Cover des Buches Der Schneeflockenbaum (ISBN: 9783492046343)
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Rezension zu Der Schneeflockenbaum von Maarten 't Hart

Rezension zu "Der Schneeflockenbaum" von Maarten 't Hart

von Schumi_HB vor 12 Jahren

Rezension

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Schumi_HBvor 12 Jahren
In dem Roman "Der Schneeflockenbaum" nimmt Maarten 't Hart den Leser mit in eine Kindheit und Jugend im Holland der Nachkriegszeit. In unterhaltsamer und gefühlvoller Weise gewährt er als Ich-Erzähler Einblick in ein Leben, das sowohl von wirtschaftlicher Not als auch von religiöser und provinzieller Enge geprägt war. Die Parallelen der Geschichte zur Vita des Autors lassen einen autobiografischen Einfluss erkennen. Die in frühen Kindeszeiten entstehende Freundschaft zwischen ihm, den unscheinbaren, mit einer unkontrollierbaren Verdauung gegeißelten Außenseiter, zu Jouri, dem Sohn eines Kollaborateurs, ist schon früh mit einen sehr speziellen Muster geprägt: Jouri spannt ihm die Freundinnen aus. Er begründet es damit, ihn vor Ungemach und Schaden zu bewahren. Bereits im Sandkasten macht Jouri ihm die kleine Ansje abspenstig, indem er sie damit beeindrucken kann, dass er ein Spinnengrab baut, damit die grässlichen Tiere die kleinen Mädchen nicht mehr beängstigen können. Trotz aller Nebenbuhlerschaft ist die Freundschaft der beiden Jungen untrennbar. Erst als Jouri die Heimat verlässt, kann er ungestört seine Musiklehrerin heiraten - ein Tribut an seine Liebe zur klassischen Musik. Wie auch in anderen Geschichten Maarten 't Harts nimmt er auch hier in seiner verschmitzten Art und Weise die Religion aufs Korn: - Auf der Fahrt mit dem Reisebus zur Beerdigung des Stiefvaters liefert dieser sich ein Wettrennen mit dem voraus fahrenden Leichenwagen, in dem der Sarg bei den Fahrmanövern fröhlich auf und ab hüpft und darauf folgend die Beerdigung erst mal ohne Sarg und Leiche stattfinden muss. - Mit Fragen wie z.B. "Warum gab es im Himmel schon Engel mit Schwertern, die von den noch zu erschaffenden Menschen doch erst noch erfunden werden mussten." zieht er sich regelmäßig den Zorn seiner Lehrer zu, die ihre Schüler eindringlich vor den Evolutionstheorien Darwins warnen. - Im Dialog mit seiner Mutter muss er sich anhören: "Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass du wie dein Mitschüler bei der Geburt einen kleinen Gehirnschaden gehabt hättest, dann wäre auch dir - wie aus ihm auch - ein Diakon geworden." Fazit: Eine in einer humorvollen und lebendigen Art erzählte Geschichte über die Themen Liebe und Freundschaft, Natur und Mensch, Kirche und Evolution, mit Potenzial zum Nachwirken in den Gedanken!
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