Máirtín Ó Cadhain

 3,8 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Der Schlüssel und Grabgeflüster.

Lebenslauf

Máirtín Ó Cadhain, in Irland selbst auf einer Stufe mit James Joyce, gilt als einer der wichtigsten Autoren in gälischer Sprache und als Erneuerer der gälischsprachigen Literatur. Er wurde 1906 westlich von Galway – in einer fast ausschließlich gälischsprachigen Gegend – geboren und starb 1970 in Dublin. Man sagt, bis zu seinem sechsten Lebensjahr habe er kein Wort Englisch gehört. Er war zunächst Lehrer, engagierte sich dann immer stärker in der Irisch-Republikanischen Armee und verlor 1936 seine Arbeit wegen Auseinandersetzungen mit dem örtlichen Pfarrer. Von 1940 bis 1944 war Ó Cadhain interniert und kehrte während dieser Zeit der IRA den Rücken; nach dem Krieg arbeitete er in Dublin als Übersetzer und Professor für Literatur. Kurz vor seinem Tod erhielt er einen Ruf an das Trinity College in Dublin, wo ein Lesesaal nach ihm benannt ist.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Máirtín Ó Cadhain

Cover des Buches Der Schlüssel (ISBN: 9783520600011)

Der Schlüssel

 (5)
Erschienen am 07.03.2016
Cover des Buches Grabgeflüster (ISBN: 9783520601926)

Grabgeflüster

 (4)
Erschienen am 30.08.2018

Neue Rezensionen zu Máirtín Ó Cadhain

Cover des Buches Der Schlüssel (ISBN: 9783520600011)
Julia79s avatar

Rezension zu "Der Schlüssel" von Máirtín Ó Cadhain

Unterhaltsam
Julia79vor 2 Jahren

"Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Schlüsselreich komme. Dein Wille geschehe, wie auf Erden, also auch im öffentlichen Dienst." 

Einer enthusiastisch zu Papier gebrachten Satire bin ich nie abgeneigt, und zudem bin ich immer auf der Suche nach neuentdeckten Klassikern. So fand ich diese Persiflage des Beamtentums, in dem nicht gedacht wird, sondern stur nach Vorschrift gehandelt wird. 

J. ist ein Papierbeauftragter im niederen öffentlichen Dienst. Seinen Job hält er für einen der wichtigsten, stimmt etwas mit Dokumenten und Ordnern nicht, ist etwas falsch beschriftet oder abgelegt, könnten die Geschicke des ganzen Landes ins Unglück gestürzt werden.

Alles, womit er arbeitet, Akten, das Telefon, Schreibutensilien, haben für J. etwas Lebendiges und versuchen zuweilen, ihm die Arbeit zu erschweren.

Von seinem Vorgesetzten S. wird er gemaßregelt und zur Einhaltung strengster Vorschriften verpflichtet, zu Hause drangsaliert ihn seine lieblose "Alte". Versehentlich wird nun J. in seinem fensterlosen Büro eingesperrt. Sein Vorgesetzter ist theoretisch ab 17 Uhr im Urlaub, praktisch nutzt er aber eine Sonderregelung und hat die Behörde bereits um 14 Uhr verlassen. Aufgrund dieses Umstandes ist J. für diese Dauer nicht befugt, eigenmächtig zu entscheiden, wie er nun vorgehen soll. Als er sich doch, sorgfältig abgewägt, daran macht, seinem Gefängnis zu entkommen, scheitert er. Doch als am nächsten Morgen wieder Leben in das Büro kommt, kann man ihn leider nicht einfach so befreien, denn in diesem Präzedenzfall muss erst die Zuständigkeit geklärt werden. Der Fall entwickelt sich zu einer Angelegenheit nationaler Tragweite als sogar die Kirche und die überregionale Presse sich der Sache annehmen. 

Das Buch wird als kafkaesk bezeichnet, da ich Kafka jedoch bisher nicht gelesen habe, kann ich zu diesem Vergleich nichts sagen. In jedem Fall ist es absurd und ziemlich wirr, teilweise wahnhaft.

Man möchte wissen, wer nun die Verantwortung übernimmt, es liest sich sehr spannend, da auch ständig jemand Neues auf der anderen Seite der Tür steht und erklärt, wie weit man mit der Entscheidungsfindung gekommen ist.

Es ist an sich eine tragische Geschichte, in eine interessante Bürokratiesatire verpackt, durchaus gut umgesetzt und eindringlich, dennoch konnte es mich nicht ganz erreichen. Die Sprache ist mir zu derb und die Schilderung ist mir zu unruhig, es wirkt sehr gehetzt. Die Figuren sind mir zu sprunghaft und aufbrausend. Gelohnt hat es sich trotzdem, diesen irischen Klassiker kennen zu lernen. 

Die Novelle ist nur 80 Seiten lang, im Anhang findet man hilfreiche Ergänzungen zum Inhalt und eine Zeittafel, in der das Werk auch politisch eingeordnet werden kann.

Cover des Buches Grabgeflüster (ISBN: 9783520601018)
Tsubames avatar

Rezension zu "Grabgeflüster" von Máirtín Ó Cadhain

keine leichte Lektüre
Tsubamevor 7 Jahren


Es ist immer eine heikle Sache, einen Klassiker zu bewerten, und das Buch "Grabgeflüster" macht es einem wirklich nicht leicht.
Zunächst ist da die großartige Übersetzung von Gabriele Haefs, die sich sichtlich große Mühe gegeben hat, dem Gekeife und Gelästere der Friedhofsbewohner angemessene deutsche Schimpfwörter zuzuordnen. Ich bewundere ihr Können und ihre Ausdauer. Sie dürfte besonders erleichtert gewesen sein, als sie mit dem Buch durch war.
Dabei ist die Geschichte eigentlich recht simpel: Caitríona Pháidín, größtes Schandmaul ganz Irlands, so scheint es, wurde frisch in der Fünfzehn-Schilling-Abteilung beigesetzt. Hier trifft sie auf alte Bekannte und prompt geht das Gezänke wieder los.
Wer gerade spricht und wie die Beziehung der einzelnen zu einander zu Lebzeiten ausgesehen hat, erschließt sich einem als Leser erst mit der Zeit, denn zunächst ist man genauso orientierungslos wie die Toten, die alle durcheinanderplappern und -zetern.
Jeder will sich Gehör verschaffen, auch wenn er gar nichts Weltbewegendes zu berichten weiß. Am meisten beschäftigen viele die Umstände ihres Ablebens und da ging es wohl nicht immer mit rechten Dingen zu, wenn man ihnen denn Glauben schenken darf.
Zentrale Figur bleibt über weite Strecken Caitríona, deren größte Sorge es ist, dass sie ein Kreuz bekommt und die sich nichts sehnlicher wünscht, als dass es ihrer Schwester Neil auf Erden möglichst schlecht ergehen möge. Denn die beiden standen zu Lebzeiten in stetiger Rivalität.
Durch die Gespräche der Verstorbenen, die weiterhin fleißig durcheinander reden, erfährt man ein wenig über die Geschichte Irlands, dörfische Sitten und Gepflogenheiten und man wird Teil dieser Friedhofsgemeinde, von denen sich manch einer wohl einfach nur seine Ruhe wünscht. Aber eben diese bekommt er nicht, genauso wenig wie der Leser ...


Bei allem literarischen Wert, den das Buch für die Weltliteratur und vor allem für die Iren hat, so ist seine Lektüre doch extrem anstrengend. Wer sich hier unbeschwerten Lesegenuss erhofft, ist mit dem Roman schlecht bedient, denn die Hölle endet erst, wenn man das Buch zuklappt und bis dahin sind 434 Seiten zu bewältigen.
Ich hatte durchaus meine Freude daran, herauszufinden, wer gerade spricht und in welchem Verhältnis er zu den anderen steht, aber irgendwann wurde es mir dann doch zuviel ...
Ein irischer Klassiker also für Leute, die Herausforderungen nicht scheuen, in jedem Fall aber mal etwas ganz anderes

Cover des Buches Grabgeflüster (ISBN: 9783520601018)
Rabentochters avatar

Rezension zu "Grabgeflüster" von Máirtín Ó Cadhain

Leider nichts für mich
Rabentochtervor 7 Jahren

Man ist begraben, liegt unter der Erde, kann von den Lebenden aber doch nicht so ganz lassen und redet nur noch über sie. Ja, richtig. Man redet über die Lebenden, denn was soll man sonst tun?! Deswegen besteht dieser Roman auch ausschließlich aus wörtlicher Rede. Bei diesem Punkt beginnen für mich auch die Probleme. Durch die durchweg dialogische Struktur ist es teilweise sehr schwer zu erkennen, wer spricht. Eine richtige Handlung gibt es auch nicht, wodurch ich zunehmend verwirrter wurde und auch den Überblick verlor.

Gesprochen oder man kann auch fast schon sagen gelästert wir über die Lebenden. Wer wen ausnutzt oder etwas falsch gemacht hat, jemanden ungerecht behandelte. Die ganzen Thematiken und auch das Schreibkonzept konnte mich nicht wirklich überzeugen, geschweige denn fesseln. Ich habe die Seiten relativ schnell nur noch überflogen, blieb aber an keiner wirklich hängen.

Wenn man sich auf diesen besonderen Stil einlassen kann, nimmt man viel mit und kann sich auch von dem Buch mitreißen und faszinieren lassen. Mir war es zu anstrengend, da ich mich stark konzentrieren musste, damit ich am Ende der Seite noch wusste, was am Anfang stand. Für eine literaturwissenschaftliche Analyse wäre das Buch sicher interessant, da die Sprache sehr von der Mündlichkeit der Landbevölkerung geprägt ist und natürlich auch die dialogische Struktur untersuchenswert ist. Für eine reine Freizeitlektüre ist es – zumindest für mich – nicht geeignet.

Fazit: Interessantes Konzept, kann mich aber nicht überzeugen.

Gespräche aus der Community

Rechtzeitig zum 100jährigen Jubiläum des irischen ›Easter Rising‹, des Beginns des irischen Kampfes um die Unabhängigkeit, erscheint bei uns etwas absolut Neues: die erste Übersetzung einer Novelle aus dem Gälischen, die in Irland selbst schon längst ein Klassiker ist. Ein echter Geheimtipp also, der aber keineswegs geheim bleiben sollte, denn wer hier nicht mitliest, verpasst wirklich was. Ihr seid also gefragt!
49 BeiträgeVerlosung beendet
buecherwurm1310s avatar
Letzter Beitrag von  buecherwurm1310vor 8 Jahren

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