Im ersten Teil der losen Anordnung von Gedanken, Er- und Gelebtem erzählt Patras Bwansi von seiner Kindheit in Uganda, der Schule, dem Studium. Und er berichtet von diesem Tag, dem 29.07.2010, an dem er Asylsuchender wurde. Es ist anrührend, wie der Morgen geschildert wurde, an dem der Hoffnungsfrohe in Deutschland landete, völlig ahnungslos, was sich hinter dem Wort Asyl alles versteckt: Warten, Ungewissheit, Warten, dazwischen ein entwürdigendes Verfahren, wer Glück hat, kommt zu einem positiven Ende. In seinem Fall gibt es keinen Horizont im Verfahren, es gibt ein riesengroßes Dazwischen, wie lebt ein Mensch das? Mir war beim Lesen, als würde ich ewig in einem Transitraum festgehalten werden, zumal die Worte in Bwansis Essay die Kraft haben, wie Schlaglichter Gefühlszustände zu beleuchten, die ich, mit Ausweisen und EC- und Kreditkarten bestückt, sonst nicht habe. Der erzählerische Standpunkt des Ausgeschlossenen ist der Düsterste, den es gibt.
Im zweiten Aufsatz stellt Lydia Ziemke die Paradoxien des Helfens vor. Sie bringt mir die Sicht und die Empfindungen eines Menschen nahe, der helfen möchte, was schwer ist, nach allen Seiten. Eine Schilderung hat mich sehr berührt: Frau Ziemke steht auf dem Oranienplatz am Infozelt des Protestcamps, möchte helfen, will sich an jemanden wenden, da fällt ihr auf, dass die Gesichter der afrikanischen Männer verschwimmen, sie die Individuen nicht unterscheiden kann. Entindividualisierte Gesichter, abgelegt unter der Rubrik: Asylanten.
Der Essay markiert die Grenzen von Hilfe; Lydia Ziemke zeigt auf, was sie leisten kann und was sie überfordert. Ein wichtiger, ein interessanter Umstand, denn der Helfer wird oft auf einen Schemen reduziert, aber die Wechselwirkungen in der Beziehung zu jemanden, der Hilfe braucht, sind in ihren folgenden Schilderungen einer Freundschaft, die nur schwierig sein kann, weil der eine etwas will, etwas wollen muss, durch ihre Schnörkellosigkeit schön. “… Er fordert Freundschaft. Mehr als alles andere. Mal nicht über den Prozess, die Unterlagen, die Bullen oder die Drogen reden. Sondern einfach mal einen Film zusammen sehen. Was zusammen kochen. … “
Die vollständige Rezension ist nachzulesen auf: http://taniafolaji.com/2015/01/24/454/