Maddie Mortimer

 4,4 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Maddie Mortimer, geboren 1996 in London, studierte Englische Literatur in Bristol. Ihre Erzählungen wurden in der »Times« veröffentlicht und ihre Kurzfilme auf Festivals weltweit gezeigt. Sie ist Co-Autorin der Fernsehserie »Father/Daughter«. »Atlas unserer spektakulären Körper« ist ihr erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Maddie Mortimer

Cover des Buches Atlas unserer spektakulären Körper (ISBN: 9783455015164)

Atlas unserer spektakulären Körper

 (6)
Erschienen am 03.01.2023
Cover des Buches Maps of Our Spectacular Bodies (ISBN: 9781529069365)

Maps of Our Spectacular Bodies

 (1)
Erschienen am 31.03.2022

Neue Rezensionen zu Maddie Mortimer

Cover des Buches Atlas unserer spektakulären Körper (ISBN: 9783455015164)
Gruenentes avatar

Rezension zu "Atlas unserer spektakulären Körper" von Maddie Mortimer

Auswirkungen einer schweren Krankheit
Gruenentevor 6 Monaten

Lia hatte schon mal Brustkrebs. Jetzt ist die Krankheit zurück. In der Lunge. Sie versucht es mit einer aggressiven Chemo.  Denn Lia hat Grund zu leben. Sie ist nicht alt, sie hat einen tollen Ehemann und eine wundervolle Tochter. Einfach ein schönes Leben!
Der Roman begleitet Lia ins Krankenhaus, zur Chemo, sieht ihr bei der Arbeit zu. Der liebevolle Umgang mit Tochter und Ehemann ist wunderbar beschrieben.
Dazwischen gibt es immer wieder kurze Zwischenstücke. In denen spricht mal der Krebs, oder auch das Medikament und auch ihr eigener Körper.
So blieb mir als Leserin nichts anderes übrig, als dem Krebs dem Zerstörungsweg durch den Körper zu folgen. Als ob er einen eigenen Willen hat bahnt er sich einen Weg in sein Ziel: das Gehirn. Vor allem diese Zwischenstücke sind reine Poesie. Manchmal Text, manchmal Gedicht, manchmal auch Wortmalereien auf dem Papier. Hier gönnt sich die Autorin viele verschiedene Stilmittel.
Daneben gibt es auch Passagen aus der Sicht von ihrem Mann Harry, der Tochter Iris und der Mutter Anne. Vor allem die Passagen von Iris haben es mir angetan.
Und sie führt uns die Vergangenheit von Lia. Die Kindheit in einem Pfarrershaushalt. Die erste große Liebe, die sie fast zerstörte, die Jahre ohne Kontakt zu den Eltern, die Unsicherheiten, vor allem in der Beziehung zur Mutter.
 Durch die Perspektivwechsel und vor allem die Zwischenstücke, bei denen die Sichtweise nicht immer klar war, ist das Buch nicht ganz einfach zu erfassen. Doch in der Gesamtheit ist es ein wunderbar poetisches Buch, dass den Leidensweg einer Krebskrankenunheimlich einfühlsam beschreibt.  Da in unserer Familie natürlich auch Geschichten über diese Krankheit zu erzählen sind, ging mir das Buch sehr nahe. Ein- zweimal musste ich auch zum Taschentuch greifen. Obwohl die Autorin meiner Meinung nach nicht extra auf die Tränendrüse drückt. Das Buch ist niemals kitschig.

Im Nachwort beschreibt Mortimer, dass ihre Mutter an Krebs starb, als sie selbst noch ein Teenager war. Ich denke sie hat in diesem Buch sehr viel verarbeitet.

 Für einen Debütroman ist dieses Buch unheimlich reif. Es ist durch die Einbettung der Kindheits- und Jugendgeschichte und dem Alltag von Iris und Harry unglaublich vielschichtig.  

Kommentare: 1
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Cover des Buches Atlas unserer spektakulären Körper (ISBN: 9783455015164)
Code-between-liness avatar

Rezension zu "Atlas unserer spektakulären Körper" von Maddie Mortimer

Das Unaussprechliche in ein Feuerwerk aus Bildern und Sprache gegossen - ein tolles Debüt!
Code-between-linesvor 6 Monaten

Lia ist Anfang Vierzig, Kinderbuch-Illustratorin und lebt mit ihrem Mann Harry und der zwölfjährigen Tochter Iris in London, als ein Routine-Besuch beim Gynäkologen ihr Leben erschüttert und alle Gewissheiten ins Wanken bringt: der Brustkrebs, der vor Jahren diagnostiziert, seitdem aber behandelt und „unter Kontrolle“ ist, ist zurückgekommen. Die Einschätzung des Arztes ist eindeutig, und weder die Protagonistin Lia noch die Leserin werden mit Illusionen darüber zurückgelassen, was die erneute Diagnose zu bedeuten hat. Dies ist das Ende, es geht ums Akzeptieren, Zu-Ende-Bringen, um den großen Abschied.

Maddie Mortimer beschreibt diese Situation wahnsinnig beeindruckend – die Seiten stecken voller Authentizität, es geht hier nicht „nur“ um Trauer, es geht um den Schock, die Ungläubigkeit, das Verdrängen, die aufkeimende Hoffnung, die wieder einbrechende Trauer, um Angst, um Wut und irgendwann um Akzeptanz. Dass die Autorin als Jugendliche selbst den Tod der eigenen Mutter durch Brustkrebs miterlebt hat, erklärt die Authentizität der Schilderung – der wilde Strom sich abwechselnder Gefühle ist das, was mich an diesem Buch ungemein gepackt hat.
 Gleichzeit nähert sich die Autorin dem Thema auf einer ungewohnten, aber literarisch sehr gelungenen Ebene: immer wieder kommt hier auch der Krebs in all seinen Erscheinungsformen zu Wort, als Keimzelle des Bösen, als schleichendes Gift in Lias Körper, das immer mehr an Macht gewinnt und durch seine Siegessicherheit die Ausweglosigkeit der Situation von Anfang an verdeutlicht. Für diese Perspektive nutzt die Autorin eine bunte Farbpalette an Stilmitteln – unterschiedliche Schriftarten, Einrückungen, Quizfragen, als Friedenstauben gestaltete Textabschnitte, Passagen, die an Haikus erinnern – oftmals poetisch, noch öfter allzu grausam.

Neben der Gegenwart, in der Lia mit der erneuten Krebs-Diagnose konfrontiert ist, gibt es einen zweiten Erzählstrang - darin erfahren wir von Lias Jugend und jungen Erwachsenenjahren. Aufgewachsen in einem christlich-konservativen Pfarrhaus, das Verhältnis zur Mutter kalt und von Missverständnissen geprägt, der Vater eben mehr Pfarrer als Vater - hier lernt Lia im Alter von etwa 15 Jahren Matthew kennen, der einige Zeit als eine Art Lehrling im Haus ihrer Eltern verbringt. Matthew wird zur Liebe ihres Lebens – umso mehr, als Lia in den gemeinsamen Jahren viele Lektionen über Liebe und Schmerz, Verlangen, Besessenheit, Ergeben- und Verlorenheit lernen wird.
 Diese zweite Ebene nimmt recht viel Raum im Roman ein, und es war für mich eine traurige Erkenntnis, wie wenig Zeit für Lia zwischen dem Punkt liegt, an dem sie sich aus den Anhaftungen und dem Schmerz junger Jahre befreit hat und gleichzeitig realisiert, dass die Zukunft verloren ist.

Die Autorin schreibt im Nachwort, die Beziehung zwischen Lia und ihrer Tochter Iris sei ihrer eigenen Beziehung mit ihrer 2010 an Brustkrebs verstorbenen Mutter nachempfunden – und das spürt man. Neben der kunstvollen Art, Trauer, Hoffnung, Nicht-Aufgeben-Wollen, Verzweiflung, Schmerz und Krankheit so ineinander verwoben darzustellen,  war das für mich der beeindruckendste Aspekt am Buch: die gefühlvolle Annäherung an die Situation von Lias Familie, die die geliebte Mutter / die Ehefrau loslassen muss; dazu die emotionale Achterbahn von Lia, die nicht nur akzeptieren muss, dass ihr Leben unausweichlich zu Ende geht, sondern auch der Tatsache ins Auge sehen muss, dass sie ihre Tochter allein lassen wird, dass ein Abschied für immer ansteht. Dass die Autorin hier viel eigenes Erleben sowie Gelesenes aus den wohl umfangreichen Tagebüchern ihrer eigenen Mutter unterbringt, spürt man als Leser und es war einer von vielen Gründen, warum mir dieses Buch sehr nahe gegangen ist.

Kommentare: 3
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Cover des Buches Atlas unserer spektakulären Körper (ISBN: 9783455015164)
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Rezension zu "Atlas unserer spektakulären Körper" von Maddie Mortimer

Eine emotionale Reise
Nasuadavor 7 Monaten

Lia ist glücklich verheiratet, hat eine Tochter im Teenageralter und illustriert ihre eigenen Kinderbücher. Mit ihrer entfremdeten Mutter nähert sie sich gerade wieder an und auch die Schatten der Vergangenheit hat sie hinter sich gelassen. Alles könnte also perfekt sein, wenn da nicht dieses seltsame Wesen in ihrem Körper wäre…

Maddie Mortimers erster Roman „Atlas unserer spektakulären Körper“ nimmt Bezug auf ihr eigenes Leben und bezeichnet das Buch als eine Elegie auf ihre Mutter und die Beziehung zueinander. Emotional erzählt sie die Geschichte von Lia und dem Anfang vom Ende ihres Lebens. Dabei verwendet die Autorin im Text den Flattersatz, so dass alles wie ein einziges lange Gedicht wirkt. Besonders sind aber vor allem die Kapitel, in denen aus Lias Innerem erzählt wird. Ein Wesen bewegt sich dort durch die Körperteile und Gewebeschichten und hat sogar eigene Spitznamen für Menschen und Dinge aus ihrem Leben entwickelt – so etwas habe ich zuvor noch nie gelesen!

Im Handlungsstrang, der sich außerhalb des Körpers abspielt, erfahren wir nach und nach alles Wichtige über Lia, ihren Mann Harry, Tochter Iris und die Beziehung zu den eigenen Eltern. Aufgewachsen in einem Pfarrhaus, interessierte sie sich schon als junges Mädchen mehr für die Kunst, als für Gott und spätestens im jungen Erwachsenenalter ging die Verbindung zu dem letzten Rest ihres Glaubens verloren. Was folgt, ist der Versuch, sich aus der schädlichen Beziehung zu ihren Eltern und ihrer ersten Liebe zu lösen, einen neuen Partner fürs Leben zu finden und ein Kind aufzuziehen – aber auch der Beginn einer Krankheit, die Lias Körper kontinuierlich zerstören wird.

„Atlas unserer spektakulären Körper“ ist genau das: spektakulär. Eine emotionale Reise durch ein Leben voller Schuldgefühle und Bedauern, Verdrängung und Akzeptanz. Mehrfach im Roman entschuldigt sich Lia bei Mann und Tochter dafür, dass sie sterben wird. Sie hat das Gefühl, die Krankheit in ihr Leben eingeladen zu haben und kämpft immer wieder mit diesem belastenden Gedanken. Wer auf bestimmte Themen sensibel reagiert, recherchiert vorher dem Lesen besser den genauen Inhalt.

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Gespräche aus der Community

Leserunde für alle, die sich für das Autorendebut von Maddie Mortimer - Atlas unserer spektakulären Körper" interessieren.

Die Leserunde soll Anfang März beginnen. Es gibt keine Bücher zu gewinnen, jede*r liest mit ihrem eigenen Buch.

57 Beiträge
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Letzter Beitrag von  Lykevor 6 Monaten

Hallo ihr Lieben, also ich melde mich nun nach langem Schweigen doch ab - ich kriege es momentan einfach nicht hin. Ich komme eh wenig zum Lesen gerade, habe aber einen Haufen LEs hier liegen, die muss ich vorziehen. Es tut mir echt leid 🥺😪

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von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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