Die Raffinesse des Einfachen
von JulesBarrois
Kurzmeinung: Mit diesem Büchlein gehen Sie auf eine Entdeckungsreise der römischen Küche und auch von Rom der ganz besonderen Art.
Rezension
Puntarelle & Pomodori – Luciano Valabrega (Autor), Marianne Schneider (Übersetzerin, 144 Seiten, Verlag: Wagenbach, K; Auflage: 1 (18. August 2015), 15,90 € ISBN-13: 978-3803113139
Puntarelle e Pomodori – Dieser Titel alleine ist schon Programm. Puntarelle sind auch als Vulkanspargel bekannt und Pomodori sind Tomaten. Damit umreißt Luciano Valabrega die Hauptbestandteile der römischen Küche: die Gemüsearten, denn Lazio und Rom zeichnen sich durch eine erstaunliche Vielzahl von Gemüse und Salaten aus. Die großen Fleischarten des Piemont und der Lombardei (Bollito misto und Ähnliches) sind dieser Gegend fremd. „Das gekochte Rindfleisch der großen piemontesischen, lombardischen und emilianischen Tradition gibt es in der römischen Küche nicht.“ (Seite 70)
Also erwartet uns ein weiteres Kochbuch aus Italien? Ja und Nein.
Mit 165 römischen Rezepten, die mit den jüdischen Wurzeln sind mit einem * gekennzeichnet, ist diese Rezeptsammlung außergewöhnlich reichhaltig. Der Autor folgt der klassischen Einteilung in Vorspeisen, Primi, Seconi, Contorni und Dessert, wobei natürlich jedes Gericht auch zu einem Hauptgericht werden kann.
Aber es ist mehr als ein Kochbuch. Luciano Valabrega lässt gleichzeitig in vielen Geschichten und Anekdoten die Zeit der 40er und 50er-Jahre auferstehen: über Lebensmittelhändler, Zubereitungsarten, Einkaufsgewohnheiten im jüdischen Viertel um den Piazza Santa Maria in Trastevere. Es ist zum Teil eine „ärmliche“ Zeit in der auch die „cucina povera“ angesiedelt ist. Das heißt nicht in erster Linie, die Küche der armen Leute, sondern die Küche, die mit wenigen Zutaten, ursprünglichen Materialien und sparsamen Gewürzen auskommt. Es sind erlebte Rezepte.
Natürlich findet man auch alle klassischen Rezepte, deren Zutaten heute bei vielen verpönt sind und die auch nicht ohne weiteres hier zu bekommen sind: Kutteln, Gehirn, Nieren, Ochsenschwanz. Darüberhinaus schwelgt Luciano Valabrega in Artischocken, Endiviensalat, Zichorie, Karde, Staudensellerie und viele anderen mehr. Ein unerschöpfliche Fundgrube von Zubereitungsarten, die sofort Lust auf Nachkochen und Genießen macht.
Und es ist ein wahrer Genuss, die Geschmacksfülle dieser einfachen Lebensmittel zu ergründen, in so einfachen Gerichten wie „Pane condito con il pomodoro“ (Mit Tomate gewürztes Brot.) (Seite 135) oder „Fichi secchi con ricotta e noci“ (Dörrfeigen mit Ricotta und Walnüssen) (Seite 81-82) oder mein absolutes Lieblingsrezept „Coda con il sedano“ (Ochsenschwanz mit Staudensellerie) (Seite 97/98)
Mit diesem Büchlein gehen Sie auf eine Entdeckungsreise der römischen Küche und auch von Rom der ganz besonderen Art. Und mit Sicherheit wird Ihr nächster Rombesuch einen ganz anderen Verlauf nehmen, als der sonst übliche. Denn die beschriebenen Ort und die dazu passenden Gerichte finden Sie noch heute z.B. in Trastevere mit seinem unvergleichlichen, leicht demolierten Charme, mit seiner fast „dörflichen“ Atmosphäre.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages
https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1005-puntarelle-pomodori.html
Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de