Cover des Buches Die Stunde der Liebenden (ISBN: 9783458361077)
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Rezension zu Die Stunde der Liebenden von Lucy Foley

Ein wirklich überzeugendes Debüt

von Svenjas_BookChallenges vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein fabelhaftes Debüt mit einer zwar wenig originellen, aber dafür herzerwärmenden und zarten Story.

Rezension

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Svenjas_BookChallengesvor 8 Jahren
Das Thema ist sozusagen genau mein Metier: Wie auch die Romane von Kate Morton und Lucinda Riley, die ich beide sehr sehr gerne lese, spielt Die Stunde der Liebenden auf zwei zeitlichen Ebenen und erzählt die Geschichte der Protagonistin in der Gegenwart (bzw. in dem Fall in den 1980er Jahren) und die einer anderen Person in der Vergangenheit, in dem Fall in den 1920er-1940er Jahren. Lucy Foley gelingt es, dass man den beiden Erzählsträngen sehr gut folgen kann und man beim Lesen nicht durcheinander kommt, allerdings fand ich, dass die Übergänge zwischen den verschiedenen Zeiten immer etwas holprig waren. Das liegt vermutlich daran, dass Kates Geschichte in der Vergangenheitsform und Toms und Alices Geschichte im Präsens erzählt wird. Dieser Zeitformen-Wechsel ist meiner Meinung nach etwas unglücklich gewählt, stört den Lesefluss aber auch nur gering.
Kate als Protagonistin ist mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen, sie wirkt sehr authentisch, echt und bodenständig und man kauft es ihr ab, dass sie der Tod ihrer geliebten Mutter völlig aus der Bahn wirft. Man ist als Leser gern an ihrer Seite und hat das Gefühl, ihr bei den Recherchen zu der mysteriösen Zeichnung, die ihr in die Finger fällt, über die Schulter zu blicken. Sympathieträger ist auch der Maler Tom Stafford, den man gleich im Prolog kennenlernt und der irgendetwas mit Kates Vergangenheit zu tun haben muss. Kates Mutter lernt man leider nicht mehr kennen, durch Kates Erzählungen und Schilderungen hat man aber das Gefühl, dass sie eine wirklich großartige Frau war. Lediglich mit Alice konnte ich am Anfang nicht wirklich etwas anfangen. Sie ist zwar eine sehr zielstrebige, selbstbewusste und eigenständige Frau, wirkt aber auch in gewissem Maße verzogen und privilegiert. Erst gegen Ende bekommt man ein ganz anderes Bild von ihr, was mich sehr beeindruckt. Das Einzige, was mich an Lucy Foleys Beschreibung der Personen gestört hat, ist, dass nahezu jeder als "im konevtionellen Sinne nicht schön und vor allem deshalb über die Maßen attraktiv" beschrieben wird. Da hätte sie ruhig ein bisschen variieren können :D

Die Geschichte selbst ist vielleicht nicht unbedingt besonders originell und neuartig, aber sie ist sehr gut erzählt und es macht so trotzdem großen Spaß, sie zu lesen. Ich hatte von vornherein eine Ahnung, was die geheimnisvolle Zeichnung und Kates Verbindung zu Tom und Alice angeht und so war die Auflösung nicht total überraschend, hat mich aber dennoch berührt. Foleys Geschichte geht ans Herz und ab und zu brauche ich einfach mal eine solch leichte Liebesgeschichte, in die man abtauchen und die man einfach genießen kann. Was mir auch sehr geut gefällt: Foley verzichtet auf übertrieben kitschige Formulierungen und zu detailreiches Erzählen (besonders, was die körperliche Beziehung von Alice und Tom angeht), sodass man als Leser praktisch nicht mit Liebes-Gesülze überschüttet wird und auch viel seine eigene Vorstellungskraft einsetzen kann, um sich gewisse Dinge vorzustellen. Das ist für mich ein großer Pluspunkt und unterscheidet Die Stunde der Liebenden von so vielen anderen romantischen Erzählungen, in denen gilt: Schmalz, Schmalz und nochmal Schmalz!

Gegen Ende hat die Geschichte mich dann zwar nicht mehr so richtig fesseln können, da die Luft ein wenig raus war, aber insgesamt habe ich Kate auf ihrer Suche nach der Wahrheit sehr gerne begleitet und auch Tom und Alice bei ihren Erzählungen unheimlich gern gelauscht. Dabei haben mir auch die Schauplätze (London, Korsika, Venedig, Paris und New York) und die geschichtlichen Abrisse, vor allem zur Weltwirtschaftskrise und zum Zweiten Weltkrieg, unheimlich gut gefallen. Auch, dass die Kunst für alle drei sowie für Toms Stief-Enkel Oliver eine so große Rolle spielt, ist ein sehr schöner Gedanke. Vielleicht hätte das Ende noch ein wenig ausführlicher sein können, aber im Großen und Ganzen war ich nach der letzten Seite wirklich zufrieden.
Mein Fazit:
Lucy Folyes Debütroman Die Stunde der Liebenden ist leichte, aber sehr unterhaltsame Kost, die ans Herz geht und einen mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit. Man begibt sich auf die Spuren einer zarten und keinesfalls zu kitschigen und überromantischen, aber wohl dosiert dramatischen Liebesgeschichte und genießt dabei die korsische Sonne auf der Haut, ein warmes Baguette in einem Straßencafé in Paris und die salzige Seeluft in Venedig. Foley hat einen sehr angenehmen Schreibstil und auch wenn die Handlung an einigen Stellen ein bisschen zu banal und holprig daherkommt, konnte ich die Lektüre im Großen und Ganzen sehr genießen und kann nur jedem raten, die Newcomer-Autorin auf jeden Fall im Hinterkopf zu behalten: Hier kommt sicher noch mehr :)
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