Frau Shibata ist gut ausgebildet und arbeitet im Vertrieb eines Papierrollenherstellers. Doch neben ihrer Arbeit gibt es kaum ein Leben für sie, da ihre langen Arbeitszeiten dazu führen, dass sie abends völlig übermüdet in ihrem Mini-Appartment ins Bett fällt. Daran hat aber auch die ansonsten männliche Belegschaft ihrer Firma Anteil, die in ihr die Servicekraft für alle möglichen Aufgaben sehen, wie Kaffee kochen und servieren ... Im Angesicht von gebrauchten Kaffeetassen in denen Kippen schwimmen, behauptet Frau Shibata aus einer spontanen Eingebung heraus, dass sie diese nicht spülen kann, da sie schwanger sei und ihr davon übel werde. Und schon steckt sie mitten in einer großen Lüge, merkt aber auch schnell, welche Vorteile die neuen Umstände mit sich bringen - auf jeden Fall mehr Freizeit, die gestaltet werden kann, da sie nun pünktlich Feierabend machen kann und eine Fokussierung auf ihre eigentlichen Aufgaben.
Aber wann und wie kommt die 34-Jährige aus dieser Geschichte wieder heraus? Das war die zentrale Frage, die mich durch das Buch begleitet hat. Doch die Protagonistin geht immer mehr in ihrer Rolle auf, bestens informiert durch eine Schwangerschaftsapp, die ihr ihren aktuellen fiktiven Zustand erläutert. Dabei ist das Buche auf der einen Seite mit großer Leichtigkeit und subtiler Komik erzählt, die sich für mich vor allem aus den Beobachtungen der Ich-Erzählerin ergeben; gleichzeitig steckt aber auch viel berechtigte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in diesem knapp 200-Seiten-Roman.. Ich weiß nicht, ob es ein klassisch feministisches Buch für mich ist ... Frau Shibata zieht sich ja in die Bastion Schwangerschaft zurück, um auf eine Art Parallelgleis des Hamsterrads zu gelangen, das sie gefangen hält. Und sie gewinnt natürlich auch Freiheiten, die einer Frau, die tatsächlich schwanger ist, am Ende nicht so auskosten kann ... einfach weil eine echte Schwangerschaft und die aller Regel nach folgende Mutterschaft mit großen Verpflichtungen verbunden sind.
Aber es ist ein amüsante und genial andere Idee, die man gerne verfolgt. Ich habe das Buch sehr gerne und tatsächlich auch in einem Rutsch gelesen. Die Kapitel entsprechenden verschiedenen Schwangerschaftswochen und um so weiter die Schwangerschaft fortschreitet, umso weniger konnte ich das Buch zur Seite legen. Im Gegensatz zu Frau Shibata, die sich zunehmend wohler in ihrer Idee fühlte, wuchs in mir die Unruhe in Bezug auf die mögliche Exitstrategie. Das Ende war auf jeden Fall anders als erwartet ...
Luise Steggewentz
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Luise Steggewentz
Frau Shibata ist 34 Jahre alt und arbeitet als Angestellte in einem Büro in Tokio. Als einzige Frau in der Abteilung wird sie zum Kaffee kochen und Aufräumen degradiert. Eines Tages hat sie die Nase voll und behauptet gegenüber ihren Kollegen, dass sie schwanger sei. Alle sind verwundert, da Frau Shibata Single ist und keiner etwas geahnt hat. Sie zieht die Lüge der Schwangerschaft durch und genießt so die Vorteile, die es mit sich bringt, schwanger zu sein. Auf einmal wird sie im Büro wertgeschätzt, kann früher nach Hause gehen und nimmt sich Zeit für sich, ihre Hobbies und Freundinnen. Wie weit lässt sich das Spiel treiben bis es zum unvermeidlichen Moment der Geburt kommt?
Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen und mit knapp 200 Seiten ist es schnell durchgelesen. Was wie ein interessantes Experiment klingt, hat jedoch gerade zum Schluss hin seine Schwächen.
Der Roman fängt leicht und locker an mit dem Alltag Frau Shibatas im Büro. Die Kapitel sind benannt nach den fortschreitenden Schwangerschaftswochen und unterschiedlich lang. Ich habe mich direkt zu Beginn gefragt, wie Frau Shibata das wohl neun Monate durchziehen möchte - vor allem danach, wenn das Baby auf der Welt sein müsste, sie Elternzeit nimmt und jeder sich fragt, wo das Baby ist. Die Handlung an sich tritt leider oft auf der Stelle, es wird aus der Ich-Perspektive erzählt und der Erzählstil hat mich nicht abgeholt, oft wirkt er fast schon monoton, was aber auch die Tristesse des Alltags unterstreicht. Mit mehr oder weniger wichtigen Anekdoten wird die Geschichte oft in die Länge gezogen.
Sehr gut hingegen gefällt mir die (Gesellschafts)Kritik des Buches: die Rolle der Frau in einer von Männer dominierten Welt, die geringe Wertschätzung und der Druck der Familienplanung von der Gesellschaft. Auch Diskriminierung, Misogynie und Ausbeutung werden gut thematisiert. Die Geschichte an sich fängt spannend an, nimmt aber immer im Verlauf der Handlung ab und auch das Ende hat bei mir eher Fragen aufgeworfen als dass ich zufrieden aus der Geschichte gegangen wäre.
Das Buch ist eine schöne Lektüre für zwischendurch und mit 200 Seiten recht schnell durchgelesen. Trotz der wichtigen Themen hat mich die Geschichten nicht mitreißen können und wird mir nicht groß im Gedächtnis bleiben.
Kanko ist siebzehn und sie trägt die Last ihrer zerrütteten Familie auf ihren schmalen Schultern, droht daran zu zerbrechen, an den depressiven Phasen, die sie immer tiefer umklammern. Die schulischen Anforderungen stellen für sie eine enorme Herausforderung dar. Zu Hause versucht sie so weit sie in der Lage ist, ihre Pflichten zu erfüllen, die Pflichten einer Mutter, denn diese ist schwer alkoholabhängig und bedarf einer intensiven Betreuung, weil die Folgen eines Schlaganfalls sie im täglichen Leben stark behindern. Der Vater ist keine große Hilfe, ganz im Gegenteil. Durch seine stetig wiederkehrenden wütenden Ausbrüche, unter denen Kanko entsetzlich zu leiden hat, verschlimmern das soziale Gefüge in der Familie auf ein unerträgliches Maß. Während der Reise im Auto zur Beerdigung der Großmutter kommt es zu kommunikativen Auseinandersetzungen, an denen sich auch Kankos Bruder beteiligt. Aber wird es zu einem befreienden Austausch kommen?
Rin Usami zeichnet in ihrem Roman ‘Kankos Reise‘ ein äußerst verstörendes Bild einer japanischen Familie, die in ihren Grundfesten zerrüttet ist. Depressionen, Suchterkrankung und cholerische Eskalationen sind schwere Thematiken, die ihre Ursachen suchen in generationsübergreifenden Konflikten, die sich als schwere Trauma äußern.
Ein leiser Roman mit einer intensiven Aussage über katastrophale Familienverhältnisse – lesenswert.
Gespräche aus der Community
Was bedeutet es, Fan zu sein? Für die Schülerin Akari ist es ein fester Bestandteil ihrer Identität. Dem Popstar Masaki bleibt sie wie in guten wie in schlechten Zeiten treu – auch, als ihm vorgeworfen wird, er habe einen Fan geschlagen. Doch während er in den sozialen Medien ins Fegefeuer gerät, zerfällt auch Akaris Leben offline immer mehr.
Der Roman behandelt tiefgründig das Thema Fankultur, die zerbrechliche
Psyche junger Menschen und die Frage, wie aus einer kleinen Flamme ein
Fegefeuer im Netz entstehen kann.
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