Warum Baselitz?
Lukas Rietzschel hat mich bereits mit "Mit der Faust durch die Welt schlagen" beeindruckt. Sein Roman "Raumfahrer" aber hat alle meine höchsten Erwartungen übertroffen.
Georg Baselitz ist ein weltberühmter Künstler, bekannt für seine Bilder, die auf dem Kopf stehen. Was nicht alle wissen: Ursprünglich hieß er mit Nachnamen Kern und kam aus der ehemaligen DDR, und zwar aus dem Ort Deutschbaselitz, einem Ortsteil von Kamenz, einer kleinen Stadt in der Oberlausitz, der als Inspiration für seinen Künstlernamen gedient hat. Mit "Raumfahrer" macht er seine Heimat, wie schon in "Mit der Faust in die Welt schlagen", zum wichtigen Teil der Handlung eines Romans. Diesmal spielt Georg Baselitz eine interessante Rolle dabei. Baselitz, der in den Westen zum Studieren ging, als es noch möglich war, als es noch keine Mauer gab, und dessen Eltern und Bruder in der Oberlausitz geblieben sind.
Dann gibt es Jan, einen ganz normalen Typen, der, ohne es zu wollen, Teil dieser ganzen Geschichte wird. Aber warum? Darum geht es in diesem Buch.
Es geht um eine Verbindung zwischen Jan und den Kerns. Bis zum Ende fühlt man sich in die Irre geführt. Ist die Verbindung ein Bild? Schließlich war Kern Maler. Oder gibt es ein Ereignis in der Vergangenheit, in dem die Kerns und Jans Familie involviert waren? Aber die Wahrheit ist viel größer, viel dramatischer und vor allem sehr schmerzhaft, etwas, was sich bestimmt tausendfach in der DDR ereignet hat. Für den Leser eine fulminante Überraschung, mit der man lange zu knabbern hat.
Wunderbare Lektüre, spannend, emotional, mit einem unerwarteten Ende, und einer Handlung, die mich von Anfang an ergriffen hat.