Rezension zu "Gegen das Schweigen" von Luise F. Pusch
Ich bin voreingenommen, das gebe ich gleich zu, denn ich bin eine große Bewunderin von Luise F. Pusch, seitdem ich sie in den 1990er Jahren bei einem Vortrag an der Uni Hamburg hören durfte. Dank ihrer Glossen war feministische Linguistik für mich seit den frühen 1990er Jahren eine Herzensangelegenheit.
Umso neugieriger war ich auf ihre Biografie, zumal ich selbst plane, eine Biografie über meine enge Freundin Heike (Jahrgang 1942) zu schreiben. Deren Sicht einer lesbischen Frau auf die 50er und 60er Jahre ist mir bekannt.
„Gegen das Schweigen“ von Luise F. Pusch ist eine ganz andere Geschichte als Heikes, obwohl beide die Schnittmenge des Lesbischseins in einer jungen, konservativen Republik teilen.
Puschs offener, berührender Bericht mit Ängsten und Befindlichkeiten hat mich sehr bewegt. Und zu meiner großen Überraschung habe ich Parallelen zu meinem Leben gefunden, auch wenn unsere Schnittmenge sehr gering ist und uns vieles unterscheidet.
Es hat mir aber auch gezeigt, wie individuell Lebensschicksale sind. Dort, wo die eine unfreiwillig schwieg, tat es die andere nicht. Umso mutiger, wichtiger und beeindruckender finde ich es von der von mir weiterhin sehr bewunderten Luise F. Pusch, ihre persönliche Geschichte preiszugeben: in Anekdoten, Erinnerungen, Empfindungen. Ein wichtiges, endlich sichtbares Stück deutsche Geschichte, die mir etwas offenbart hat, was ich allerdings schon wusste: diese Frau ist hochbegabt und großartig.