Edith lebt ein Kinderleben, das leider viel zu viele Kinder kennen. Ihre Mutter ist Tag ein Tag aus mit Aufräumen, Putzen und Kochen beschäftigt und ihr Vater geht arbeiten. Wenn er zuhause ist sitzt er hinter der Zeitung. Es ist eine große Sprachlosigkeit in der Familie eingezogen in der es ein wirkliches Miteinander nicht mehr zu geben scheint.
In dieser Sprachlosigkeit und Dessinteresse für den anderen lebt Edith.
Als sie eines Tages ihren Kleiderschrank aufmacht sitzt da doch tatsächlich ein kleines Monster in ihrem Schrank. Sie schließt es sofort in ihr Herz und freut sich, dass das Monster so nett zu ihr ist. Damit beginnt für die Kleine eine wundervolle Zeit in der sie sich freut nach Hause zu kommen weil jemand für sie da ist, ihr zuhört, mit ihr spielt und Edith sorgt sich rührend um das Monster, das Kartoffeln über alles liebt. Fortan mag sie Kartoffeln und bittet ihre Mutter ihr Kartoffeln zu kochen, die natürlich nicht ahnt, dass die Kartoffeln nicht für ihre Tochter sondern für ein Monster sind. Zwar wundert sie sich etwas darüber und auch über die Mengen, die die Kleine plötzlich täglich verputzt aber sie hinterfragt es nicht wirklich. Sie versucht mit ihrem Mann darüber zu reden doch mehr als den Kommentar, dass Edith wohl einen Wachstumsschub hat kommt nicht hinter der Zeitung hervor.
So vergehen die Tage, das Monster wird immer größer und größer und frisst auch immer mehr. Die Mutter wundert sich weiter, schleppt täglich immer mehr Kartoffeln an doch vom Vater hinter der Zeitung gibt es immer nur kurze banale Einlassungen zum Thema. Kartoffeln sind gesund, haben viel Vitamine. Doch dann kommt der Tag an dem die Mutter sich heimlich in das Zimmer der Tochter schleicht und das Monster entdeckt. Anstatt irgendetwas zu unternehmen schließt sie die Tür einfach wieder. Ihrem Mann erzählt sie das Edith in ihrem Zimmer Monster züchtet mehr als ein "Na so was" bekommt sie jedoch nicht zurück. So vergehen weitere Tage ohne das das Monster Thema in der Familie wird. Das Monster wird größer und größer und Edith liebt es mit ihm und ihren Freunden zu spielen.
Erst als Ediths Mutter es nicht mehr aushält und abends im Bett anfängt zu weinen wird der Vater langsam bewusst, dass es so nicht weiter gehen kann. Er legt endlich einmal die Zeitung weg und hört seiner Frau zu.
Wie es mit Edith und dem Monster weiter geht und wie sich das Familienleben fortan ändert, das erfährt der Leser dieser Geschichte, die eindrucksvoll zeigt wie schlimm Sprachlosigkeit in der Familie sein kann. Gerade aus der Perspektive des Außenstehenden kann man gut die Trostlosigkeit, das Gefühl der Beklommenheit und Hilflosigkeit aber auch Ediths Freude mit dem Monster wunderbar erleben. Viele Kinder kennen Verhaltensweisen wie die von Ediths Eltern. Sicherlich, nicht alle Väter verstecken sich hinter Zeitungen, doch in Gesprächen mit den Kindern wird schnell klar, dass sie sehr wohl wissen wofür die Zeitung steht. Ein Kind berichtet vom Vater, der sich hinter Alten vergräbt, ein anderes von einem Hobby, dass alle Aufmerksamkeit des Vaters bekommt. Auch die Rolle der Mutter wird von den Kindern nicht nur als Rolle der Hausfrau wahr genommen. Gerade die Kleinen ab einem Alter von 5 Jahren finden Beispiele für die Position der Mutter, die dann auch schon mal so in ihrer Arbeit aufgeht das sie ständig über Akten hängt oder ständig mit ihren Freundinnen "abhängt (O-Ton eines Kindes). Gerade in Familien mit nur einem Kind können die Kinder oftmals Geschichten erzählen, die der von Edith ähneln.
Die Verhaltensweisen der Eltern schleichen sich in der Regel langsam ein. Ist die Sprachlosigkeit einmal da ist es schwer diese zu brechen, denn denen die darin leben haben sich in ihr so eingerichtet, dass sie gar nicht mehr bemerken was ihnen fehlt.
Oft sind es dramatische Situationen, die diese Routine plötzlich wie ein Beben wachrütteln. Doch muss es erst zu solchen Beben kommen?
Ich könnte nun sagen es bedarf nur einer Geschichte wie dieser um manch einem Erwachsenen wachzurütteln. Dem ist leider nicht so, denn das würde ja schon ein Miteinander voraussetzten, das meist nicht gegeben ist.
Kinder, die diese Geschichte hören und in den Bildern miterleben werden sich aber verstanden fühlen und könnten so die Gelegenheit bekommen vielleicht mit dem Vorleser, in der Kindergartengruppe etc. sprechen.
Gleichzeitig ist dieses Buch aber auch Mahnung, für all die, die bemerken das etwas falsch ist, sich in die falsche Richtung bewegt. Eltern, die ihren Kindern vorlesen wird so einmal mehr bewusst werden, dass sie so ein Leben nicht führen möchten und dafür etwas tun müssen, dass es gar nicht erst soweit kommt wie bei Edith.
So ist dieses wundervolle Bilderbuch mit seinen zauberhaften, ausdrucksstarken Illustrationen ein intensives, aber auch sehr lustiges Bilderbuch, dass zeigt wie es nicht sein sollte.
Das Monster schleicht sich sofort in die Herzen der Kinder, die natürlich am Ende etwas traurig sind, wenn es wieder verschwindet, doch es ist ja nicht aus der Welt. Edith weiß wo es seinen Freund finden kann und wer weiß vielleicht fährt sie ihn irgendwann einmal besuchen.