Cover des Buches Koala (ISBN: 9783835306530)
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Rezension zu Koala von Lukas Bärfuss

Über Suizid und was der Koala damit zu tun hat

von HarIequin vor 10 Jahren

Rezension

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HarIequinvor 10 Jahren

„Ich fand einen Begriff für jenes Gefühl, das mich seit dem Tod meines Bruders gefangen hielt, und ich nannte es Einsamkeit.[…] Am Ende war jeder allein, das spürte ich, und ein Ende gab es alle Tage.“ (Seite 37)

Was eigentlich das Ende kennzeichnet, ist hier der Anfang – der Bruder des Ich-Erzählers verübt Selbstmord und lässt seine Umgebung ratlos zurück. Daraufhin beschäftigt sich der Ich-Erzähler mit dem Leben seines Bruders und seinem Spitznamen „Koala“ - was verbindet den Bruder mit dem pelzigen Tier?Inwiefern hat der Spitzname sein Leben geprägt? Er taucht in die Geschichte Australiens und das Leben des Koalas ein, das von den Menschen bedroht wird.

Stilistisch zeichnet sich das Buch durch längere Sätze und eine nüchterne bis distanzierte Sprache aus, auf Bildhaftigkeit wird komplett verzichtet. Die Haupthandlung gerät öfter ins stocken und vieles wird nur wage angedeutet, wodurch man sich seinen Teil selbst denken muss.

Der Roman lässt sich grob in zwei Teile fassen – in der ersten Hälfte geht es um den Selbstmord des Bruders und ab da wechselt es in die Sträflingskolonie Australien, wo man versucht eine neue Zivilisation aufzubauen. Der Übergang dazu war für mich allerdings nicht fließend genug und kam mir ein bisschen zusammenhangslos vor. Eigentlich sollte es ursprünglich um den Koala gehen, aber der wird nur kurz gegen Ende angeschnitten.

Leider war das auch mein größtes Problem – es wird auf vieles nicht richtig eingegangen. Für die drei großen Themenfelder Selbstmord, Mensch gegen Mensch und Mensch gegen Tiere sind 182 Seiten vielleicht zu wenig, als das man ausführlicher und eindrücklicher darüber schreiben kann.

Nach beenden des Romans hatte ich jedenfalls das Gefühl, keinen Schritt weitergekommen zu sein als zu Anfang. Vielleicht war es auch die Intention von Lukas Bärfuss diese Leere und Ratlosigkeit, die nach einem Suizid entsteht zu vermitteln, ich weiß es nicht.

Ich kann „Koala“ nur bedingt weiterempfehlen. Es ist schwierig zu lesen und der Handlung zu folgen, besteht praktisch aus einem großen Monolog, gemischt mit Geschichte und doch hat es irgendetwas, was einen am Ende gefangen nimmt.

Ich wusste anfangs nicht, dass Bärfuss Bruder ebenfalls Suizid verübte und das Buch darauf basiert, sonst hätte ich es vielleicht ganz anders wahrgenommen.

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