Cover des Buches Eine perfekte Lüge (ISBN: 9783868044263)
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Rezension zu Eine perfekte Lüge von Lucie Whitehouse

Müder Thriller, der den Namen eigentlich nicht verdient

von R-E-R vor 9 Jahren

Rezension

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R-E-Rvor 9 Jahren

Hannah und Mark sind ein scheinbar glückliches Paar. Die Karrierefrau hat den erfolgreichen Gründer von DataPro in New York kennengelernt. Nach ihrer Hochzeit vor sieben Monaten ziehen die beiden wieder in ihre alte Heimat, weil der Sitz von Marks Firma sich in London befindet. Dort besitzt er auch ein luxuriöses Haus. Als Mark eines Tages nicht wie geplant nach Hause kommt und sich auch nicht gleich meldet sucht Hannah nach ihm. Sie stösst bei Ihren Nachforschungen nicht nur auf diverse Lügen sondern auch auf finanzielle Ungereimtheiten. Zunächst hofft sie auf eine harmlose Erklärung. Als Mark jedoch wieder auftaucht, erfüllt sich diese Hoffnung nicht.

„Eine perfekte Lüge“ ist für mein Empfinden weder spannend noch fesselnd. Man freut sich zwar, dass man den feuchten Novembernebel Londons lesend genießen kann und nicht selber durchgefroren der schaurigen Vergangenheit des eigenen Ehemannes hinterherjagen muss. Aber ansonsten geht einfach nichts voran. Nebensächlichkeiten verschleppen die Handlung. Das fängt beim Wetter an, wenn man förmlich spürt wie Regen und Wind durch die Straßen von Englands Metropole fegen. Und geht über Orchideen und viktorianische Buntglasfenster im Bad bis hin zum Wasserspeier im Garten weiter. Bei einer romantischen Geschichte, wären diese Bildmalereien das Tüpfelchen auf dem i. So ziehen sie das ohnehin zähe Geschehen in die Länge.

Dazu kommen unnötige Wiederholungen. Hannah findet beispielsweise heraus, was es mit dem, ihr bislang unbekannten Bruder, von Mark auf sich hat. Die Zeitungsartikel die sie bei ihrer Recherche findet, werden in zwei Kapiteln dargelegt. Diese bereits mehr als ausführliche Darstellung wird in einem dritten Kapitel dadurch ergänzt, das Mark ihr das Ganze noch einmal erzählt. Dieser Monolog ist lediglich eine Wiederholung dessen, was man ohnehin schon weiß. Auch die Figur gewinnt dadurch keine neuen Aspekte.

Schade ist auch, dass Whitehouse zwar in der Erzählperspektive schreibt, aber nur aus Sicht von Hannah. Damit schränkt sie die Tiefe des Geschehens deutlich ein. Mir fehlten die psychologische Raffinesse und die feinen Nuancen in den Figuren. Auch die Dialoge ließen für mein Empfinden viel zu wünschen übrig, was aber auch an der Übersetzung liegen mag. Mich hat zum Beispiel gestört, dass Hannah sehr oft einfach nur „Nicht“ sagt. Das Wort wird verwendet, wenn Hannah Ablehnung, Mißfallen oder auch Überforderung ausdrücken möchte. Manchmal passte das, aber einige Male habe ich darüber den Kopf geschüttelt, weil es für meine Begriffe einfach nicht richtig klang. Ich stolperte beim Lesen richtiggehend darüber.

Das Geschehen ist keineswegs „unheimlich“ oder „wunderbar schaurig“ wie auf dem Klappentext angepriesen. Wenn man „eins und eins zusammenzählt“ weiß man sehr bald auf welche Art der Täuschung das Ganze hinausläuft. Ich habe dann auch bei Seite 250 aufgehört und das Ende nur noch quergelesen, weil mich interessiert hat wie alles aufgelöst wird.

Eigentlich schade. Whitehouse hätte, wie ich finde, lieber einen Liebesroman aus dem Buch machen sollen. Schreiben kann sie nämlich. Es gibt einige stimmungsvolle Szenen. Gleich zu Beginn beschreibt sie einen Abend in New York, als Hannah und Mark ihr erstes Date vereinbart haben. Hannah, die Beziehungsscheue, sagt unter einem fadenscheinigen Vorwand ab. Etwas später am selben Abend treffen sich die beiden zufällig in einer großen Buchhandlung, wo Hannah sich gerade mit einem Schmöker für das Wochenende eingedeckt hat und die ersten Seiten gleich dort bei einem Glas Wein liest.

Wer schon mal in München im Hugendubel am Stachus im Café saß, kann sich die Szenerie ungefähr vorstellen. Wie Mark sie dort überrascht, wie die beiden übers Lesen ins Gespräch kommen und dann den Abend doch gemeinsam verbringen. Wäre das der Auftakt zu einer romantischen Liebesgeschichte gewesen, super! So ist es leider nur ein müder Thriller, der den Namen eigentlich nicht verdient.



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