Maaza Mengiste

 3,6 Sterne bei 26 Bewertungen
Autor*in von Der Schattenkönig, Unter den Augen des Löwen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Maaza Mengiste flüchtete im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern vor der Äthiopischen Revolution. Den Rest ihrer Kindheit verbrachte sie in Nigeria, Kenia und den USA. Sie lebt in New York. 2020 war sie Writer-in-residence am Literaturhaus Zürich.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Maaza Mengiste

Cover des Buches Der Schattenkönig (ISBN: 9783423282925)

Der Schattenkönig

 (21)
Erschienen am 17.09.2021
Cover des Buches Unter den Augen des Löwen (ISBN: 9783884234563)

Unter den Augen des Löwen

 (4)
Erschienen am 08.10.2013
Cover des Buches The Shadow King: A Novel (English Edition) (ISBN: B07P686CXR)

The Shadow King: A Novel (English Edition)

 (1)
Erschienen am 24.09.2019

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Neue Rezensionen zu Maaza Mengiste

Cover des Buches Der Schattenkönig (ISBN: 9783423282925)
Haverss avatar

Rezension zu "Der Schattenkönig" von Maaza Mengiste

Von tapferen Frauen und einem abwesenden Kaiser
Haversvor 2 Jahren

Was wissen wir über Äthiopien? Nicht viel. Binnenstaat am Horn von Afrika, gebeutelt von Bürgerkriegen, Vielvölkerstaat, dessen Geschicke über viele Jahrzehnte von dem im westlichen Ausland hochangesehenen absolutistischen Herrscher Haile Selassie (1892 -1975), dem Negus Negest, gelenkt wurden. Unterbrochen wurde seine Regierungszeit lediglich während des Abessinienkriegs, in dem er 1936 das Land verließ und ins Exil nach England floh und erst 1941 mit Hilfe der Briten zurückkehrte.

Und über den von 1935 bis 1941 dauernden Abessinienkrieg wissen wahrscheinlich die meisten von uns noch weniger. Im Oktober 1935 marschierten Mussolinis Truppen zur „Gewinnung neuen Lebensraums“ in Äthiopien ein und nahmen das Land völkerrechtswidrig in die Zange. Trotz des Einsatzes von chemischen Massenvernichtungswaffen gelang es ihnen jedoch nicht, weite Teile im Norden, die von abessinischen Patrioten gehalten wurden, unter ihre Kontrolle zu bringen.

Was noch weniger bekannt ist, in den Reihen der Widerständler kämpften auch Frauen an vorderster Front. Und davon erzählt die in Äthiopien geborene amerikanische Autorin Maaza Mengiste in ihrem Roman „Der Schattenkönig“ (2020 auf der Shortlist des Booker Prize) und möchte damit diesen Frauen ein Denkmal setzen.

Hundertprozentig gelungen ist dies allerdings nicht, auch wenn sie Hirut, eine junge Frau in Diensten eines kaiserlichen Offiziers, ins Zentrum rückt. Vielmehr macht es den Eindruck, dass Mengiste den historischen Gegebenheiten nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient hätten. Der Roman ist eher ein Heldengesang, in dem der abwesende Kaiser glorifiziert wird, obwohl er sein Volk in dieser schwierigen Zeit im Stich im gelassen hat. Denn es ist ein Doppelgänger Selassies, der dessen Rolle übernimmt, hoch zu Ross auf den Schlachtfeldern erscheint, als „Schattenkönig“ den Kämpfenden Mut macht und sie antreibt.

Etwas weniger Heldenverehrung, dafür konzentrierteres Schauen auf die Rolle der Frauen in diesem Krieg, hätte dem Roman sicher nicht geschadet.

Cover des Buches Der Schattenkönig (ISBN: 9783423282925)
B

Rezension zu "Der Schattenkönig" von Maaza Mengiste

Die Rolle der Frauen in einem vergessenen Krieg
buchlesenliebevor 2 Jahren

Die Rolle der Frauen in einem vergessenen Krieg

1935; der sogenannte Abessinienkrieg: die Truppen des italienischen Diktators Mussolini fallen in Äthiopien ein. Hirut, eine junge Waisin aus ärmlichen Verhältnissen, schließt sich den zahlreichen kämpfenden Frauen an und wird Soldatin - ihr Ziel: einem Schicksal in der Unterwerfung, Misshandlung und Unmündigkeit zu entfliehen. Aufgewachsen ist sie als unterdrücktes Dienstmädchen bei Kidane, einem hochrangigen Offizier und dessen Frau Aster, die Hirut stets in ihrer Wertigkeit degradiert, als Konkurrenz betrachtet und ihren Mann als Anführerin der weiblichen Kampftruppen unterstützt.
Während die äthiopischen Kämpfer*innen unermüdlichen Widerstand gegen die italienischen Faschisten leisten und sich den Brutalitäten des Krieges stellen, flüchtet der äthiopische Kaiser Haile Selassie ins Exil. Hirut wird zur mutigen Identifikationsfigur der demoralisierten Kämpfer*innen: sie findet eine dem Kaiser ähnliche aussehende Person - Minim, verwandelt ihn zum authentischen Doppelgänger, wird seine Wächterin. Eine Kriegsstrategie, die neuen Mut spendet und den Kampfgeist neu entfacht.

Maaza Mengiste erinnert in ihrem zweiten Roman „Der Schattenkönig“, welcher 2020 auf der Shortlist des Booker Prize stand, auf eindrückliche Weise an die zahlreichen Frauen, die in den 1930er Jahren gegen die italienischen Soldaten gekämpft haben und setzt ihnen ein wichtiges literarisches Denkmal. Mengiste nimmt sich somit einer äußerst spannenden und komplexen Thematik an und zeigt auch, welche vielschichtigen und widersprüchlichen Rollen und Funktionen am Krieg beteiligte Frauen einnehmen (können). Ein weiterer Fokus liegt außerdem auf der Perspektive der italienischen Soldaten und jener des jüdischen Kriegsfotografens Ettore, der zum „Archivar der Toten“ wird (S.480). Das klingt inhaltlich erstmal spannend und auch sprachlich hat der Roman einiges zu bieten. Mengiste erzeugt definitiv lebhafte, verstörende und somit authentische Bilder einer brutalen Kriegsrealität (Triggerwarnungen seien hiermit ausgesprochen). 

Dennoch: Mengiste verlangte mir als Leserin einiges ab - vor allem in Bezug auf das Zurechtfinden in den komplexen Beziehungsgeflechten und innerhalb der sehr besonderen Erzählstruktur. Der Roman ist für mich eines dieser Bücher, die erobert werden wollen und durch die man sich regelrecht durchkämpfen muss. Bei denen Gebanntheit, Faszination, emotionale Ansprache, leichte Verzweiflung, gedankliche Abschweifungen und mal stillere, mal lautere Abbruchswünsche nah beinander liegen. Es stellt sich nur die Frage, wann man den „Kampf“ besser aufgeben sollte. Bei mir begann die Eroberung erst nach etwa 250 Seiten und hielt gute 250 Seiten an. Danach zog sich das Ganze für mich leider wieder zunehmend erneut wie Kaugummi. Mir fehlte es extrem an Fokus, Kohärenz und einem Spannungsbogen. Für mich abschließend nicht ganz beantworten, kann ich die Frage, ob der Roman letztendlich und - trotz der Perspektive auf die Gewalt, die Frauen erleiden und sich selbst gegenseitig zufügen - unterm Strich nicht doch zu sehr zu einer Art „Beschönigung“ von Krieg-, Kriegserfahrungen- und beteiligung aus weiblicher Perspektive sowie einem nationalen Kriegspathos und Patriotismus tendiert. Eine kulturell und historisch wertvolle Leseerfahrung, die ich zwar nicht bereue, dennoch fällt mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung schwer. Gewünscht hätte ich mir noch ein Glossar für die amharischen Begriffe, die zwar im Kontext verständlich sind, aber unterschiedlichen Interpretationen unterliegen und somit zu Fehldeutungen verleiten können.
Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit und Patricia Klobusiczky.

Cover des Buches Der Schattenkönig (ISBN: 9783423282925)
UlrikeZas avatar

Rezension zu "Der Schattenkönig" von Maaza Mengiste

Etwa zu bemüht anspruchsvoller Stil
UlrikeZavor 2 Jahren

Die Autorin Maaza Mengiste greift in dem Buch „Der Schattenkönig“ ein Thema auf, das mir nur wenig präsent war. Mussolinis Invasion in Äthiopien 1935 und der Widerstand der Äthiopier und vor allem auch der Äthiopierinnen.
Diese Wissenslücke wollte ich im Rahmen eines guten Romans schließen. Am Anfang war ich von der Geschichte um die verwaiste Hirut, die als Dienstmädchen eines Offiziers des äthiopischen Kaisers Haile Selassie arbeitet, fasziniert, denn Mengiste beschreibt Hiruts Alltag und die alltägliche Gewalt, die ihr in der Familie des Offiziers - besonders durch dessen Frau - widerfährt sehr eindringlich. Auch das erste Auftreten des Chors, wie man es aus griechischen Tragödien kennt, um dem Leser noch etwas mehr Hintergrund zu den Charakteren zu geben, fand ich am Anfang eine interessante und spannende Idee.
Doch anstatt des erwarteten Pageturners entwickelte sich das Buch für mich mehr und mehr zu harter Arbeit. Das lag zum einen daran, dass die Geschichte eher für Leser geschrieben ist, die die historischen Vorgänge bereits kennen. Ich musste sehr viel „googeln“, um Zusammenhänge erst einmal zu verstehen. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn die Lektüre selbst meine Wissenslücken geschlossen hätte. Auch der Stil der Autorin, der mich am Anfang der Literatur noch fasziniert hatte, strengte mich irgendwann sehr an. Eine sicherlich sehr interessante Geschichte, die von einer talentierten Autorin gut umgesetzt wurde und bestimmt auch vielen Lesern gefallen wird, deren Lektüre für mich aber doch sehr mühsam war.

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