Bis heute sprechen Prominente bzw. Menschen des öffentlichen Lebens nur ungern darüber, dass sie eine Perücke tragen. Denn sie empfinden es vornehmlich als Makel, keine natürliche Haarpracht zu haben. Man denke nur an die endlose Diskussion über Donald Trumps echten bis unechten Kopfputz.
Von Tabuisierung bzw. Zurückweisung des künstlichen Haarersatzes konnte in den Frühen Hochkulturen noch keine Rede sein. Denn im Alten Ägypten trugen Pharaonen, Beamte, Priester und Künstler wie selbstverständlich eine Perücke aus echtem Haar oder Pflanzenfasern. Die hohen Temperaturen und das damalige Schönheitsideal machten es möglich.
Im antiken Rom entwickelte sich die Perücke mehr und mehr zum Machtsymbol und Trendsetter. Die wechselnden wie opulenten Frisuren der Kaisergattinnen wurden vom gemeinen Volk imitiert und wirkten sich sogar auf Bildhauerei aus. Und fortan verfügten die Marmorplastiken der kaiserlichen Ehefrauen über abnehmbare Perücken/Haarteile.
Neben der Macht- und Aristokratiesymbolik, die vor allem im Ancien Régime auf die Spitze getrieben wurde, diente die Perücke zeit ihrer Erfindung auch als probates Mittel der Verkleidung und Verstellung. Casanova schlüpfte beispielsweise mithilfe dieser "haarigen Maske" in verschiedene Rollen, u. a. Arzt, Geiger oder Anwalt, und verführte damit die Damenwelt. Selbst Tennislegende Andre Agassi (s. Cover) trug eine Langhaarperücke, um sein rebellisches, punkiges Image zu unterstreichen und von seinem kahlen Schädel abzulenken. Doch vor allem Verbrecher nutzen die künstliche Tarnkappe bis heute.
Die Vielschichtigkeit und das Nischendasein des Perückenthemas waren dem mexikanischen Essayisten und Verleger Luigi Amara Grund genug, sich einmal eingehend mit der Materie zu befassen. Herausgekommen ist dabei eine interessante und lyrisch verschnörkelte Abhandlung anachronistischen Charakters. Doch wer die feinsinnigen Bandwurmsätze des Autors aufmerksam studiert, der wird mit einer abwechslungsreichen sowie bereichernden Kulturgeschichte belohnt werden. Kapitelweise begibt sich Amara dabei auf einen geschichtlichen Streifzug, der mit allerhand Überraschungen und Skurrilitäten aufwartet. Historiker und Laien werden gleichermaßen begeistert sein. Meine Highlights waren die ausführlichen Einblicke in die Antike sowie ins Zeitalter der frühen Neuzeit. Vor allem die pompösen Prunkfrisuren der Damen am französischen Königshof, wie von Marie-Antoniette oder Madame Pompadour, erstaunten mich. Denn die damaligen 1,50 m hohen Haartürme waren alles außer gewöhnlich. Darüber hinaus symbolisiert das menschliche Kopfhaar seit Anbeginn der Zeit nun einmal Gesundheit, Schönheit und Fruchtbarkeit. Etliche Mythen wie Geschichten legen davon Zeugnis ab. Man denke nur an das Haar der Berenike oder den Germanenhaarhype im Alten Rom. Auch hierauf geht Amara pointiert ein. Seine lebendigen Fußnoten am Seitenende enthielten ebenfalls interessante Fakten und Anekdoten.
FAZIT
Egal ob Statussymbol oder Luxusartikel, die Perücke hat die Geschichte eisern überdauert und ist alles andere als ein bloßer Alltagsgegenstand. Mit ihr werden Trends gesetzt, Images gepflegt oder neue Identitäten gestiftet. Daher sollte sich m. E. auch mehr mit der Perückenkunst und dem Thema Haar auseinandergesetzt werden. Luigi Amaras Buch ist hierfür ein ungemein lesenswerter Einstieg.
Von Tabuisierung bzw. Zurückweisung des künstlichen Haarersatzes konnte in den Frühen Hochkulturen noch keine Rede sein. Denn im Alten Ägypten trugen Pharaonen, Beamte, Priester und Künstler wie selbstverständlich eine Perücke aus echtem Haar oder Pflanzenfasern. Die hohen Temperaturen und das damalige Schönheitsideal machten es möglich.
Im antiken Rom entwickelte sich die Perücke mehr und mehr zum Machtsymbol und Trendsetter. Die wechselnden wie opulenten Frisuren der Kaisergattinnen wurden vom gemeinen Volk imitiert und wirkten sich sogar auf Bildhauerei aus. Und fortan verfügten die Marmorplastiken der kaiserlichen Ehefrauen über abnehmbare Perücken/Haarteile.
Neben der Macht- und Aristokratiesymbolik, die vor allem im Ancien Régime auf die Spitze getrieben wurde, diente die Perücke zeit ihrer Erfindung auch als probates Mittel der Verkleidung und Verstellung. Casanova schlüpfte beispielsweise mithilfe dieser "haarigen Maske" in verschiedene Rollen, u. a. Arzt, Geiger oder Anwalt, und verführte damit die Damenwelt. Selbst Tennislegende Andre Agassi (s. Cover) trug eine Langhaarperücke, um sein rebellisches, punkiges Image zu unterstreichen und von seinem kahlen Schädel abzulenken. Doch vor allem Verbrecher nutzen die künstliche Tarnkappe bis heute.
Die Vielschichtigkeit und das Nischendasein des Perückenthemas waren dem mexikanischen Essayisten und Verleger Luigi Amara Grund genug, sich einmal eingehend mit der Materie zu befassen. Herausgekommen ist dabei eine interessante und lyrisch verschnörkelte Abhandlung anachronistischen Charakters. Doch wer die feinsinnigen Bandwurmsätze des Autors aufmerksam studiert, der wird mit einer abwechslungsreichen sowie bereichernden Kulturgeschichte belohnt werden. Kapitelweise begibt sich Amara dabei auf einen geschichtlichen Streifzug, der mit allerhand Überraschungen und Skurrilitäten aufwartet. Historiker und Laien werden gleichermaßen begeistert sein. Meine Highlights waren die ausführlichen Einblicke in die Antike sowie ins Zeitalter der frühen Neuzeit. Vor allem die pompösen Prunkfrisuren der Damen am französischen Königshof, wie von Marie-Antoniette oder Madame Pompadour, erstaunten mich. Denn die damaligen 1,50 m hohen Haartürme waren alles außer gewöhnlich. Darüber hinaus symbolisiert das menschliche Kopfhaar seit Anbeginn der Zeit nun einmal Gesundheit, Schönheit und Fruchtbarkeit. Etliche Mythen wie Geschichten legen davon Zeugnis ab. Man denke nur an das Haar der Berenike oder den Germanenhaarhype im Alten Rom. Auch hierauf geht Amara pointiert ein. Seine lebendigen Fußnoten am Seitenende enthielten ebenfalls interessante Fakten und Anekdoten.
FAZIT
Egal ob Statussymbol oder Luxusartikel, die Perücke hat die Geschichte eisern überdauert und ist alles andere als ein bloßer Alltagsgegenstand. Mit ihr werden Trends gesetzt, Images gepflegt oder neue Identitäten gestiftet. Daher sollte sich m. E. auch mehr mit der Perückenkunst und dem Thema Haar auseinandergesetzt werden. Luigi Amaras Buch ist hierfür ein ungemein lesenswerter Einstieg.