Gilles' Frau von Madeleine Bourdouxhe ...
... ist ein Meister(inn)enwerk der Weltliteratur, das nur im zeitlichen Kontext verstehbar ist!Die Bourdouxhe war eine Zeitgenossin der Beauvoir, aber keine Feministin. Da ist Erotik (bez. s. auf zwei Rezensionen bei Amazon) - also wirklich, mit Verlaub, was ein Stuss - natürlich nur sehr verhalten zu finden! Und ein Heimchen am Herd ist die Hauptfigur auch nicht! Manchmal hilft es im Impressum nachzulesen, WAS man eigentlich vor sich hat und aus welcher Zeitepoche es stammt!
Für mich ist Gilles' Frau eines der größten - unterschätzten - literarischen Werke des letzten Jahrhunderts, gerade weil von einer Frau aus sehr weiblicher Sicht und ganz aus dem Herzen und Empfinden einer Frau heraus geschrieben.
Und erst diese Zartheit und Leichtigkeit des Stils, des Ausdrucks, das gekonnte Spiel mit den Zeiten und überhaupt diese - endlich weibliche - Sprache, und das in solch früher Zeit ... welch ein Genuß!!!
Was hätte ich in meiner Jugend dafür gegeben solche Frauenliteratur gezeigt zu bekommen, etwas mir als junger Frau Gemäßes - eben weibliche Kunst - lesen und mit ihr wachsen zu dürfen!
Sattdessen sah ich mich in der Schule den ewig-gestrigen Kopfgeburten und feuchtdumpfen Altherrenphantasien von Goethe bis Grass ausgesetzt, wie in einem Freilandversuch mit Pestiziden!Das tat seelisch - und körperlich - weh, in diesen kranken Männerhirnen spazieren geführt zu werden!
Zudem ließ es mich glauben, dass es wohl gar keine schreibenden Frauen gibt!? Und falls doch, na ja, dann kann das, was die da machen, ja wohl nicht viel sein, denn sonst würden wir es ja ... gesagt kriegen?
Gottseidank gehen diese gruseligen Zeiten der von Männern dominierten (Schul-) Curricula und (Literaten-) Welten zuende!
Vielleicht war es sogar ganz gut, dass man mir in der Schulzeit die Madeleine Bourdouxhe nicht einzutrichtern versucht hat, nur um mir den Spaß an ihr zu nehmen? So kann ich sie heute unbeschwert genießen und für mich konstatieren: ja, es gab sie - schon immer - die ganz großen Frauen / Literatinnen!!! Sie warten noch immer darauf entdeckt zu werden ...
Madeleine Bourdouxhe
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Gilles' Frau
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Neue Rezensionen zu Madeleine Bourdouxhe
Gilles’ Frau - Madeleine Bourdouxhe (Autorin), Monika Schlitzer (Übersetzerin), 160 Seiten, Klaus Wagenbach Verlag (28. April 2017), 12 €, ISBN-13: 978-3803127792
„Durch die Nässe verfaulen die letzten Herbstblumen, noch bevor sie Zeit hatten zu welken.“ (Seite 130) Ein Satz, der für vieles gilt, auch und insbesondere für Elisa.
Elisa ist die Frau von Gilles, einem Stahlarbeiter, irgendwo am Rande einer Industriestadt in Belgien, vielleicht Lüttich. Sie führen eine sogenannte ganz normale Ehe, zwischen Kindern, Küche, Garten, Arbeit und dem Warten auf den von der Arbeit kommenden Mann, den sie abgöttisch liebt.
Damit beginnt auch dieser Roman. „Fünf Uhr … Er wird bald heimkommen“ denkt Elisa. Und kaum hat sie das gedacht, ist sie zu nichts mehr fähig […] Eine Welle der Zärtlichkeit ergreift sie wie ein Schwindel.“ (Seite 5) So erwartet sie die Ankunft von Gilles von der Arbeit in der örtlichen Fabrik in der belgischen Landschaft. Sie ist verliebt in ihren Mann und erwartet ihr drittes Kind, Elisa will wenig mehr, als sich um ihre Familie zu kümmern. Dabei bemüht sie sich, ein möglichst komfortables Zuhause zu schaffen. Die Eröffnungsszenen malen idyllisches Bilder, voll von den einfachen Freuden des Lebens: „Gilles lehnt sich wieder aus dem Fenster. Er denkt an nichts und an eine Menge winziger Kleinigkeiten. Morgen ist Sonntag … Der Duft der Suppe steigt ihm noch immer in die Nase … Die Blumen im Garten sind schön. Wie angenehm das Leben doch ist. Er sieht Elisa zu, wie sie im Licht der untergehenden Sonne seine beiden nackten kleinen Töchter badet, und Frieden erfüllt ihn.“ (Seite 9)
Doch es dauert nicht lange, bis diese harmonische Existenz auseinanderfällt. Kurz vor der Geburt ihres Babys beginnt sie, ein vages Gefühl von Unbehagen zu erleben. Gilles erscheint in irgendeiner Weise unbeständig. Zuerst setzt Elisa es auf ihren eigenen Zustand - schließlich ist alles ein wenig seltsam, wenn man hoch schwanger ist. Aber eines Abends, als Gilles im Begriff ist, mit Victorine (Elisas attraktiver jüngerer Schwester) auszugehen, ist Elisa von einem akuten Gefühl der Angst gepackt.
Madeleine Bourdouxhe beschreibt die Katastrophe sehr gut: die Art und Weise, in der der Verrat in einem Blick oder einer Geste des Augenblicks sichtbar wird; oder auch wie ein neugieriges, fast euphorisches Schockgefühl das Herz in den ersten Phasen der Gefahr schützt. Dann kommt das hartnäckige Geschäft des emotionalen Überlebens: Es ist nicht so viel der Verlust von Gilles Liebe, die Elisa fürchten muss, sondern der Verlust ihrer eigenen Liebe.
„Gilles’ Frau“ ist eine klassische Tragödie. Die Orte sind einfach, die mitspielenden Personen ebenfalls. Und es sind nicht viele. Keiner verliert den Überblick. Bourdouxhe Stärke ist es, aus wenig viel zu machen. Dabei nutzt sie einen Sprachstil, der sowohl blumig elegant als auch ruppig und grausam ausfallen kann, der minimalistisch, aber zugleich sehr emotional ist. Hinzu kommt eine überaus genaue und treffende Analyse der Unterschiede von männlicher und weiblicher Sexualität. Und sie zeigt die schmalen Grenzen auf, die zwischen Liebe und Anbetung verlaufen.
Madeleine Bourdouxhe lässt den Leser ganz nah an Elisas Sicht und gibt ihm einen nahezu vollständigen Zugang zu ihren inneren Gedanken und Gefühlen. Es ist ein verheerendes Porträt einer Frau, die in ihrem Schmerz und Leiden in ihrer selbstaufopferten Liebe zu ihrem Mann isoliert ist.
Das Buch war der Debütroman von Madeleine Bourdouxhe, der erstmals 1937 erschien, als die Autorin Anfang dreißiger Jahre war. Und ihr gelang mit dieser Konzentration auf eine ménage à trois eine zeitlose Geschichte selbstloser Liebe und ihrer Schmerzen.
Sie können das Buch in zwei oder drei Stunden leicht lesen, aber diese Geschichte hat das Potenzial, länger in Ihrem Gehirn und Ihrem Herzen zu verweilen.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages
https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1099-gilles-frau.html
Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de
Habe ein Buch gelesen welches normalerweise nicht gerade in mein Beuteschema passt.
Doch da sich hier bei den Buchgesichtern vorwiegend weibliche Leserinnen tummeln wollte ich mich mal dieser Lektüre befassen um euch vielleicht noch besser verstehen zu können.
Auf der Buchrückseite steht folgender Satz: „Was es heißt, eine Frau zu sein“
Ein Zitat aus der Zeitung - Die Woche „Dieser Roman ist einer der schönsten Liebesromane, die es momentan zu lesen gibt“
Klappentext:
Nur der Augenblick zählt für Marie. Obwohl die junge Frau glücklich verheiratet ist, lässt sie sich auf eine Affäre mit einem jungen Mann ein. Die stürmische erotische Beziehung gefährdet ihre Ehe jedoch zu keinem Zeitpunkt: Denn trotz der Intensität ihrer Gefühle entdeckt Marie, dass sie an keinem der beiden Männer Verrat begeht.
Meine Meinung:
Nach dem Klappentext war meine Erwartungshaltung an dieses Buch recht hoch.
Doch nach der Lektüre dieses kurzen Romans von 165 Seiten war meine Begeisterung nicht nennenswert. Für meinen Geschmack plätschert die Handlung, im Frankreich des Jahres 1939, nur leise vor sich hin. Einige Erlebnisse werden nur angerissen und oft fehlt mir der Zusammenhang und der Gesamtbezug.
War vielleicht doch die falsche Zielgruppe, oder nicht romantisch genug.
Im Nachwort (15 Seiten) werden wieder Interpretationen geliefert auf die ich selbst nicht gekommen wäre!
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Erkundung eines Genres welches von mir nicht allzu oft gelesen wird.
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