Cover des Buches Das Schloss in den Wolken (ISBN: 9783551560148)
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Rezension zu Das Schloss in den Wolken von Lucy Maud Montgomery

Charismatische Charaktere, hinreisende Story, großartiger Stil

von EmmyL vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Der Roman ist das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der eingefahrene Normen und Wertvorstellungen das Leben der Frauen diktierten.

Rezension

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EmmyLvor 7 Jahren

Mit neunundzwanzig Jahren, ohne Ehemann, ohne Geld, ohne gutes Aussehen und gestraft mit einer dominanten Mutter ist Valency Stirling eine alte Jungfer. Niemand hat sich je die Mühe gemacht sie richtig kennenzulernen. Ihre Tage sind öde und folgen immer dem gleichen Muster. Langweilige sinnlose Aufgaben wie das Fegen eines sauberen Bodens sollen sie vor Müßiggang bewahren. Sie baut sich im Traum ein „blaues Schloss“, um der tristen Realität zu entfliehen. In ihm wird sie beachtet, verehrt und hat zahlreiche Liebhaber. Wegen eines stechenden Schmerzes konsultiert Valency heimlich einen Arzt. Nach seinem niederschmetternden Befund überdenkt sie ihr Leben neu, wirft alle Konventionen über Bord, stellt sich zum ersten Mal gegen ihre Mutter und nimmt eine Anstellung gegen Bezahlung an. Sie möchte etwas bewirken, jemanden etwas bedeuten und ihr Leben selbst bestimmen. So kommt es, dass sie sich den Traum vom „Blauen Schloss“ selbst erfüllt und Liebe findet.

Der Roman spielt in einer kleinen Stadt namens Deerwood in Kanada. Die Familie Stirling mit all ihren Verwandten zweiten und dritten Grades prägt nicht nur das Stadtbild, sondern zählt sich zur besseren Gesellschaft. In diesen Kreisen verbietet es die Konvention einer Frau zu arbeiten. Es ist egal wie gering die Rente ist und dass man hinter der Fassade am Hungertuch nagt. Valency ist scheu und verschüchtert. Sie wurde von ihrer Mutter immer geringschätzig behandelt und traut sich daher selbst nichts zu. Bei jedem Familientreffen der zahlreichen aber wenig geistreichen Stirlings wird ihr Selbstwertgefühl stetig weiter untergraben. Sie setzt nie etwas entgegen und ist sie das perfekte Opfer. Sie ist so unscheinbar, dass noch nie ein Verehrer an die Tür geklopft hat. Obwohl sie Bücher liebt, wird ihr das Lesen von Romanen untersagt. Nur die Naturbücher von John Forster sind erlaubt, nachdem die Bibliothekarin ihre Unbedenklichkeit bestätigte. Als sich Valency von ihrer Familie abwendet steigt ihr Selbstbewusstsein, sie blüht auf und ihre Umgebung nimmt sie wahr. Die Entwicklung zu einer taffen jungen Frau wird von der Autorin detailliert beschrieben. Der Roman startet mit der Beschreibung eines tristen, grauen Lebens. Je weiter er fortschreitet umso mehr Farbe kommt ins Spiel, wie bunte Blumen, bunte Kleider, aufrechter Gang und Humor. Das Farbspiel gipfelt in einem Regenbogen von Glückseligkeit und Liebe mit dem Happy End. Ein Happy End, dass sich die schüchterne Valancy selbst erarbeitet und redlich verdient hat. Jedes Setting wird detailliert beschrieben, dazu gehört nicht nur die Ausstattung der Räumlichkeiten, sondern auch die anwesenden Personen incl. Charakter. Beim Lesen entsteht ein sehr klares Bild der gesamten Situation.

Ich bin sicher, auf diesen Roman wurden schon viele Lobeshymnen gesungen. In die große Schar zahlreicher Fans reihe ich mich gern ein. Ohne diese Übersetzung von Nadine Püschel für den Königskinder Verlag wäre ich allerdings nie auf den großartigen Roman aufmerksam geworden. Ich hoffe es werden noch weitere Romane der Kanadischen Schriftstellerin übersetzt und im Verlagsprogramm aufgenommen. Das Buch wurde im Hardcover gebunden und mit einem schön illustrierten Umschlag versehen. Zarte Muster, geschwungene Schrift und das wiederkehrende, kleine, wolkenartige Bild eines großen Schlosses zieren den Umschlag. Es erinnert an die Zeit des Jugendstils um 1900, in welcher der Roman auch spielt. Für einen so schönen Roman ist es die perfekte, würdige Aufmachung. Auch das Hardcover ist mit einem wiederkehrenden Motiv winziger Blümchen versehen und erinnert an die Tapeten dieser Zeit. Leicht gelblich haftet ihm der Charme einer vergangenen Ära an. Dieses Buch kann man sofort nach dem Beenden wieder von vorn beginnen. Der Roman ist das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der eingefahrene Normen und Wertvorstellungen das Leben der Frauen diktierten. Er sollte in keinem Bücherregal fehlen und ist sehr zu empfehlen.

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