Rezension zu "Die Katze von Frau Wagner" von M F Hakket
Sprachlich inszeniert M-F Hakket in seinem satirischen Roman "Die Katze von Frau Wagner" kein pseudo-intellektuelles Kamasutra. Vielmehr schildert er die Geschichte der alleinstehenden und vernachlässigten Protagonistin ohne stilistische Kapriolen geradewegs aus dem Bauch heraus, und dennoch blitzen im Laufe der Handlung originelle, doppelbödige Wendungen immer wieder höchst überraschend auf.
Mit der letzten vorhandenen Feuchtigkeit schleimte sich der Fisch aus der Affäre und dachte darüber nach, warum es in Frau Wagners Wohnung nach Katzenscheiße roch.
Dieser schleimige Fisch wird von der Intrigantin und allzeit von bunten Lockenwicklern umkränzten Frau Tomasen verkörpert. Sinnbild der nachbarlichen Unausstehlichkeit, deren Lebensinhalt einzig und allein darin besteht, ihre Mitmenschen anzuschwärzen und ihnen die Hölle auf Erden zu bereiten. Frau Wagner hätte ihr nächstes Opfer sein sollen, eigentlich sein müssen, wäre da nicht eine schwarze Katze auf leisen Pfoten - wie ein unnahbarer Schatten - in ihr Dasein geschlichen, um durch ihre schiere (oder imaginäre?) Gegenwart eine unfassbare Metamorphose auszulösen. Eine Wandlung vollzieht sich und anstelle der grauen, stillen Unperson Anna Wagner tritt unversehens eine aufblühende, ja selbstbewusste Erscheinung voller Lebenslust und neu entdeckter Weiblichkeit. Vorerst.
Denn hüben wie drüben gärt es vor falschen Absichten und vor versteckten unlauteren Motiven, und wie eh und je lauert hinter den Fassaden unserer Gesellschaft der Wahnwitz im selbstgerechten Anspruch auf Normalität. M-F Hakket räumt sie Schicht für Schicht beiseite, die zweckdienlich angeordneten Befindlichkeiten unserer Zeit, und legt allmählich den rohen Kern des menschlichen Desasters frei. Rette sich, wer kann!
Indes schleicht die Katze als subtiles Symbol unserer ungezähmten Natur durch den Plattenbau der Geschichte und zieht sämtliche Menschen, die mit ihr in Berührung kommen, unweigerlich und auf drastische Weise ins Verderben.
Eines Tages läuft sie jedem von uns über den Weg, oder auch nicht ...?!
Peter Pitsch