Rezension zu "Maskendiebin" von M.S. Krüger
Der Roman ist im Großen und Ganzen solide – behandelt aber Gender- und Beziehungsthematiken auf eine Art und Weise, die ich nicht gutheiße (auch wenn das im Moment viele Bücher so ähnlich tun). Das muss man entweder mögen oder darüber hinwegsehen können. Tatsächlich ist das der Grund, warum ich keine Liebesromane mag – es ist eben oft so, dass die über solche festgefahrenen Narrative nicht hinauskommen. Bei diesem Buch war mir nicht klar, dass das tatsächlich so viel im Fokus stehen würde.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist in Ordnung. Mir fehlen aber die interessanten Bilder, es hätten auch oft mehr Details sein dürfen. Irgendwie gewinnen die Schauplätze nicht wirklich an Farbe. Ich gebe gerade noch 4 Sterne. (Abgesehen davon: Was ist denn „Rosi’s“ für eine Schreibweise? Jedenfalls keine korrekte deutsche. An anderen Stellen gibt’s auch kleinere Fehler, z.B. durchgängig „-“ anstelle von „–“. Das ist schade und hätte nicht sein müssen.)
4 Sterne
Charaktere:
Die Figuren sind nicht gerade ungewöhnlich oder komplex, aber sie funktionieren im Zusammenhang und sind ausgereichend ausgestaltet, damit man ihnen folgt. Wobei die Protagonistin teilweise schon sehr begriffsstutzig rüberkommt und für eine ausgebildete Kämpferin ist sie oft auch eher unbeholfen und unbeherrscht. Da würde man sich doch mehr Abgebrühtheit, mehr Professionalität vorstellen. Also auch hier gerade noch 4 Sterne.
4 Sterne
Handlung und Struktur:
Das Buch liest sich flüssig, ich hätte mir aber teilweise unkonventionellere Handlungen oder auch temporeicheres Erzählen gewünscht. Mir fehlt da das gewisse Etwas. Nachdem es außerdem darum geht, die Garde als doch nicht so edel zu entlarven, hätte der Roman gewonnen, tatsächlich mehr von dieser Garde zu zeigen. Aber das gibt es ja nur kurz am Anfang und da fehlen die Facetten. Das Buch ist ja eher kurz, ich hätte mir das Ganze doppelt so lang vorstellen können und dafür mit mehr Tiefe auf dieser Ebene.
4 Sterne
Tiefgang:
Dass scheinbar edle Institutionen oft ihre Macht missbrauchen und nicht das sind, was sie zu sein scheinen, ist ein interessantes Thema. Da hätte man in meinen Augen aber mehr herausholen können, als es der Roman tut. Auch die Beziehungsdynamiken zwischen den Figuren hätten interessant sein können (z.B. die Freundschaft der Protagonistin zu ihrem Kampfgefährten), aber da fehlt letztlich doch der Tiefgang. Sicher legt es der Roman auch nicht unbedingt darauf an, sondern will in erster Linie unterhalten.
Gestört hat mich aber doch auch Einiges. Angefangen damit, dass die beiden relevanten männlichen Figuren als sehr schön, breitschultrig und extrem groß (dezidiert über 1,90 m) beschrieben werden (und auch viele andere Männer sind ständig „breitschultrig“). Das ist abgedroschen und vermittelt, dass Männer ohne diese Voraussetzungen nicht attraktiv sein könnten. Da würde ich mir mehr Reflektiertheit in Bezug auf das Männerbild wünschen. Und auch diese Frauengruppe, die die breitschultrigen Männer so anhimmelt, ist nicht gerade das, was man sich unter Emanzipation vorstellt. Fairerweise muss man hier aber sagen, dass die Protagonistin als Kriegerin ja durchaus ein Beispiel für eine Frau ist, die einen anderen Weg geht. Es ist nur schade, dass sie da eher eine von wenigen Ausnahmen zu sein scheint. Der Text erwähnt ja auch beiläufig, dass Frauen ohnehin ständig vergewaltigt werden.
Und dann gibt es noch eine Thematik, die ich schon bei „Die Republik der Knochen“ neulich kritisiert hatte: Was wollen Frauen mit Typen, die sie schlecht behandeln? Wenn man sich auf diese Art und Weise begegnet, kann doch keine gesunde Anziehung geschweige denn Beziehung entstehen. Und schon gar nicht, wenn der Kerl, wie in diesem Fall, auch noch ein „gebrochener Mann“ ist. Eine Frau mit Selbstbewusstsein nimmt da doch sofort die Beine in die Hand. Es wird also definitiv eine ungesunde Dynamik romantisiert.
In dieses Gefüge passt leider auch, dass die Protagonistin von einem Typen, dem sie vorher eine eindeutige Absage erteilt hat, mal eben so mit einem Kuss überfallen wird, und das hinterher in keinster Weise problematisiert wird. Ich würde sowas nämlich übergriffig nennen. Im Gegenteil, die Frau macht sich dann auch noch Vorwürfe, weil sie zurückgeschreckt ist, obwohl er sich ihr „geöffnet“ hat und sie denkt darüber nach, wie sie nun ihre Beziehung reparieren könnte. Dass sie also auch noch an dem Konflikt schuld sein soll anstelle dieses toxischen Kerls, ist schon fast perfide.
2 Sterne
Worldbuilding:
Die Idee mit den Masken ist interessant. Abgesehen davon ist die Ausgestaltung der Welt eher konventionell. Sie ist nicht im Mittelalter angesiedelt, sondern etwas später, aber die Epoche ist nicht wirklich ausgestaltet, es gibt nur ein paar Hinweise. Vieles wirkt auch einfach zusammengeworfen: Zitronen? Schokolade? Die kommen historisch eigentlich aus anderen Regionen als der, in der die Geschichte spielt, aber das wird nicht thematisiert. Das ist jetzt zwar nicht schlimm, aber ich hätte es konsistenter gefunden, solche Details mehr ans Setting anzupassen.
4 Sterne
Der Roman ist sehr solide. Vieles daran ist nicht schlecht, allerdings hat mir das Außergewöhnliche gefehlt. Nur gemessen daran, hätte das Buch 4,0 Sterne oder etwas in dieser Art bekommen. Was den Roman für mich allerdings immens runtergezogen hat, ist die Gender- und Beziehungsthematik. Klischeebehaftete Vorstellungen von riesigen, breitschultrigen Männern, die aggressiv auftreten und sich nehmen, was sie wollen (und noch aggressiver werden, wenn sie es nicht bekommen). Dementgegen tollpatschige, naive und kokette Frauen, die sich nur darum bemühen, den Männern zu gefallen. Übergriffe, die nicht als solche thematisiert werden. Ich mag toxische Figuren und Verhaltensweisen dann, wenn auch klar ist, dass sie toxisch sind. Dann kann sowas Spaß machen. In dieser Form tut es das halt nicht.
Gesamtwertung: 3,6 Sterne, macht gerundet 4 Sterne