Rezension zu "Besitz wird überbewertet" von M.G. Burgheim
Dieses Buch fiel mir auf der Leipziger Buchmesse in die Hände und versprach, einmal erfrischend anders zu sein als die üblichen Verdächtigen. Alfie kehrt nach verpatztem Studium in den Schoß seiner zerrütteten Berliner Familie zurück und steigt ins Familienunternehmen ein: er wird Einbrecher. Dumm nur, dass auch die eigene Wohnung nicht sicher vor der Konkurrenz ist. Neben einer verwüsteten Wohnung hat die Familie auch noch mit dem Verschwinden von "Vadder" zu kämpfen, der wie vom Erdboden verschluckt ist. Hurra, bei so einer skurrilen Story freut sich das Leserherz!
Leider verflog die anfängliche Begeisterung beim Lesen recht schnell. Denn nachdem sich ereignet, was der Klappentext bereits verrät, passiert sehr lange... nichts. Jedenfalls nichts, was den Hauptplot um Vadder voran treibt. Wir erfahren viel über die Familiengeschichte, schwelgen mit Alfie in Kindheits- und Jugenderinnerungen und - Überraschung - eine Liebesgeschichte entwickelt sich auch noch. Das ist auch alles recht nett zu lesen, denn Herr Burgheim schreibt nicht schlecht: glaubwürdige Charaktere, eine Prise Humor und genügend Fingerspitzengefühl. Dennoch schufen die vielen Rückblenden und Nebenschauplätze unschöne Längen, die mich fast vorblättern ließen, um zu schauen, wann die tranige Familie denn bitteschön endlich in die Puschen kommt. Auf den letzten Seiten löst sich das Mysterium dann für meinen Geschmack recht unspektakulär und ohne viel Firlefanz auf. Da hatte ich mir mehr versprochen.
Vielleicht ist meine Enttäuschung falschen Erwartungen an das Buch geschuldet. Hätte der Klappentext ein Milieuportrait einer kleinkriminellen Alkoholikerfamilie aus Berlin versprochen, deren Sohn Alfie sich in einer verzwickten Liebesgeschichte befindet, so wäre das womöglich nicht passiert. Statt der erwarteten spannenden und skurrilen Suche nach dem Familienoberhaupt traf ich auf viele melancholische Erinnerungen und Sentimentalitäten.
Zusätzlich gab es ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben, aber reine Geschmackssache sind. Das häufige Einstreuen von Bands, Songtexten und Filmen beispielsweise erweckte den Eindruck, als wolle der Autor seinen guten Geschmack möglichst oft unter Beweis stellen. Für mein Empfinden wurde damit jedoch etwas inflationär um sich geworfen. Und auch Berliner Schnauze & Co. muss man halt mögen - oder auch nicht. ;) Meine geringe Begeisterung diesbezüglich ist jedoch nicht dem Autor anzulasten, der diese Mittel durchaus passend eingesetzt hat.
Trotz aller Enttäuschung gibt es dennoch drei Sterne von mir, denn wie bereits erwähnt schreibt der Autor solide und legt mit diesem Roman eine einzigartige Idee vor, die ich so oder so ähnlich noch nirgendwo gesehen habe. Durch die zähe Handlungsführung und die meiner Meinung nach nicht besonders innovative Auflösung der Story büßt das Buch aber doch sehr ein, wodurch letztlich meine Wertung zustande kommt.