Lucy Farfort

Lebenslauf

Lucy Farfort ist eine Illustratorin und Autorin mit karibisch-englischer Herkunft, die im Nordosten Englands lebt. Ihre Arbeit ist eine Mischung aus traditioneller Aquarellmalerei und digitaler Kunst. Seit Lucy den ersten Preis in Illustration des FAB-Wettbewerbs von Faber Children`s gewonnen hat, arbeitet sie mit einer Reihe von Verlagen wie Little Tiger Press, Tate Publishing, Knights Of, Scholastic und arsEdition zusammen. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lucy Farfort

Cover des Buches So leben wir – und wie lebst du? (ISBN: 9783845853369)

So leben wir – und wie lebst du?

(4)
Erschienen am 31.07.2023

Neue Rezensionen zu Lucy Farfort

Diversität als Normalzustand

Das Buch knüpft an die sog. Freundebücher an, in denen Kinder durch ihre Einträge in vorgefertigte Rubriken (Wo wohnst Du? Deine Lieblingsspeise? Dein Lieblingstier? etc.) dafür sorgen, dass sie dem Eigentümer des Freundebuches in Erinnerung bleiben. In diesem Buch spannt sich eine Rahmenhandlung um die Steckbriefe in dem Freundebuch herum. Pako hat auf dieses Buch gespart und will es seiner Cousine Lesedi zeigen, wenn er sie demnächst in Johannesburg besucht. Lesedi soll wissen, welche Freunde Pako hat und wie er in Deutschland lebt.

In dem Buch stellen sich nun zehn Freunde und Freundinnen vor nach dem bekannten Muster vor, und ein anschließender Fließtext lässt das jeweilige Kind Näheres zu seinem Leben ausbreiten.

Es sind sehr unterschiedliche Kinder, die hier zu Wort kommen. Einige Kinder leben in Patchworkfamilien oder Wohngemeinschaften, andere mit nur einem Elternteil, andere wiederum in Pflegefamilien oder mit gleichgeschlechtlichen Eltern. Auch die Wohnsituationen sind unterschiedlich und reichen vom Hausboot bis hin zum Flüchtlingslager. Dazu kommt, dass die ethnische Zugehörigkeit der Kinder variiert. In den Fließtexten erfährt der Leser einiges von den Problemen, denen die Kinder ausgesetzt sind.

Mit diesen Steckbriefen entwirft die Autorin für ihre kindlichen Leser ein sehr diverses Bild unserer Gesellschaft. Damit weckt sie nicht nur Verständnis für Andersartigkeit, sondern vor allem Neugier auf das Anders-Sein im weitesten Sinne. Sehr schön gelingt es der Autorin, das Anders-Sein als Alltäglichkeit in unserer Gesellschaft hinzustellen.

Die Sprache ist meist kindgerecht; ein Begriff wie „Depression“ und auch die parallele Verwendung von Iran und Persien muss sicher erläutert werden.Ob es sinnvoll ist, bei so jungen Kindern schon das Problem der Geschlechtsidentität anzusprechen, müssen geschulte Erzieher beurteilen. Auch der Begriff „Depression“ müsste so jungen Kindern erläutert werden

Eine sehr schöne Idee ist es, am Schluss des Buches einen Steckbrief für den Leser einzufügen. Damit kann sich das Lese-Kind in die bunte Reihe von Pakos Freunden und Freundinnen einreihen und bereichert das bunte Bild an Lebenswirklichkeiten.

Das Buch schließt ab mit einem kleinen Frageteil, mit dem die kleinen Leser das Gelesene bedenken können.

Die Illustrationen sind klar konturiert und eher zurückhaltend, aber kräftig koloriert. Sie reduzieren sich auf das Wesentliche und sind daher für Kinder sehr geeignet.

Das Buch wird empfohlen ab 6 Jahre. Der Steckbrief am Ende setzt allerdings Schreibkenntnisse voraus.


 


 

 

 

Cover des Buches So leben wir – und wie lebst du? (ISBN: 9783845853369)
L
So bunt kann Freundschaft sein

Chantal-Fleur Sandjon, afrodeutsche Autorin, ist es wieder einmal gelungen, mit „So leben wir - und wie lebst du?“ den Blick der jungen Leserschaft auf die Hyperdiversität unserer Gesellschaft zu lenken.

In der Rahmenhandlung spart Pako, dessen Wurzeln in Südafrika liegen, auf ein Freundebuch, in dass sich alle eintragen sollen, die er gern hat. Dieses Buch möchte er dann mit nach Johannesburg zu einem Besuch seiner Cousine Lesedi und der übrigen Familie mitnehmen. So soll seine Lieblingscousine Lesedi einen Eindruck von Pacos unterschiedlichen Freundinnen und Freunden und ihr Leben in Deutschland bekommen.   

Zehn Freundinnen und Freunde stellen sich auf den Doppelseiten nach dem gleichen Muster vor: wo und wie sie wohnen, wie alt sie sind, was ihr Lieblingstier ist, was sie gerne essen, Lieblingshobby- und -farbe, was sie gerne auf eine Insel mitnehmen möchten, was sie gerne oder gar nicht mögen, welche Superkraft sie gerne hätte und was sie gerne herbeizaubern würden, ihre tollste Erinnerung und was sie gerne einmal mit Pako unternehmen würden. Am Ende findet sich dann ein Bild der unterschiedlichen Familien.   Lustig ist die Rubrik „ Quatsch-Schimpfwort“ ( z.B. Zimtschneckenpups), die Kinder sehr fantasieanregend im Gespräch sein kann und gängige Schimpfwörter verblassen lässt.

Jeder doppelseitigen Freundesbuchseite folgen nähere Erläuterungen im Fließtext zum jeweiligen Kind z.B. mit Erläuterungen zum Namen, zur Familienkonstellation, dem sozialen Umfeld, zu durchlebten oder anstehenden Veränderungen des Lebensumfelds.  Dabei wird deutlich, welche Hürden die Kinder manchmal im Miteinander mit Gleichaltrigen nehmen müssen.

So fragt Nurdoğan seine Mutter Anne einmal, woher er kommt, da er immer wieder von anderen danach gefragt wird und bekommt zur Antwort: „Aus meinem Bauch, canim“ [Schatz]. Und so hofft Nurdoğan auch, in seiner neuen Heimat Nairobi nicht mehr nach seiner wirklichen Herkunft gefragt zu werden.

Sky ist schon etwas herumgekommen und lebt nun in Berlin in einer WG mit Herzensgeschwistern, eine sehr schöne Bezeichnung für die anderen Kinder, die mit in der WG leben. Tamara wächst bei Pflegeeltern auf, hat aber auch Kontakt zu den „Geburtseltern“. Durch  Chiagozie mit nigerianischen Wurzeln lernen die Kinder etwas über die Schwierigkeiten der deutschen Bürokratie bei der Anerkennung von Berufen. Arashs Großeltern erhalten ihre Kultur und ihre Sprache, Farsi für ich lebendig und unterstützen ihn auch in seiner Liebe zur Musik. „Musik ist Magie“ und verbindet, so auch Arash, Pako und andere Kinder im Chor der Musikschule. Hadiya hat einige Zeit in einer Flüchtlingsgemeinschaftsunterkunft nach der Flucht ihrer Eltern aus Somalia verbracht - für ihrer Mutter ist „jeder Tag ein Geschenk“. Thu wächst mit zwei gleichgeschlechtlichen Elternpaaren auf. Ihre leibliche Mutter Anh (d. h. Frieden) hat gemeinsam mit ihr und Mami Bella Vietnam besucht, das Geburtsland von Anh. Hedwig ist ein halbes Einzelkind in einer Patchworkfamilie und muss wegen Spina bifida die meiste Zeit im Rollstuhl sitzen. Sie ist sehr couragiert, aber auch umsichtig und misst sich gerne in den unterschiedlichsten Wettbewerben mit ihrem Halb- oder Herzensbruder Yan.  Fernanda ( 9), deren Name ein bisschen wie ihr alter Jungenname klingt, hat sich immer wie ein Mädchen gefühlt und konnte allen anderen bereits früh deutlich machen, was ihre eigentliche Identität ist.

Das Leben von Pacos Freundinnen und Freunden ist vielfältig und bunt und alle können viel voneinander lernen.

Weg von der Masse der Erzählungen schon für jüngste Leser*innen, wo weiße Kinder die Hauptrolle spielen, gelingt es Chantal-Fleur Sandjon ganz hervorragend Beispiele unserer vielfältiger, gleichberechtigter Lebenswelten darzustellen. In ihren Anmerkungen für Erwachsene am Ende des Buches weist sie explizit darauf hin, dass es nur eine Auswahl aus der großen Vielfalt unserer gesellschaftlichen Zusammensetzung ist, hofft aber, dass das Buch eine Grundlage und Unterstützung in der kritischen Auseinandersetzung mit Diskriminierung z.B. in Bezug auf Gender oder Herkunft bietet.

Als Spiegel unserer Gesellschaft kann sich bereits eine Vielzahl an Kindern in der kurzen Vorstellung der 11 vorgestellten Kinder wiederfinden. Ein tolles für Buch, um mit Kindern über ihre unterschiedlichen Lebenswelten, aber besonders auch über ihre Gemeinsamkeiten, ihre Wünsche und Träume ins Gespräch zu kommen. Dabei eignen sich auch besonders die Steckbriefe, die in dieser Form oder auch etwas reduzierter mit den Kindern einer Gruppe in der Schule, oder auch schon im Kindergarten als Gesprächsgrundlage erarbeitet werden können. Auf jeden Fall zu empfehlen!

Cover des Buches So leben wir – und wie lebst du? (ISBN: 9783845853369)
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Rezension zu "So leben wir – und wie lebst du?" von Chantal-Fleur Sandjon

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Rund um das Thema Diversität

Klappentext:

„In diesem Sachbilderbuch erzählen zehn Kinder, die in Deutschland leben, von sich, von ihrer Familie und von ihrem Alltag. So vielfältig und facettenreich, wie das Leben ist, so unterschiedlich sind auch ihre Lebensweisen: vom Leben im Bauwagen oder auf einem Hausboot, mit vielen Geschwistern oder dem Papa alleine, in Patchwork- oder Großfamilien, mit Eltern oder Großeltern, die Traditionen aus anderen Ländern mitbringen – hier wird Vielfalt als Bereicherung gefeiert.“





Fazit:

Dieses Kinderbuch gewährt Einblicke in zehn unterschiedliche Kinderalltage. Das Konzept besteht darin, dass es in Form eines Freundschaftsbuches gestaltet und gefüllt ist. Und so bunt wie die Farben in diesem Buch, ist auch der Inhalt. Es scheint als hätte die Autorin wirklich an alles denken wollen; verschiedene Nationalitäten und Wohnverhältnisse, landestypische Gerichte und Namen, Aufwachsen bei Pflegeeltern oder bei getrennt lebenden Elternteilen, als Einzelkind oder mit Halbgeschwistern. 
Dieses Büchlein bietet viel Gesprächsstoff, Themen über die man noch im Nachhinein ordentlich diskutieren kann.

Einige Aspekte fand ich allerdings zu kompliziert. Das Sachbilderbuch wird Kindern ab 6 Jahren empfohlen, doch verstehen sie wirklich jeden Zusammenhang? Beispielsweise: „Obwohl sie in Nigeria auch schon Krankenschwester war, musste sie hier in Deutschland die Ausbildung noch mal ganz neu machen, als würde alles, was sie schon wusste, hier komischerweise nicht zählen.“
 Ich persönlich verstehe die Absicht, finde es jedoch nicht altersgerecht.

Im Anschluss gibt es zwei leere Eintragseiten. Kinder fühlen sich dazu aufgefordert es auszufüllen, mitzumachen und dazuzugehören. Eine tolle Idee!

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