Bei Paris sind wohl die Erwartungen an Bildbände besonders hoch. Nach dem Konzept der Macher dieser Städte-Reihe bekommen auch in diesem Band junge, noch unbekannte Fotografen mit ihren Bildern eine Bühne. Doch sollte man deshalb von vorneherein seine Ansprüche an diesen Band absenken? Geht so etwas überhaupt? Vermutlich nicht, denn bei dieser Stadt hofft man wohl immer auf die Wiedergabe der besonderen Stimmung, die sie vor ihren Besuchern ausbreitet.
Leider schafft es dieser Band nicht, diese Stimmung zu transportieren. Allerdings findet der Betrachter auch in diesem Buch sehr gute Bilder. Aber sie gehen irgendwie unter, und am Ende überwiegt das schnelle Vergessen. Wenn die Mehrheit der hier vorgestellten Fotografien eher fade als reizvoll wirkt, dann kann leider nicht viel hängen bleiben. Das ist recht sonderbar bei dieser Stadt. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass sich einige der Autoren in Motiven ausprobiert haben, die nichts oder nicht viel mit Paris zu tun haben. Das war auch schon in den Vorgänger-Bänden so, fiel dort aber nicht so auf wie hier.
Der Band ist nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich überzeugend. Schade und unverständlich bei dieser Stadt, die so reich an Stimmungen und Motiven ist.
MENDO
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Quelle: Verlag / vlb
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Rezension zu "Streets of Amsterdam" von MENDO
Vielfältig sind auch die Bilder in diesem Band. Sie stammen von insgesamt 46 mehr oder weniger unbekannten Fotografen. Neuerdings wird Vielfalt fast wie eine neue Religion betrachtet. Dass sie auch ihre Schattenseiten besitzt, kann man an diesem Buch bewundern. Ihm fehlt nämlich, außer dass alle Bilder in Amsterdam entstanden, ein durchschaubares Konzept, dass eine gewisse Struktur in diese Sammlung bringen könnte. Das ist allerdings bei allen Bänden dieser Reihe so. Vergleicht man sie untereinander, was natürlich nur geht, wenn man sie gemeinsam betrachten kann, dann gehört der Amsterdam-Band zu den Besseren. Das bemesse ich allein an der Qualität der meisten Bilder.
Das Problem, was an all diesen Bänden haftet, ist ihre stark eingeschränkte Orientiertheit. Oder anders gesagt: Für wen sind diese Bände eigentlich gemacht? Für Touristen jedenfalls nicht. Immerhin wäre dies eine lohnende Käuferschicht. Doch dann müsste man auch eine touristische Grundstruktur in das Buch bringen. Die Bilder sind jedoch an den Fotografen gebunden und nicht an Orte. Selbstverständlich bekommt man einen gewissen Eindruck von der Stadt. Aber das war wohl nicht die vorrangige Absicht der Fotografen. Sie orientierten sich wohl eher an Stimmungen, an interessanten Kompositionen, den geometrischen Linien moderner und alter Architektur oder an gewissen Momenten, die sie für würdig hielten, festgehalten zu werden.
Dass dies kein Buch für Touristen ist, sieht man allein daran, dass Amsterdams Grachten relativ selten als Motiv gewählt wurden. Man muss folglich davon ausgehen, dass sich dieser Band an Menschen richtet, die sich für künstlerische Fotografie interessieren. Sieht man es so, dann sind fünf Sterne durchaus gerechtfertigt, denn dieser Band zeigt zahlreiche wirklich gelungene Bilder. Dass man auch einige seltsame Schöpfungen dabei hat, verwundert ebenso nicht. Die Blickwinkel sind eben verschieden.
Wenn man etwas Ruhe in einen solchen Band bringen wollte, dann müsste man zur Einfalt zurückkehren und einem einzigen Fotografen, der Amsterdam gut kennt und seine Kunst beherrscht, die Chance geben, dem Betrachter die Stadt aus seiner Sicht zu zeigen. Das ist jedoch eben nicht das Konzept dieser Reihe.
So überschreibt Mikel van den Boogaard seinen einführenden Textbeitrag zu diesem Bildband. Er vereint zahlreiche und ganz verschiedenen Ansichten von Londons Straßen, aufgenommen von Besuchern und Einheimischen. Nach van den Boogaards Ansicht zeigt dieses Buch die "Essenz von London". Nun weiß man nicht gleich, was die Essenz einer Stadt sein soll. Und wahrscheinlich werden verschiedene Menschen, selbst wenn sie diesen Begriff definieren könnten, ihn ganz unterschiedlich ausfüllen was London angeht. In London lägen – so van den Boogaard –"trostlose Viertel neben bahnbrechender Architektur und romantisch-heimeligen Häuschen". Die Extreme wären überall. "Und die Vielfalt (der) Menschen ist die Kraft, die sie vereint", schreibt er seinen angesichts solcher hochtrabender Phrasen vielleicht etwas verblüfften Lesern.
Da ich mich weder in der Vielfalt der Londoner Bevölkerung, noch in der Essenz dieser Stadt wirklich auskenne, blieb mir nur die Betrachtung der Fotografien, die, abgesehen von einigen Ausnahmen, von wirklich guter Qualität sind und entweder Impressionen aus der Stadt vermitteln oder die Londoner Architektur lobpreisen. Gelegentlich findet man auch Bilder, bei denen der Fotograf nicht lange überlegen konnte. Er wusste intuitiv, dass dieses Motiv etwas Einmaliges ist und musste einfach abdrücken. Was er in diesem Augenblick tatsächlich gedacht hat, weiß er wahrscheinlich oft selbst nicht. Selbstverständlich wird ihm sein Gehirn hinterher eine rationale Erklärung für sein Tun zurechtbasteln.
Und genau so ergeht es dem Betrachter solcher Fotografien. Erst kommt die unmittelbare (emotionale) Wahrnehmung, und erst dann versucht man sich rational zu erklären, was man da eigentlich sieht. Der ganze Band lebt von Kontrasten. Von geometrischen und farblichen. Oder vom Gegensatz von Kleinem und Großem, von Menschen und der gewaltigen Baumasse. Einsamkeit und Gleichförmigkeit, die es selbstverständlich auch in London gibt, verbinden sich in diesem Band nur gelegentlich mit buntem Treiben und Herumgewusel. Es überwiegt der Eindruck von leeren Straßen und langen Tunneln, in den sich manchmal der Schatten eines Menschen bewegt.
Dieser Bildband beschreibt nicht London in seinen Sehenswürdigkeiten, sondern versucht Eindrücke zu präsentieren, die die Fotografen bei ihren Streifzügen durch die Stadt gewannen. Merkwürdig für den Betrachter könnte jedoch sein, dass man nur wenige Menschen zu Gesicht bekommt. Vom rein ästhetischen Gesichtspunkt ist dieser Band recht gelungen. Während man bei seinem Vorgänger "Streets of New York" das Amateurhafte einiger der jungen Fotografen nicht übersehen konnte, erweisen sich die Bilder in diesem Band von einem ganz anderen Niveau. Interessant ist bei aller Vielfalt der 45 Fotografen, dass sie ziemlich ähnliche Ansätze wählen, um ihre Eindrücke festzuhalten. Wie man daran sehen kann, ist es nicht die Vielfalt, die Menschen zusammenbringt, sondern ihre Gleichheit.
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