht, die geradezu einlädt zum Tanzen, die Sorgen beiseite zu lassen, sich dem Genuss des unbeschwerten Vergnügens hinzugeben. Ein Grundstück direkt am Berliner Wannsee bietet genug Platz und die Besitzer versammeln ihre Freunde und Bekannten zum ausgelassenen Beisammensein. Vorbei ist die Zeit der Isolation durch die Corona-Krise. Doch sind wir wirklich frei von unseren Alltagsproblemen an solchen Tagen? Offensichtlich haben die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf unsere Umwelt auch einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Ein Thema, dass aufgeworfen wird in der illustren Runde durch das Verhalten eines kleinen Jungen, der Veränderungen des Klimas intensiv körperlich wahrnimmt und durch extremes Gebaren auf sich aufmerksam macht. Der Abend endet schließlich unvorhergesehen.

Lucia Jay von Seldeneck spielt mit Metaphern in ihrem Roman 'Komm tanzen!', in dem sie eine scheinbar unbeschwerte Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt, die Versäumnisse erkennt, die Zeit als unendliches Reservoir betrachtete, die Langeweile bekämpft durch Zerstreuung und schließlich doch mit den Folgen, wie auch immer sie geartet sind, zu leben hat. Stellen wir uns der uns übergebenen Verantwortung für unser Leben im angemessenen Maße? Haben wir alles im Blick?