Hin und wieder liest oder sieht man schon mal in einem Krimi oder Psycho-Thriller, dass eine Frau einen Mann tötet, ihn zerstückelt, ihn danach einfriert, und vielleicht auch noch seiner Geliebten (und vielleicht ihrer früheren besten Freundin) sein Geschlecht zum Essen serviert.
Ganz so schlimm wurde der Mann, dessen Leichnam in einer Tiefkühltruhe versteckt, und diese dann eingemauert wurde, zwar nicht hingerichtet, aber wenigstens (…) wurde er vorher getötet, und nicht etwa lebendig begraben.
Bereits sein erster Köln-Krimi namens “Mörderischer Fastelovend“ aus dem Jahr 2010 wurde erfolgreich. Sein zweiter, namens „Eiskalt in Nippes“, um den es hier geht, wurde im Jahr 2011 erstveröffentlich, seit 2013 bereits in der vierten Auflage. Dies ist nicht nur Hatterscheidts eigener Berufserfahrung, und deshalb authentischer Erzählweise, zu verdanken.
Bernhard Hatterscheidt ist 1965 in Essen geboren. 1982 hat er mit der Ausbildung bei der Polizei begonnen und war anschließend bei der Einsatzhundertschaft tätig. Im Jahr 1996 wechselte er nach der Ausbildung zum Kriminalkommissar zur Kölner Kriminalpolizei, wo er 7 Jahre lang enger Mitarbeiter des Leiters der Kölner Kriminalpolizei gewesen ist. „Ich hab` mir immer vorgestellt, es wären Puppen“ hat er mal während einer Lesung die Frage beantwortet, ob er inzwischen genug gesehen habe. Seit einigen Jahren bearbeitet er im Innendienst interne Korruptionsdelikte.
Das Haus in Nippes, in dem die Truhe gefunden wurde, wechselte in den letzten Jahrzehnten häufig den Besitzer. Als der ehemals selbstständige Hausmeister Tadeusz Piontek für seinen Arbeitgeber und aktuellen Besitzer im Keller eine Wand beseitigte, fand er eine Tiefkühltruhe, öffnete diese und blickte einem nackten Mann iunmittelbar ns Gesicht.
Zum Einsatzort gerufen wurden zunächst zwei Beamtinnen der Schutzpolizei zur Feststellung und zur Sicherung des Fundortes, außerdem Paul Westhoven, Leiter der Mordkommission am Walter-Pauili-Ring, die Krminalbeamten Jochen Gerber und Heinz Dember. Staatsanwalt Asmus, und die Gerichtsmedizinerin, Dr. Doris Weber, Dembers` derzeitige On-Off-Beziehung.
Nach Besichtigung des Tatorts eröffnete Gerber Westhoven unter vier Augen, dass bei Gerbers` Vater eine fortgeschrittene Demenz diagnostiziert wurde. Weil seine Eltern in Hamburg lebten, hatte er bereits einen Antrag auf Versetzung gestellt, diesem wurde stattgegeben.
Glücklicherweise konnte in Hamburg schnell ein Tauschkollege mit gleichem Dienstgrad gefunden werden. Die Versetzung Gerbers` sollte allerdings am Freitag der folgenden Woche vollzogen werden.
Nachdem die Truhe samt des Inhalts noch am selben Tag in die Kölner Gerichtsmedizin am Melatengürtel gebracht worden war, stellte Dr. Doris Weber während der Erstbeschauung, die wegen des Auftauens erst 2 Tage später stattfinden konnte, bei dem geschätzt 35-bis 40-jährigen Toten zahlreiche Schädelverletzuingenm in verschiedenen Größen und Formen fest. Über seinem linken Auge war eine intensive, violettfarbene Schwellung sichtbar (also ein "Veilchen“) und über der Augenbraue auf derselben Seite eine (Zitat) “Rissverletzung mit unregelmäßiger Wundrandeinkrustierung“.
Nur wenige Tage später bemerkte die 81-jährige Seniorin Erna Schmitz in ihrem Stammlokal “Em Kappes“ in Nippes ein Fahndungsplakat, auf dem das Gesicht einer Leiche zu sehen ist. Sie ist sich sicher, den Mann zu kennen. Sie notierte sich die Nummer der zuständigen Kriminalpolizei und rief dort am späten Abend aus ihrem Seniorenappartment in Wissen an. Zum Bedauern der Beamten mit unterdrückter Rufnummer. Danach telefonierte sie mit einer andere Person, um sich zu erkundigen, ob es sein könne, dass der gefundene Mann der sein sollte, den sie zu kennen glaubte.
Am nächsten Vormittag wollte sie sich persönlich bei der Kriminalploizei in Köln-Kalk erkundigen, ob ihre Annahme stimmte.
In der Nähe des Präsidiums der Kriminalpolizei hörte die inzwischen bekannte Polizeiinformantin und Taxifahrerin Jatrin Oehmchen Autorreifen quietschen und einen Rollator fliegen. Sie stieg aus, rannte auf den Unfallort zu, und erkannte Frau Schmitz, die noch am Unfallort in ihren Armen starb.
Im Verlauf des Buches schrieb Hatterscheidt in kurzen Passagen aus der Sichtweise des Täters. Also, was er macht und wie es ihm geht.
Er ist Firmeninhaber und einstiger Kompagnion des getöteten Mannes, und er kannte Frau Schmitz.
Nach einem Besuch Heinz Dembers und seiner neuen Kollegin Antoinette “Toni“ Krogmann aus Hamburg bei einem weiblichen Gründungsmitglied des Stammtisches, dem auch Frau Schmitz angehörte, erfuhren die beiden, dass Frau Schmitz ihren Mörder sogar sehr gut kannte.
Bernhard Hatterscheidt lässt uns in all seinen Büchern nicht nur am polizeilichen Alltag teilhaben (wie zum Beispiel et Kathrin Oehmchen, dat jrundsätzlich yet op Kölsch ze verzälle hät) sondern auch an der stets unterschiedlichen Gedankenwelt der Beamtinnen und überwiegend Beamten.
So freut sich zum Beispiel der Leiter Paul Westhoven hinsichtlich eines Aushanges im Kommissariat über seine Beförderung in der Besoldungsstufe. Kaum hatte er seiner Frau am Telefon davon erzählt, ohne dass er bisher eine Beförderungsurkunde erhalten hatte, las er am Abend zuhause bei einem Glas Wein mit seiner Frau einen Brief von seiner Ex-Frau, die ihn über die Erhöhung des Unterhalts für seine knapp 12-jährige Tochter informierte.
Auch hat Hatterscheidt stellenweiseweise dezent erotische Stimmung aufkommen lassen.
“Fast gleichzeitig blickten nun auch die anderen zum Eingang. In der Tür stand Doris Weber, die sich suchend umblickte, und, als sie die vier sah, zielstrebig auf sie zukam. Paul Westhoven, der sie nur in ihrem grünen OP-Kittel in der Pathologie oder in Jeans am Tatort kannte, musste schlucken. Das war eine ganz andere Dr. Weber. In dem dunkelbraunen, kurzen Lederrock mit hohen Stiefeln, dazu ein eng anliegender, beigefarbener Pullover mit Hüftgürtel, der von einer großen, bronzefarbenen Sonne zusammengehalten wurde, sah sie umwerfend aus.
Ihren Mantel trug sie über dem Arm. Die blonden Haare hatte sie streng zu einem Pferdeschwanz gebunden, was das Gesicht mit dem rot geschminkten Lippen betonte.
Insgesamt 186 Seiten. Drei Leichen. Ein Buch. Eiskalt in Nippes.
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Ralf Ebersoldt






