Rezension zu "Smyrna in Flammen" von Lutz C. Kleveman
Lutz C. Klevemann beginnt seine Reise nach Izmir, auf der er nach der Geschichte des großen Brandes von 1922 suchen will, kurz bevor die Pandemie beginnt. Diese Reise des Historikers und Autors, die der Spurensuche nach einem historischen Thema dienen soll, nämlich der Aufklärung der Ursachen und dem Ablauf der Zerstörung der Stadt Izmir, die damals noch Smyrna hieß, bringt der Leserin überraschende neue Erkenntnisse. Wie brutal und rücksichtslos die türkischen Truppen unter Atatürk gegen die dort ansässigen Menschen vorgingen, ist schon oft beschrieben worden. Wie sehr sie damit aber nicht nur die Armenier und Griechen und andere christliche Minderheiten vernichteten und auslöschten, sondern auch den modernen westlichen Charakter der Stadt für immer ausradierten, einer Stadt, die bis dahin schon seit Jahrhunderten vor allem von italienisch- und aber auch einigen deutschstämmigen Familien wirtschaftlich dominiert wurde, das ist eine sehr interessante neue Darstellung. Wie sehr Smyrna, wie Izmir früher hieß, eine kosmopoliitsche Stadt gewesen ist, überraschte mich. Das Buch liest sich gerade wegen des persönlichen Angangs, der vielen Bekanntschaften und Menschen, die Klevemann auf seiner Recherchereise trifft, unterhaltsam und gar nicht trocken und fesselt von der ersten Minute an.