Cover des Buches Eine perfekte Lüge (ISBN: B00WJYFLGI)
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Rezension zu Eine perfekte Lüge von Lucie Whitehouse

Rezept? - Alle Klischees aus dem "Thriller für Dummies"-Ratgeber, ...

von Tintensport vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Thriller nach Schema F: Frauenbild - vorsintflutlich, Plot - einfallslos, Psychologie - ungenügend; nur die Spannung kann etwas punkten

Rezension

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Tintensportvor 6 Jahren
... doch von perfekt kann keine Rede sein. Wenn ich einen Thriller von heute suche, dann will ich doch nicht so unzeitgemäß, so mäßig intelligent und unsäglich vorhersagbar abgespeist werden wie hier.

Die Story ist so linear daher erzählt, dass man sie allenfalls mit sehr viel gutem Willen als klasssisch bezeichnen könnte - muß man aber nicht. Denn dafür gibt es die echten Klassiker hitchcockscher Prägung. Die muss man nicht neu erfinden.

Hier wird auch gar nichts neu erfunden. Alles hat man schon mal gesehn/gehört/gelesen:
Der Böse/Psychopath/Ehemann wird ohne psycholgisch tiefergehendes Know-how gestrickt. Das ist nicht charmant, sondern Anno 2015 ein Unding.
Die Heldin ist ein scheues Rehlein ohne Falsch und Arg, das selbstverständlich völlig unverschuldet in die Fänge eines bösen-bösen Psychopathen geraten ist.
Und gratis dazu gibt´s ein Frauen(-Opfer-und-Leidens-)Bild, schlimmer als aus den 50iger Jahren. Selbst Doris Day hatte mehr Thrill.

Ganz kribbelig wurde ich, als die gerade arbeitslos gewordene Protagonistin entdeckt - neben zig anderen Ungereimtheiten -, daß ihr Gatte sogar ihr persönliches Sparkonto, ihren Notgroschen, klammheimlich geleert hat, während er sich (und sie als Ehefrau mit) ebenso hinterrücks in Millionenhöhe verschuldt hat! Sie steht also vor dem absoluten Nichts!!!
Und was tut unsere Heldin? All dies reißt sie lediglich zu endlosen Trauerarien und Lamenti über Betrug und Liebe, Fassungslosigkeit und gebrochenes Vertrauen hin, anstatt ihren A.... hoch zu kriegen und zu handeln. Jede normale Frau hätte ihrer Bank Beine gemacht, das Geld zurück verlangt (die Abbuchung ist erst wenige Tage her) und die Scheidung eingereicht, um das Schlimmste evtl. noch zu verhindern. Doch unser Schäfchen hält an ihrem schrägen Göttergatten fest ... und lässt sich nicht nur nicht aufklären, wie es jetzt finanziell weitergehen soll (auch von Geld zurück ist nie eine Rede), sondern lässt sich nach Strich und Faden beschwätzen, bis jeder emanzipierten Frau mit drei Gramm Grips im Kopf übel wird ....

Und zu allem Überfluß wird das aus solch ausgelutschten Versatzstücken zusammen gestrickt - tausend Mal gehört/gesehen/gelesen -, daß man nur eins konstatieren kann: hier kriegt man Massenware vom Grabbeltisch bei Aldi. Lediglich die stringente Erzählart schafft eine einigermaßen leidliche Spannung.

Aber die Sprecherin macht einen dafür umso wahnsinniger, in ihrer die Leserin ohne Unterlaß leidensschwanger drückenden und weinerlichen Interpretation ...

Diese Autorin ist keine Helen Fitzgerald oder Pauliina Susi. Wer einen zeitgemäßen Thriller mit ausgefeiltem Plot sucht, der auch der versierten Thrillerfreundin noch ein Staunen abringen kann, der ist hier falsch beraten.

Zwei Punkte gibt es nur (d.h. ich habe bis zum bitteren Ende durchgehalten), weil ich so doof war bis zuletzt nicht glauben zu wollen, dass da tatsächlich nix Klügeres mehr nachfolgt. Doch auch der Showdown ist so tausend-mal-gehört-flau und das Ende - seufz - ein so kreuzbraves Happyend wie im Groschenroman ...
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