Cover des Buches Die Tote im Wannsee (ISBN: 9783550050640)
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Rezension zu Die Tote im Wannsee von Lutz Wilhelm Kellerhoff

Kriminelle Verwicklungen im Berlin der 60iger Jahre

von Miltonia vor 6 Jahren

Rezension

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Miltoniavor 6 Jahren

Der junge Polizeikommissar Wolf Heller hat den Mord an einer jungen Frau aufzuklären und sticht dabei offensichtlich in ein Schlangennest. Er hat es dabei nicht nur mit unsympathischen Kollegen, unwilligen Zeugen und dem gewalttätigen Ehemann des Opfers zu tun, auch sein Vorgesetzter scheint an der Aufklärung des Falles wenig Interesse zu haben.
Das geht so weit, dass er feststellen muss, dass Beweisstücke manipuliert und Verdächtige sogar ermordet werden, um eine schnelle Lösung des Falles vorzutäuschen. Und doch kommt Heller langsam immer mehr auf die Spur des wahren Täters, die dann sogar bis nach Ost-Berlin führt.

Auch sein Privatleben ist alles andere als geordnet, er führt eine halbe Beziehung mit seiner Vermieterin, hat große Probleme mit seinem Vater und sucht immer noch verzweifelt nach einer Erklärung für den mysteriösen Tod seiner Mutter.

Dabei begegnet man in dem Buch immer wieder bekannten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte, die geschickt in die Handlung verwoben sind: z. B. den Anwälten Horst Mahler und Otto Schily, dem Polizisten Kurrass und vielen Protagonisten der sich radikalisierenden 68-iger Studentenbewegung. Dazu kommen viele Schilderungen des Berliner Lebens, die mich immer wieder ganz stark an die derzeitigen Zustände in dieser Stadt erinnern: unterbesetzte und schlecht ausgerüstete Polizei, überforderte Politiker und verschiedenste radikale Gruppierungen, die vom Sozialstaat leben, den sie schnellstmöglich aber abschaffen wollen und dabei keine Rücksicht auf die sie finanzierenden Steuerzahler nehmen.

Besonders nett fand ich die Beschreibungen des Lebens innerhalb der Kommune, die sich zwar theoretisch dem Kampf gegen alle Ungerechtigkeiten der Welt verschrieben hat, aber so profane Dinge wie Kochen und Putzen denn doch ganz eindeutig nur den weiblichen Kommunemitgliedern aufdrückt. Deren Selbstverwirklichung sah Mann dann doch viel lieber im freien und möglichst häufigen Wechsel der Bettgefährten.

Leider bleiben am Ende doch einige offene Fäden, die daraufhin deuten, dass Kommissar Heller wohl in weiteren Büchern ermitteln wird.
Trotzdem für alle Geschichts- und Berlin-Liebhaber eine eindeutige Empfehlung – dafür 4 Sterne.


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