Rezension zu "Gegen die Ohnmacht" von Luisa Neubauer
Wenn man meint, nichts tun zu können…..
Es ist nicht selten so. Und nicht zu Unrecht oft. Dass man sich dem „großen Getriebe der Welt“ gegenüber einfach ohnmächtig ausgeliefert fühlt. Das man, wie gesagt, nicht zu Unrecht zunächst, meint, als einzelner Mensch kann man gegen all das gar nichts tun. Nicht angehen.
Sei es eine lange Geschichte als Aktivistin angesichts atomarer Bedrohung und den wachsenden ökologischen Krisen (der Weg der Dagmar Reemtsma als Kriegskind angesichts der wachsenden, neuen Probleme der Moderne), sei es die möglich Entwicklung des Planeten hin zu einer Unbewohnbarkeit für Menschen (zumindest an nicht wenigen Orten), wie es Luisa Neubauer, Umweltaktivistin, vor ihren Augen sieht.
Dennoch aber, und da trifft der erste Satz Leser und Leserinnen umgehend mitten hinein, stimmt eben auch, was Edmund Burke einmal sagte:
„Niemand macht einen größeren Fehler, als derjenige, der gar nicht macht, weil er nicht alles machen kann“.
Und beide folgen diesem Satz, Mit ihren Mitteln und Möglichkeiten. Und doch schleicht sich auch bei Großmutter und Enkelin immer mehr auch der Eindruck ein, dass ganz allgemein der „Glaube an eine bessere Zukunft“ (als Impulsgeber für ein „Aktiv-Werden“) immer mehr zum Erliegen gekommen ist und einer ohnmächtigen Fassungslosigkeit angesichts „der sich überschlagenden“ Krisen gewichen ist.
Angesichts dieses Befundes bietet die Lektüre nun, zum Glück, nicht eine endlose Zahl an Appellen, was man und wie man es nun besser machen soll und kann. Sondern erzählt persönliche Lebensgeschichten beider Autorinnen, wie, warum und in welchen Abläufen konkret und persönlich „sich aufgelehnt wurde“. Nicht aus Prinzip, sondern aus mündiger Überzeugung. Nicht mit bahnbrechenden Erfolgen versehen, aber als Geschichten eines „Dranbeilbens“ durchaus lesenswert. Was natürlich auch im flüssigen Stil Grundüberzeugungen der Autorinnen immer wieder erläutert, Inhalte zumindest verständlich macht (auch wenn man nicht alle Überzeugungen der beiden Frauen teilt).
„Wenn ich aber meiner Großmutter zuhöre, erfahre ich eine ganz andere Geschichte. Sie beschreibt keine Geschichte der Machtlosigkeit (trotz nicht weniger Enttäuschungen über den ausbleibenden Erfolg nicht weniger Proteste). Sie erzählt von einem beispiellosen Widerstand über all die Jahre hinweg, von Durchhaltevermögen und Kreativität“.
Und das ist die eigentliche Botschaft des Buches, abgesehen von den konkreten Inhalten, bei denen verschiedene Leser und Leserinnen natürlich geteilter Meinung sein können.
Im Rahmen der Gesellschaft, in der man lebt, immer wieder Mittel des Ausdrucks persönlicher Überzeugungen zu finden und auf verschiedenste Art und Weise „unter die Leute“ zu bringen. Sich einzusetzen. Nicht nachzulassen. Für seine Überzeugungen auch einzustehen. Mitsamt den auch guten Erfahrungen, in denen durchaus eine gewisse „Macht“ erwachsen ist unter Beteiligten, „die sich nicht gegeneinander haben ausspielen lassen“.
Aber auch das verschweigen die Autorinnen nicht: „Es anders zu machen kostet Kraft“. Und auch: „Geschichten gegen die Ohnmacht sind nicht zwangsläufig Geschichten des Gewinnens. Im Gegenteil“.
Doch die Haltung, sich einzusetzen, die dieses Buch durchgehend transportiert, ist eine wichtige Haltung angesichts der mannigfaltigen Probleme der Gegenwart. Und dafür lohnt die Lektüre alleine schon. Auch wenn das Werk natürlich eine sehr subjektive Betrachtung darstellt.